0864 - Karas grausame Schwester
sagte nichts.
Sie schaute nur und schien den Geräuschen zu lauschen, die von den Blutstropfen verursacht wurden, als sie auf den staubigen Boden klatschten. Ich warf Suko einen Blick zu. Auch er stand unbeweglich, in einer Hand die Peitsche, den linken Arm hatte er leicht angewinkelt und hielt seine Hand dabei ausgestreckt, wobei seine Finger sicherlich den Stab berührten. Ihn würde er einsetzen, wenn es hart auf hart kam.
Noch war es nicht soweit.
Jeder wartete darauf, daß der andere etwas tat, und ich rechnete auch damit, daß uns die Weißblonde wieder zurück in die Vergangenheit transportierte, aber das tat sie nicht, sie sprach uns plötzlich an.
»Zwei sind tot, ihr aber lebt noch, und das werde ich ebenfalls ändern. Ihr habt meine Kreise gestört, ihr seid in den Lauf meiner Rache hineingeraten, und ihr werdet so bestraft werden, wie ihr es verdient habt.«
»Mit dem Schwert?« fragte ich.
»Ja.«
»Mit welchem?«
Sie hob die Waffe mit der goldenen Klinge an.
»Sie gehört dir nicht.«
»Ich weiß es. Aber ich wollte das Schwert haben. Ich habe lange Zeit darauf gewartet, und nun habe ich es bekommen. Jetzt bin ich mächtiger als Kara, und ich gehöre auch zu denen, die es führen können. Es gibt für euch kein Entrinnen. Das Schwert wird euch vernichten. Erst danach werde ich mir Kara holen und sie endgültig töten, dann wird es nur noch mich geben, nur mich…«
Sie wollte es rasch hinter sich bringen und war bereits vor den letzten Worten auf mich zugekommen. Damit brachte sie mich in eine zeitliche Zwangslage und ließ mir so gut wie keine Gelegenheit, über eine Abwehr nachzudenken.
Das brauchte ich auch nicht, denn Suko griff ein.
Er sagte nur ein Wort.
Laut und deutlich sprach er es aus.
»Topar!«
***
Und damit hatte sich schlagartig einiges verändert. Plötzlich schaffte es nur noch Suko, sich normal zu bewegen. Roya stand starr, ich ebenso, und bei mir war alles ausgeschaltet. Die Zeit existierte nicht mehr, sie war für die Dauer von fünf Sekunden ausgeschaltet worden, in der Suko handeln mußte, wollte er etwas verändern.
Und er bewegte sich.
Einen Schritt benötigte er nur, um Roya zu erreichen, die mitten im Lauf stehengeblieben war, ein Bein noch nach vorn gestreckt und auch den rechten Arm halb erhoben, denn mit dieser Hand hielt sie Karas besondere Waffe fest.
Darauf konzentrierte sich der Inspektor. Er packte zu, er bog ihr schnell und kraftvoll die Finger auf, hielt das Schwert jetzt selbst und erfuhr, wie schwer es war.
Er schleifte es zu seinem Freund John Sinclair und hoffte, daß die Zeit noch reichte.
Dann sind sie vorbei.
Alles lief normal. Ich geriet wieder in den Fluß hinein, aus dem ich herausgerissen worden war.
Plötzlich konnte ich mich wieder bewegen, wobei ich innerhalb eines Sekundenbruchteils feststellte, daß sich einiges verändert hatte, was Suko durch seinen Ruf noch unterstrich.
»Nimm es, John!«
Ich schaute nach unten. Suko hatte das Schwert mit der goldenen Klinge auf den Boden gestellt und ihm einen Tick gegeben, so daß es in meine Richtung kippte.
Ich brauchte nur die Hand zu spreizen und zuzufassen.
Das tat ich, und plötzlich hielt ich die Klinge in der Hand und fühlte mich nicht mehr so unsicher.
Suko wich zurück. Er war kaum aus meinem Gesichtsfeld verschwunden, als ich Royas erstaunte Züge sah. Sie kam nicht mehr zurecht, sie hielt plötzlich nur noch ihre eigene Waffe in der Hand und mußte mit ansehen, wie ich es schaffte, das Schwert mit der goldenen Klinge anzuheben, was nur wenigen Menschen vergönnt war.
Ich konnte mir eine Bemerkung nicht verkneifen und sagte mit halblauter Stimme: »Du siehst, ich kann es auch!«
»Warum…?«
»Keine Fragen mehr. Jetzt nicht.« Ich war kampfbereit, nur sollte ich mich da geirrt haben, denn in dieses gefährliche Spiel stiegen noch drei andere Personen ein.
Myxin, der Eiserne Engel - und Kara!
***
Das Zentrum von Stonehenge war der Korridor, es war die Verbindung zwischen den Zeiten, auch wenn man ihm nichts ansah, aber es existierte, und nur das zählte.
Die drei hatten diesen Weg gefunden. Ob durch die flaming stones oder auf einem anderen Weg, das wußte ich nicht, das war auch nicht weiter tragisch, für mich allein zählte ihre Anwesenheit, und plötzlich sah alles anders aus.
Sie waren da, aber sie brauchten noch etwas Zeit, um sich zu regenerieren. Ihre Gestalten zitterten noch an den Umrissen. Auf mich wirkten sie wie gemalt, und nur allmählich füllten sie
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