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0867 - Emily

0867 - Emily

Titel: 0867 - Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nähe lauernden Gefahr hatte sich in meinem Magen ausgebreitet, es wirkte plastisch, wie zum Greifen nahe. Etwas schwang durch die Luft, obwohl ich es nicht sehen konnte.
    Insekten umsurrten mich plötzlich. Die Wolke über dem Wasser hatte sich beinahe aufgelöst, als hätten all die winzigen Tiere Furcht vor einer drohenden Gefahr.
    Und sie zeigte sich.
    Jenseits des Teichs bewegte sich etwas zwischen den Baumstämmen. Es war schmal, es war hoch, es war ein Mensch - es war Shao!
    Ich schloß die Augen.
    Es war verrückt, denn ich wußte genau, daß Shao bei Suko zurückgeblieben war. Wieso sah ich sie plötzlich vor mir. Hatte sie sich von ihrem Partner gelöst? Wollte sie nicht mehr bei ihm bleiben?
    Hatte sie sich dermaßen schnell von ihrem Zustand erholt?
    Es war anders, ganz anders.
    Sie ging plötzlich schneller. Sie schleuderte ihr Haar zurück. Ihre Bewegungen waren auf den ersten Blick hin okay, auf den zweiten nicht, denn ich kannte Shao sehr gut. Sie war eine Shao, die sich nicht so hölzern bewegte. Man konnte sie als geschmeidig, als fließend ansehen, aber so wie sie ging, das gefiel mir ganz und gar nicht.
    Und sie kam näher.
    Sie umrundete den Teich. Beide Arme hingen starr nach unten. Mit der rechten Hand hielt sie etwas fest, das ich nicht genau erkennen konnte, das bei zahlreichen Bewegungen aber aufblitzte, wenn es frei lag und von den Strahlen der Sonne getroffen wurde.
    Sie wollte mich und umrundete den Teich. Nicht ein Wort hatte sie dabei gesprochen. Shao bewegte sich wie eine stumme, aber lebendig gewordene Drohung auf zwei Beinen.
    Ich ließ sie kommen.
    Es ist Shao, sagte ich mir und stellte den Satz gleichzeitig gedanklich in Frage.
    Nein, sie ist es nicht.
    Oder?
    Ich war ziemlich durcheinander, aber innerlich kalt. Das mußte ich sein, denn mit einem letzten Schlenker hatte es Shao geschafft, auf meine Seite des Teichs zu gelangen.
    Jetzt sah ich, was sie festhielt. Es war ein Beil, und das Blinken stammte von einem Lichtreflex her.
    Auch das noch, ein Beil!
    Shao sah beileibe nicht aus, als hätte sie das Beil als Spielzeug genommen.
    Sie schwang ihren rechten Arm vor und zurück. Auf mich machte diese Bewegung den Eindruck, als wäre sie dabei, auszuholen und erst einmal zu üben.
    Ich ließ sie kommen.
    Noch eine viertel Drehung, jetzt konnte sie mir ins Gesicht schauen. Ich blickte sie an - und war überrascht. Es hatten sich auch Fragen aufgebaut, die allerdings waren jetzt zurückgedrängt worden.
    Zwar sah ich Shao vor mir, aber sie war es irgendwo doch nicht. Sie bewegte sich anders, sie schritt nicht mehr so glatt dahin, und auch ihr Gesicht zeigte kein Erkennen.
    Die Augen blickten kalt.
    Der Schwung ihres rechten Arms hatte sich verstärkt. Ich rechnete damit, daß sie ausholte und dabei Maß nahm, um urplötzlich das Beil auf mich zu schleudern. Darauf richtete ich mich auch ein. Es war ein Fehler, dies zu tun, denn Shao reagierte völlig anders.
    Über ihr Gesicht lief ein Zucken. Es war so etwas wie ein Signal zum Start.
    Und plötzlich stürmte sie los. Sie würde innerhalb von zwei Sekunden die Distanz zwischen uns beiden überwunden haben…
    ***
    Emily lehnte sich zurück. Das tat sie immer, wenn sie eine ihrer Arbeiten beendet hatte. Erst zog sie die Beine an, dann hob sie sie hoch und streckte sie so weit aus, daß ihre Hacken auf der Kante des Schreibtisches zur Ruhe kamen.
    So wartete sie ab.
    Der Teenager mit dem Wuschelkopf sah aus wie jemand, der dabei war, sich völlig zu entspannen.
    Es ging ihr gut, Emily hielt die Augen halb geschlossen und das leere Blatt so, daß sie dagegen schauen konnte. Ihr Gesichtsausdruck drückte Zufriedenheit aus, sie fühlte sich gut, denn sie wußte, daß sich ihre Feinde in guten Händen befanden.
    Für sie gab es nichts mehr zu tun.
    Warten, abwarten, sich auf die Spannung konzentrieren, die sich in ihr aufgebaut hatte. Die halben Ärmel des dünnen Shirts hatte sie in die Höhe gerollt, bis zur Schulter hin. Der Atem floß zuerst noch normal aus ihrem Mund, was sich allerdings rasch änderte, denn plötzlich riß sie die Lippen auf und begann heftiger zu atmen.
    Sie verspürte keine Angst, keinen Druck, dafür aber eine gewisse Spannung, die sich wie ein Netz über sie gelegt hatte, das in ihre Haare und letztendlich auch in den Kopf hineindrückte, denn sie wußte genau, daß etwas geschehen mußte.
    Ihr Geschöpf war unterwegs. Es würde sich durch nichts aufhalten lassen. Sie hatte ihm die Gefühle mitgegeben, die auch

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