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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgestanden und eilte durch das von Glenda verlassene Vorzimmer.
    Der Lift brachte uns in die klimatisierte Unterwelt des Yard Buildings, wo die wissenschaftlichen Abteilungen den meisten Raum beanspruchten. In einem weiteren Trakt gab es noch einige Zellen, aber die hatten mit dem anderen nichts zu tun.
    Dr. Curtiz aß tatsächlich. Er hatte sich am frühen Morgen über einen doppelten Hamburger hergemacht, und mir fiel ein, daß man ihm auch den Spitznamen Big Mac gegeben hatte. Er war ein dicker Mann mit rabenschwarzen Haaren, die er straff zurückgekämmt hatte. Auf seinen dicken Lippen lag stets ein Grinsen, und er fühlte sich wie jemand, der eigentlich allen überlegen war.
    Tatsächlich war er ein ausgezeichneter Fachmann.
    Wir setzten uns ihm gegenüber. Er verdrückte den Rest des Hamburgers, schluckte Kaffee aus einem Pappbecher und schielte dabei auf den Kühlschrank, als befände sich dort weiterer Nachschub, über den er nachdachte. Mit einer Serviette wischte er sich die Lippen ab. Der weiße Kittel hatte einige Flecken auf dem Revers bekommen. Rote Punkte, die wie Blut aussahen, aber von einer Partie Ketchup stammen konnten.
    »Da habt ihr mir aber Arbeit gemacht, Freunde.«
    »Ach ja?«
    Er nickte mir zu. »War gar nicht so einfach.«
    »Wo gab es Schwierigkeiten?« wollte Suko wissen.
    »Tja… hm. Fangen wir mal ganz simpel an. Was ich da untersucht habe, ist ein Mensch gewesen.«
    Er hob die Arme und einen Finger. »Ich habe bewußt gewesen gesagt, denn als ihr ihn hier eingeliefert oder abgeliefert habt, war er kein Mensch mehr.« Er grinste uns an. »Schön, nicht wahr?«
    »Weiter, Doktor.«
    »Ja, ja, immer mit der Ruhe und nur keine Panik. Es wird alles laufen. Halten wir fest. Er war kein Mensch, aber er ist ein Mensch gewesen, bevor er starb. Klingt logisch, ist auch logisch, aber nach seinem Tod hat man etwas mit ihm angestellt.«
    »Was denn?«
    »Man hat ihn mumifiziert. Man hat ihn haltbar gemacht, versteht ihr das? Er sollte überdauern, überleben, wie auch immer. Vielleicht hat man ihn irgendwo ausgestellt, in einen gläsernen Sarg gelegt oder was auch immer mit ihm getan.«
    »Waren es Fachleute, die es taten?« wollte ich wissen.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sein Gesicht sah so schrecklich zerfressen aus.«
    »Das stimmt.«
    »Haben Sie dafür eine Erklärung.«
    Curtiz kratzte sich am Kopf. »Das ist nicht einfach«, gab er zu. »Ehrlich gesagt, ich rätsele noch herum. Ich bin mir da wirklich nicht im klaren.«
    »Da war noch eine Kette«, sagte Suko.
    »Eben.«
    »Was heißt das?«
    Curtiz schnaufte. »Auch sie hat uns Rätsel aufgegeben. Ich muß ehrlich gestehen, daß wir nicht zu einem Ergebnis gekommen sind. Nicht weil wir zu dumm wären, nein, uns fehlt einfach die Zeit. Sie wollten ja etwas erfahren, Sie haben mich und meine Mitarbeiter gedrängt, und ich habe Ihnen berichtet, was wir herausgefunden haben. Dieser Mann ist mumifiziert worden. Er muß unserer Ansicht nach vor ungefähr zehn Jahren gestorben sein. Anschließend hat man sich seiner Leiche angenommen. Das ist von einem Fachmann durchgeführt worden. Man hat die alten Techniken oder Praktiken angewendet.«
    »Die der Ägypter?« fragte ich.
    »Ich denke nicht.«
    Das überraschte mich. »Welche dann?«
    Curtiz überlegte einen Moment. »Wenn mich nicht alles täuscht, deutet es auf Mittelamerika hin. Karibik, sage ich mal bewußt etwas weit gespannt. Damit sollten wir leben können.«
    »Voodoo«, murmelte Suko.
    Diese Antwort hinterließ bei Curtiz ein Lächeln. »Das haben Sie gesagt, es ist auch Ihr Problem.«
    »Habe ich denn damit so unrecht?«
    Der Wissenschaftler wiegte den Kopf. »Sie wissen genau, daß ich dafür nicht zuständig bin. Ich halte mich an die Fakten.«
    Die waren zumindest für mich ein wenig enttäuschend. Ich hätte mir schon mehr erhofft und kam wieder auf die Kette zu sprechen. Ich wollte erfahren, ob Curtiz uns nicht einen winzigen Hinweis geben konnte, was sie anbetraf. Für mich war sie der Schlüssel.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Aber die Mumie hat gelebt«, sagte ich. »Sie hat sogar gemordet.«
    »Ja, das hörte ich.«
    »Und wir brauchen eine Erklärung.«
    »Für die ich nicht zuständig bin, Mr. Sinclair. Es geht nicht. Das ist nicht mein Gebiet. Sie bewegen sich auf diesem Pflaster, ich muß mich da einzig und allein auf meine Wissenschaft verlassen. Ich weiß natürlich, was Sie beide geleistet haben, ich akzeptiere dies auch, aber verlangen Sie von mir um Himmels willen

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