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0866 - Rattennacht

0866 - Rattennacht

Titel: 0866 - Rattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Panik davon, aber die beiden Asiaten waren geblieben, und die Frau hatte sich als ebenso stark erwiesen wie ihr Mann. Darüber dachte er nach, und er konnte sich vorstellen, daß sie ihm bereits auf den Fersen waren. Irgend etwas mußte vorgefallen sein. Wahrscheinlich war er nicht vorsichtig genug gewesen, denn schon in der Nacht war ihm ihr Verhalten aufgefallen. Da hatten sich die beiden sehr für ihn interessiert. Sie waren keine Franzosen, und er stellte sich die Frage, ob sie mit seinem Schicksal zusammenhingen.
    Er wußte es nicht.
    Ein paarmal hatte er sich noch umgeschaut und keine Verfolger entdecken können. Ihn und seine Ratten hatte die Unterwelt der Kanalisation verschluckt.
    Dort eilte er weiter.
    Auf den schmalen Stegen war es für ihn kein Problem, das Gleichgewicht zu halten. Er hatte es oft genug geübt. Wurde es zu schmal, konnte er sich an der Wand abstützen.
    Lampen klebten unter der Decke. Das trübe Licht glitt über das schäumende Wasser, gab der Oberfläche Reflexe und ließ sie heller erscheinen, als sie es tatsächlich war. Auch an den Wänden strich der Schein entlang und veränderte sie. Der Fels sah dabei aus wie die Haut irgendwelcher vorsintflutlicher Reptilien, die sich zur Ruhe gelegt hatten und einen tiefen Schlaf schliefen.
    Das schmutzige Wasser floß schmatzend durch die breiten Rinnen. Die Geräusche klangen gräßlich.
    Ungeheuer hatten ihre Mäuler aufgerissen und schleuderten den schaumigen Speichel hervor. Die Luft war stickig, verbraucht. Sie stank widerlich.
    Er eilte weiter.
    Absalom hätte auch bis zu »seinem« Friedhof durchgehen können, was er aber nicht wollte. Er würde in sicherer Entfernung wieder an der Oberfläche erscheinen und den Rest zu Fuß gehen. Ohne die Ratten. Die würde er irgendwo auf dem Friedhof schon Wiedertreffen. Sie und er kannten das Ritual.
    Als er zweimal pfiff, wußten sie Bescheid. Gehorsam blieben sie hocken, schauten zu ihm hoch, und Absalom nickte ihnen zu. Er nahm die Verbindung auf, er kommunizierte mit ihnen, er machte ihnen klar, daß er von nun an allein weitergehen würde.
    Die Ratten gehorchten.
    So drehte der Mann ab und tauchte hinein in einen kleinen Seitengang, von dem er wußte, daß er nur selten benutzt wurde. Die Gefahr, von irgendwelchen Kanalarbeitern entdeckt zu werden, war dort gering.
    Über eine Leiter kletterte er hoch. Die Feuchtigkeit hatte sich in seinen Mantel gesaugt, zusammen mit dem widerlichen Gestank dieser Kanalisation. Ihn regte es nicht auf. Andere würden sich darüber beschweren, das war ihm klar, doch ihn kümmerte es nicht. Wichtig allein war, wie gut oder schlecht ihm etwas tat.
    Er konnte den Deckel hochstemmen. Es war einfach, wenn man erst einmal eine gewisse Technik entwickelt hatte. Der Ort war günstig gewählt. Zwar hörte Absalom den Autoverkehr, doch er war nicht unter einer Straße. Der Mann befand sich auf dem Gelände der Limonadenfabrik, und er sah in der Nähe mehrere hohe Kessel.
    Er legte den Gullydeckel wieder normal hin. Schon vorher hatte er sich umgeschaut und keinen Menschen in der Nähe gesehen. So kam er prima weiter, kletterte über einen Zaun und erreichte eine schmale Gasse, deren Pflaster zu einem Teil noch vorhanden und zum anderen Teil herausgerissen war.
    Es war ein Viertel der Armen, der am Rande der Gesellschaft lebenden Menschen. Viele Nordafrikaner vermischten sich mit den Schwarzen. Nur wenige Weiße waren zu sehen, und ein Mann wie Absalom fiel hier kaum auf.
    Es war bereits der zwanzigste Bezirk, in dem er sich herumtrieb. Hier gab es Ghettos, und einen Friedhof.
    Beides kam zusammen, bildete aber keine Einheit, denn das Leben lief um den Cimetière Père Lachaise ab. Auf dem Friedhof lagen berühmte Tote, interessant für viele Touristen. Die Bewohner kümmerten sich nicht um das Gelände. Sie hatten andere Sorgen. Das Leben war schon schwer genug, was sollte man da mit den Toten?
    Man kannte ihn in dieser Gegend. Man wußte auch, was er getan hatte. Hier sprach sich alles schnell herum, besonders wenn einer von ihnen gedemütigt wurde, indem er anderen die Schuhe ablecken mußte. Aber die anderen lebten nicht mehr. Jeder wußte, daß es sie erwischt hatte, man hatte die Bilder in den Zeitungen gesehen, man gönnte es ihnen. Cunard und seine Leute waren nicht eben beliebt gewesen. Sie hatten die Gewalt verbreitet, sie gehörten zu den Tätern, nicht zu den Opfern, und es war immer gut, wenn Täter erwischt wurden.
    Aber wer hatte es getan?
    Alle ahnten es,

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