Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
immer dann, wenn er die Augen schloß, sah er Legionen von untoten Leibern über sich schweben, die ihn erdrücken wollten.
    Ricos Zustand war seiner Frau nicht verborgen geblieben, und sie hatte ihn geweckt. Noch immer spürte er den Druck der Hand auf seiner schweißfeuchten Haut. Sie hatte ihn wachgerüttelt und ihm die folgenschwere Frage gestellt.
    »Was ist los mit dir?«
    »Weiß nicht.« Er hatte die Antwort geflüstert und dabei gegen die Decke gestarrt. Er wollte wohl nachsehen, ob die untoten Leiber noch dort vorhanden waren. Er hatte sie nicht mehr gesehen.
    »Sag doch was!«
    »Nein.«
    »Dann eben nicht.« Zita Valdez war wieder eingeschlafen, ohne sich um die Sorgen ihres Mannes zu kümmern. Er war ebenfalls wieder eingeschlafen, allerdings nicht mehr so tief. Die Unruhe beherrschte ihn. Sie war auch in den folgenden Tagen kaum schwächer geworden. Mit seiner Frau Zita hatte Rico wenig darüber gesprochen, außerdem hatten sie Ärger mit dem Finanzamt. Um derartige Dinge kümmerte sich Zita.
    Ricos Welt war durcheinandergeraten. Er dachte an bestimmte Dinge, die ihn und Zita angingen, und er wußte auch, daß er von einem grauenhaften Ereignis so etwas wie eine Vorahnung bekommen hatte. Dieses Ereignis lag noch in der Zukunft, diese allerdings war nicht mehr zu weit von ihm entfernt.
    Nicht einmal eine Woche nach dieser Nacht erhielt er dann den endgültigen Beweis. Dabei war es der erste sorgenfreie Abend gewesen, den sie in einem kleinen Lokal mit Freunden und Kunden verbracht hatten. Sie hatten kreolisch gegessen, gut getrunken, aber nicht zuviel. Da hatte sich Rico, der ansonsten einem kräftigen Zuckerrohrschnaps nicht eben feindlich gegenüberstand, zurückgehalten und mehr zu Limonensaft gegriffen, was auch seiner Frau aufgefallen war. Hin und wieder hatte sie ihn mit einem fragenden Blick bedacht, es dabei allerdings belassen und keine Fragen gestellt.
    Das tat sie erst, als beide zu Hause waren. Sie standen im Flur, und Zita hatte sich vor dem langen Spiegel aufgebaut, um sich zu betrachten. Sie nahm dabei die schwere Kette ab, die ihren Hals umschlang, und legte sie auf einen kleinen Tisch.
    Zita war noch immer eine tolle Frau. Eine Person wie sie wurde oft als Weib angesehen. Ihre Kurven waren in den letzten Jahren noch ausgeprägter geworden, auch das Gesicht zeigte einen etwas breiten Schnitt, zu dem die großen Augen und der breite Mund paßten. Die Lippen leuchteten in einem kräftigen Rot, und rot war auch das Kleid, das Zitas Körper eng umschloß. Sie hatte sich die Haare sehr kurz schneiden lassen. Sie standen ab wie dunkle Grashalme. An den Seiten aber und auch zum Nacken hin zeigten sie die dünnen Rasta-Zöpfe, die wie Schlangenkörper nach unten hingen.
    Rico war schon in den Wohnraum gegangen. Er stand vor der kleinen Bar und starrte auf die Batterie der Flaschen. Als er Zitas Schritte hörte, ihren Schatten über dem Boden auf sich zuwandern sah, da war er dabei, ein Glas zur Hälfte mit dem Zuckerrohrschnaps zu füllen. Diesmal wollte er ihn nicht mit Limonensaft verdünnen.
    Zita blieb stehen. Rico roch das Parfüm seiner Frau. Für ihn breitete es einen wilden, animalischen Geruch aus. Es paßte zu Zita, die auch den wilden Sex liebte wie andere ihren Drink. »Du trinkst jetzt?« fragte sie ihn, und das Lauern in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Ja, ich trinke jetzt.«
    »Es gibt sicherlich einen Grund.«
    Er nahm zwei Schlucke, stellte das Glas ab und hob die Schultern. Damit gab sich seine Frau natürlich nicht zufrieden, und sie drückte auch sofort den Stachel in die Wunde. »Geht es um die Sache von vor einigen Tagen?«
    Er nickte.
    »Weiter, Rico!«
    »Es ist passiert.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir haben es nicht verhindern können.«
    Zita räusperte sich. Sie trat zurück. Rico sah, wie sich ihr Schatten bewegte, und er drehte sich ebenfalls um. Er schaute seiner Frau in die Augen. Selbst Zita hatte die Sicherheit verloren, auf die sie ansonsten immer so stolz gewesen war. »Du meinst, daß sie uns über gewesen sind?«
    »Das denke ich.«
    »Und weiter…«
    Er trank wieder. Zita nahm ihm das Glas aus der Hand und gönnte sich ebenfalls einen Schluck.
    »Weiter, Rico, du hast doch sicherlich mit gewissen Möglichkeiten gerechnet.«
    »Ich möchte mich selbst davon überzeugen und will dich fragen, ob du dabei bist?«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Komm mit.«
    »Bitte, gern. Ich habe keine Furcht, denn ich glaube nicht daran. Schließlich sind

Weitere Kostenlose Bücher