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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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verstehe diesen Widerspruch nicht.«
    »Vielleicht hast du dich geirrt. Vielleicht war es eine andere Person, die du gesehen hast. Autofenster spiegeln oft und verzerren den Blick nach drinnen. Es war jemand, der Zamorra nur ähnlich sieht.«
    »Nein«, flüsterte der Spion. »Er war es wirklich.«
    Stygia tötete ihn.
    ***
    Professor Zamorra fand William im Eingangsbereich zum Keller auf dem Boden liegend vor. Er befürchtete schon das Schlimmste - vor allen Dingen, nachdem er auf dem-Visofonschirm nur schwarze Schlieren gesehen hatte - und untersuchte den Butler.
    Dessen Pulsschlag war schwächer als normal, aber nicht besorgniserregend.
    William lag bewusstlos auf den Fliesen, sonst schien ihm nichts zu fehlen. Er atmete langsam und tief ein und aus.
    »Also scheint so weit alles in Ordnung zu sein«, mutmaßte Zamorra. Er nahm an, dass sein Bediensteter einen Schwächeanfall erlitten und ihn deshalb angerufen hatte.
    »Ich rufe lieber einen Doktor«, murmelte der Meister des Übersinnlichen. Die Praxis des nächsten Mediziners lag im Nachbarort Feurs. »Aber auf dem Boden ist es zu kalt zum Liegen.«
    Zamorra ging in die Hocke, legte seine Arme von hinten um Williams Brustkorb, zog ihn hoch und schleifte ihn in das nebenan liegende Kaminzimmer des Châteaus.
    Dort angekommen setzte er den Butler in einen Sessel.
    Da er wusste, dass Nicole Duval zur gleichen Zeit trainierte, rief er Lady Patricia Saris an, Rhetts Mutter.
    »William ist bewusstlos«, sagte er zu Patricia. »Kümmere dich doch bitte um ihn. Ich rufe gleich den Arzt.«
    In diesem Augenblick ertönte ein zweiter Rundruf über die Haustelefonleitung. Die enorme Lautstärke ließ ihn zusammenzucken.
    ***
    Jeden Tag zur gleichen Zeit kam Madame Ciaire mit ihrem Renault Twingo aus dem 300-Seelen-Dorf unterhalb des Châteaus, um für Zamorra und seine Leute für ein paar Stunden den Kochlöffel zu schwingen.
    Zamorras Köchin war wohlbeleibt, was darauf schließen ließ, dass ihr das eigene Essen überaus schmeckte. Zudem war sie außerordentlich resolut. Sie verstand es, ihren Willen durchzusetzen; notfalls mit gehörigem Nachdruck.
    Sie nannte jede jüngere Person »mein Kind«, nur nicht Zamorra, er war für sie »der Chef«.
    Nach so vielen Jahren in Zamorras Diensten wusste Ciaire natürlich, was ihre Herrschaften bevorzugten. Sie bemühte sich, den Ansprüchen vollauf gerecht zu werden, was ihr so gut wie immer gelang. Zamorra war überzeugt davon, dass er keine bessere Köchin bekommen konnte.
    Allerdings hatte er nicht mitgezählt, wie oft Madame Ciaire im Lauf der Jahre schon gekündigt hatte. Da sie kurz darauf eh wieder in seinen Diensten stand, erübrigte sich das.
    An diesem heißen Sommertag wollte sie etwas leicht Verträgliches zubereiten, mit Fisch und Salat sowie Früchten als Nachtisch.
    Ciaire besaß die Angewohnheit, während des Kochens so falsch zu summen und zu singen, dass man das Originallied nicht heraushören konnte. Sir Rhett behauptete stets, dass sie das nur machte, damit sie in der Küche ihre Ruhe hatte.
    Auch heute trällerte sie wieder dermaßen schrill, dass laut einer älteren Bemerkung von Fooly die Milch kurz davorstand, sauer zu werden.
    »Ah, der Chef wird zufrieden mit mir sein«, lobte sie sich selbst und strich ihre Schürze glatt. Das machte sie jedes Mal, wenn sie eine Teilarbeit erledigt hatte.
    Sie hörte nicht das kurze hohe Geräusch an der Tür, als sie den Fisch in der Pfanne umdrehte. Es zischte und brutzelte dabei, und die Dunstabzugshaube lief auf hoher Stufe.
    Da bemerkte Ciaire, dass es schlagartig düsterer in der Küche wurde.
    Sie zog die Stirn in Falten.
    »Was mag das sein«?, fragte sie sich selbst. Dann wurde ihr bewusst, dass ein eigenartiger Geruch das Fischaroma überdeckte.
    Sie zuckte zusammen, als ihr klar wurde, dass sie jemand heimlich beobachtete. Und das war etwas, was sie auf den Tod nicht ausstehen konnte.
    Aus den Augenwinkeln, heraus versuchte sie zu erkennen, wer das war, aber sie sah nur etwas Dunkles.
    Das glaube ich nicht. Schwarzes Leuchten kann es nicht geben!
    Gänsehaut bildete sich auf ihren nackten Oberarmen, trotz der Hitze, die in der Küche herrschte. Ihr Herz schlug auf einmal kräftiger.
    Sie atmete schneller.
    Ciaire stellte die Herdtemperatur niedriger und bemühte sich, ruhig zu bleiben. Sie griff äußerlich so gleichgültig wie möglich nach einem der Schaschlikspieße, die noch vom Vortag in der Spüle lagen.
    Langsam drehte sie sich um, dabei den Spieß halb

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