0865 - Kosmische Irrfahrt
die sich während der stürmischen Expansionsphase dieser Organisation bildeten, als die führenden Leute nicht nach Benehmen und dem Äußeren, sondern nur nach Raumtauglichkeit, Zuverlässigkeit und Tüchtigkeit gehen konnten. Heute ist beides künstlich."
„Du meinst, sie schmieren sich extra ...?" fragte Nchr verblüfft. „Was wollen sie damit bezwecken?"
Die letzte Frage verstand er selbst nichj mehr, da die Musikkapelle die Lautstärke ihrer Darbietung steigerte, was sich bedauerlicherweise nicht auch auf die Qualität auswirkte.
Sekunden später brach das Spiel ab, und Kaiser Anson Argyris schritt mit strahlendem Lächeln und ausgestreckten Händen auf die Besucher zu.
„Willkommen auf Olymp, der Perle des Universums!" rief er mit dröhnender Stimme.
Nacheinander umarmte der Kaiser alle Besucher - mit Ausnahme des winzigen Siganesen, der ihm zur Begrüßung ein Barthaar ausriß.
Nchr und Ytter wurden vor Erregung beinahe ohnmächtig, als der Kaiser auch sie begrüßte. Es war noch gar nicht so lange her, seit Argyris gegen sie und ihre Freunde gekämpft und von Olymp verjagt hatte. Allerdings waren sie damals in anderer Gestalt aufgetreten als diesmal, doch bei den außergewöhnlichen Fähigkeiten, die der Kaiser damals bewiesen hatte, war es nicht auszuschließen, daß er sie entlarvte.
Fast waren die beiden Gys-Vool-beerah enttäuscht, als das nicht geschah. Sie liebten den Nervenkitzel und das Spiel mit wechselnden Masken beziehungsweise Gestalten -und nach der Entlarvung ihrer derzeitigen Gestalten wären sie gezwungen gewesen, zwei andere Personen zu überwältigen, zu kopieren und zu spielen. Das hätte die Spannung noch gesteigert.
Nach der Begrüßung hielt Kaiser Argyris eine kurze Ansprache, in der er den Abgesandten dafür dankte, daß sie auf dem Weg zur Erde auf Olymp Station gemacht hatten. Er berichtete, welche Schäden die Zeit der Konzilsherrschaft auf Olymp verursacht hatte und welche bereits behoben waren.
Zum Schluß hob er die Hände und rief: „Olymp wird künftig die Welt der Milchstraße sein, die für alle anderen Sternenvölker geöffnet ist und auf der sich Angehörige aller Sternenvölker friedlich begegnen, um Informationen auszutauschen, Handel zu treiben und sich zu vergnügen!"
Mehrere Gleiter landeten, nahmen die Besucher und Gastgeber auf und flogen zum Palast des Freifahrerkaisers, der nach dem Abzug des la-rischen Gouverneurs gründlich gereinigt und renoviert worden war.
Während der Kaiser seinen Besuchern die Anlage des Palasts beschrieb und sie durch mehrere Hallen und über einen Innenhof führte, entdeckte Mehr im Schatten einer Palme neben einem Ziehbrunnen eine seltsame Gestalt.
Er drückte sich an eine Säule und ließ seine Gefährten vorausgehen. Aufmerksam musterte er die huma-noide, aber ansonsten nicht menschenähnliche Gestalt. Er sah, daß sie smaragdgrüne, von goldfarbenen Mustern durchzogene Haut, ein langes ovales Gesicht, eine schmalrük-kige leicht gebogene Nase, silbrig schimmernde Brauen, ein wuchtiges Kinn und silberfarbenes Haar hatte. Das Haar wurde von einem grünen Stirnband gehalten.
Dem Gys-Voolbeerah war sofort klar, daß dieses Wesen trotz seiner humanoiden Gestalt einem ganz anderen Zweig der kosmischen Evolution entstammte als der Mensch.
Als der Unbekannte den Kopf wandte und in Nchrs Richtung schaute, hielt der Molekülverformer unwillkürlich den Atem an, denn solche Augen hatte er noch nie gesehen.
Es waren bernsteingelbe Augen, deren Iris winzige grüne Punkte und haarfeine grüne Streifen aufwies -und sie schienen dem Gys-Voolbeerah bis auf den Grund seiner Seele zu schauen.
Nchr fühlte sich so beklommen wie noch nie. Er rührte sich nicht, aber als der Unbekannte nach einiger Zeit in eine andere Richtung sah, huschte er eilig davon und suchte den Anschluß an die anderen Kommissionsmitglieder.
7.
MELANCHOLIE
Tengri Lethos registrierte das Interesse des einen Kommissionsmitglieds an seiner Person, ignorierte dessen Starren aber, bis es ihm zuviel wurde.
Er wandte den Kopf und blickte den Akonen prüfend an. Dabei stellte er erstaunt fest, daß der Akone gar kein Akone sein konnte. Er war zweifellos etwas anderes, aber der Hüter des Lichts hätte nicht sagen können, was er wirklich war. Er erkannte nur am Ausdruck der Augen, daß das Bewußtsein, das sich darin spiegelte, nicht das Bewußtsein eines humanoiden Lebewesens war.
Als er spürte, daß der angebliche Akone seinen Blick als unangenehm
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