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0866 - Rattennacht

0866 - Rattennacht

Titel: 0866 - Rattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ebenso.
    Der Wind wehte aus südlicher Richtung. Wenn er durch die breiten Straßenschluchten fuhr, dann kam er mir vor, als hätte ihn die Wüste persönlich geschickt. Er war trocken und heiß, manchmal sogar sandig und staubdurchsetzt.
    Nein, der Straßenbelag war nicht geschmolzen, auch wenn es an manchen Stellen so aussah. Die Kleidung klebte mir am Körper, und ich freute mich auf eine Dusche im Hotel.
    Als ich den äußerlich alten, aber von innen modernen und sehr schönen Bau erreicht hatte, erhielt der Fahrer sein Geld. Ich schnappte mir den Koffer und war froh, von den allgegenwärtigen Armen der Klimaanlage umschlossen zu werden, als ich die Halle betrat.
    Ein Zimmer war nicht vorbestellt. Ich fragte an der Rezeption nach, es war noch genügend frei, und ich schaffte es sogar, einen guten Preis auszuhandeln.
    Das Zimmer lag in der dritten Etage. Bevor ich hochfuhr, erkundigte ich mich nach Suko und Shao, die sich beide nicht im Hotel befanden, wie man mir versicherte.
    Ich hinterließ ihnen eine kurze Notiz und erfuhr, daß ihr Zimmer direkt neben dem meinen lag.
    Das war wirklich Zufall.
    Ich fuhr mit dem Lift hoch. Noch immer trug ich den Koffer selbst, obwohl ich mich nach dem Flug etwas müde fühlte. Deshalb beschloß ich schon jetzt, mich nach der Dusche für einige Minuten aufs Ohr zu legen.
    Vor mir lag ein langer Gang, indirekt beleuchtet, mit einem neutralen Teppichboden ausgelegt, sowie rechts und links von Zimmertüren flankiert. Mein Zimmer lag auf der rechten Seite.
    Ich zählte die Nummer ab, erreichte die Tür, stellte den Koffer hin und schloß auf.
    Es war ruhig um diese Zeit, zudem war der Gang leer. Nur an seinem hinteren Ende stand der Wagen eines Zimmermädchens, voll mit Wäsche.
    Das Mädchen selbst sah ich nicht.
    Dafür hörte ich etwas.
    Ein Kratzen!
    In Bodennähe zu hören, und es veränderte sich auch, weil dieses Geräusch wanderte.
    Ich kam zunächst nicht damit zurecht, schaute nach unten, sah nichts, nur die beiden Leisten, die rechts und links des Gangs die Wände zum Boden hin abschlossen.
    Ein zweiter Blick.
    Da bewegte sich etwas.
    Ein Tier.
    Klumpig und pelzig zugleich, und es bewegte sich rasch.
    Eine Maus?
    Nein, dazu war das Tier zu groß, aber es glich trotzdem einer Maus. Es war eine Ratte.
    ***
    Ratten im Hotel!
    Ein Alptraum für jeden Hotelier. Schlimm genug, aber noch schlimmer, wenn sich diese Tierchen in einem Luxus-Hotel wie diesem eingenistet hatten.
    Die Ratte kam aus der Gegend, aus der ich ebenfalls gekommen war, und sie hatte noch einen Artgenossen bekommen, denn auf der anderen Gangseite, aber aus Richtung des Wagens, lief ebenfalls ein Tier heran. Es sah so aus, als wollten sich die beiden genau in meiner Höhe treffen, und ich wußte zunächst nicht, was ich tun sollte.
    Ich dachte an das Telex, das mich am Flughafen erreicht hatte, und ich erinnerte mich auch an den Inhalt. Suko und Shao steckten in leichten Schwierigkeiten, das nahm ich hin, und ich wußte auch durch die Kurzfassung, daß es um einen seltsamen Menschen ging, um einen dreifachen Mord und auch um Ratten.
    Jetzt hockten sie vor mir.
    Ich stand auf der Seite, zu der sie wollten. Den Koffer hielt ich in der Hand, die Codekarte des Zimmers ebenfalls. Ich wartete darauf, daß die Ratten etwas taten, aber sie blieben hocken, die Köpfe leicht zurückgelegt, und schauten mich an. Nach einer Weile zogen sie sich zurück und machten dabei auf mich den Eindruck, als wären sie ferngesteuert. Sie bewegten sich nicht wie normale Tiere, die sich meiner bescheidenen Ansicht nach hätten umdrehen müssen, das war bei diesen Ratten nicht der Fall.
    Sie gingen rückwärts.
    Und dies glich in der Tat einem Rückzug, wobei ich nur den Kopf schütteln konnte. Die Ratten waren auch nicht künstlich, ich stellte den Koffer endlich ab und folgte ihnen.
    Griffen sie an?
    Jedenfalls wurden wir keine Freunde, denn sie öffneten ihre Mäuler. Ich schaute in kleine rosige Schlünde hinein, sah Zähne und Zungen, dann aber drehten sich die Tiere um die eigene Achse und wieselten so schnell wie möglich davon.
    Wo sie genau verschwanden, sah ich nicht.
    Die wenigen Schritte bis zum Zimmer legte ich sehr nachdenklich zurück. Hätte ich jetzt in den Spiegel geschaut, er hätte mir einen Mann mit einem verbissenen Gesichtsausdruck gezeigt. Für mich stand fest, daß ich mich bereits mitten in diesem rätselhaften Fall befand, von dem ich leider zu wenig wußte.
    Das Zimmer war rattenfrei. Ich schaute auch im Bad

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