0865 - Kosmische Irrfahrt
Pulsationen der Sonne Illema herrschten auf Oxtorne Temperaturen zwischen 100 Grad plus und 120 Grad minus, dazu kamen schwere Beben und Stürme bis zu 1000 Stundenkilometern - ganz abgesehen von der Schwerkraft, die 4,8 Gravos betrug. Sogar die an eine hohe Gravitation angepaßten riesenhaften Ertru-ser mieden diese Extrem weit.
Nchr blickte prüfend zu Marais Joker, aber der Oxtorner schien seine Zusage als bloße Höflichkeitsfloskel abgetan zu haben. Er benahm sich völlig normal.
Langsam schlenderte Nchr alias Pedar von Margulien zu dem Marsi-aner, bei dem der Zaliter mit dem Si-ganesen, ein Anti und ein Springer standen.
„Ein interessantes Stück, Sir", sagte der Gys-Voolbeerah.
Der Marsianer verzog das Gesicht. Er war keineswegs ein Marsianer der a-Klasse, aber die Unterschiede in Haltung, Gang und Hautbeschaffenheit waren nicht zu übersehen.
„Sagen Sie bitte niemals ,Sir' zu einem Marsianer, Mister Margulien", sagte er. „Mein Name ist Norgad Thasien.
Es genügt, wenn Sie mich ,Mister Thasien' nennen." Er hob die Statuette. „Das ist übrigens ein Fundstück aus den Kopran-Kata-komben im Coprates Rif tValley. Es stammt von den sogenannten Ur-marsianern, die vor schätzungsweise zwei Millionen Erdjahren eine Zivilisation unter der Marsoberfläche besaßen."
„Wohin sind diese Urmarsianer denn verschwunden, Mister Thasien?" erkundigte sich Nchr. „Und vor allem warum?"
Der Marsianer zuckte die Schultern.
„Wohin, das weiß niemand so recht, Mister Margulien", antwortete er. „Man weiß nur, daß sie sich mit Hilfe sogenannter Interdim-Transmitter abgesetzt haben - und zwar wahrscheinlich nach mehreren Galaxien gleichzeitig.
Über das Warum gibt es lediglich Spekulationen, und zwar laufend neue."
„Können wir starten, Pedar?" rief Scerp von der gegenüberliegenden Seite der Zentrale.
Nchr lächelte und deutete auf „seine" Nichte.
„Von mir aus dürfen wir. Ob wir können, das entscheidet die Schif fs-führerin."
„Schiff ist startklar", erklärte Ilma von Rohan.
Sie wandte sich an die Mannschaft und erteilte die notwendigen Befehle. Sekunden später erhob sich die ARTH-PER und stieg in den trüben Himmel.
Die ARTH-PER landete auf dem Raumhafen am Rand des olympischen Container-Transmitters, der -wie alle zwölf Raumhäfen auf Olymp -den Namen eines verstorbenen Freifahrers trug, der sich besondere Verdienste um die Freifahrer erworben hatte. Der Name stand allerdings nur auf einer Metallplastiktafel des Abfertigungsgebäudes. Auf dem dunkelgrauen Boden, der zugleich die Oberfläche der Decke von Hangarschächten, zahllosen Lifts, tiefgelegenen Transportbandtunnels, Rohrbahnschächten und -Stationen war, war lediglich die Zahl XI frisch mit weißgrüner Leuchtfarbe aufgetragen worden.
Kaum stand die ARTH-PER, als zirka dreihundert Schweberoboter aus einem Schacht quollen und sich im Kreis um das akonische Schiff aufstellten. Die Schweberobpter waren alt, wie ihr Zustand verriet. Ihre Oberflächen wurden von zahllosen Beulen und Kratzern sowie Flickstellen „geziert". Darüber konnte auch der Hochglanz, auf den sie poliert waren, nicht hinwegtäuschen.
„Was wollen die Roboter von uns?" fragte Ytter alias Seterc.
Mutoghmann Scerp lachte und erwiderte: „Keine Sorge, sie wollen uns nichts tun, Seterc. Es ist die Musikkapelle, mit der Kaiser Anson Argyris alle hochgestellten Besucher begrüßen läßt. Kommen Sie, steigen wir aus!"
Kaum hatten die Kommissionsmitglieder das Schiff verlassen, als die Roboter verbeulte, verbogene und zerkratzte, aber auf Hochglanz polierte Blechinstrumente und Trommeln hoben und ein ohrenbetäubendes Konzert anstimmten.
Kurz darauf gab es einen Knall. Aus der Mündung einer seltsam breit gebauten Kanone flog etwas Undefinierbares, entrollte sich während des Fluges zum Schiff und entpuppte sich schließlich als rund fünfhundert Meter langer roter Teppich.
Über diesen Teppich kam die imposante Gestalt des Freifahrerkaisers auf die ARTH-PER zu, begleitet von mehreren anderen hünenhaften Freif ahrern, die über den makellos glänzenden Raumkombinationen Schulterumhänge mit eigentümlichen Symbolen trugen.
Als Nchr genauer hinschaute, sah er, daß die vermeintlichen Symbole Schmutzflecken waren. Und in den Barten der Freifahrerfürsten entdeckte er Essensreste.
Ytter bemerkte offenbar seinen Abscheu, denn er rückte dicht an ihn heran und flüsterte ihm ins Ohr: ,J)er Schmutz und die Reste gehen auf alte Traditionen der Freifahrer zurück,
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