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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kippte er den Zuckerrohrschnaps in die Kehle, beugte sich dann vor, mit einer Hand noch das leere Glas festhaltend. Laut und deutlich atmete er aus. »Ich weiß es nicht«, stöhnte er. »Ich weiß wirklich nicht, was richtig ist und was nicht. Ich komme damit nicht zurecht.«
    »Hör auf mich.«
    »Du kannst mir keine Garantien geben.«
    »Das ist nun mal so im Leben. Garantien bekommst du nie. Wir werden einfach abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.« Zita kicherte plötzlich. »Ich bin fast sicher, daß es nicht mehr lange dauert, bis wir von unseren beiden Schützlingen hören.«
    Rico drehte sich um. Er starrte seine Frau direkt an. »Weißt du was, Zita?«
    »Nein!«
    »Manchmal - da machst du mir Angst, hündische Angst…«
    Zita lachte über die Antwort so scharf und laut, daß ihr Mann eine Gänsehaut bekam.
    ***
    »Mummy, da ist ein Monster!«
    Helen Graves holte tief Luft. Sie blickte mit einem Auge in das Regal und mit dem anderen auf den beschriebenen Einkaufszettel. »Hör endlich auf, Susan!«
    »Doch, da ist ein Monster.«
    »Du hast zuviel von diesen Serien gesehen.«
    Susan ließ nicht locker. »Es ist aber echt«, quengelte sie. »Es kommt sogar auf uns zu. Es hat die Maske von einem Dino auf. Es ist ein Mann, der so komische Haut an den Armen hat und Finger, die aussehen wie lange Knochen.«
    Die Zehnjährige hatte mit der scharfen Beobachtungsgabe eines Kindes sofort erfaßt, auf was es ankam, aber Helen Graves kümmerte sich trotzdem nicht darum. Sie hatte andere Sorgen, schließlich mußte sie einkaufen, das Geld war knapp, sie gehörte zudem zu den alleinerziehenden Frauen, die sowieso unterprivilegiert waren, und sie war nur in den Supermarkt gekommen, um nach den Sonderangeboten zu schauen, die auf einem bunten Beilagezettel in der Zeitung abgedruckt worden waren. Da fing ihre Tochter noch an, von einem Monster zu sprechen.
    Helen reckte sich und streckte auch den Arm aus. Sie hatte die preiswerten Bohnen endlich gefunden. Sie standen ziemlich hoch im Regal, auch ein Trick, um den Kunden zu überlisten. Es bedeutete eine Anstrengung, nach den Dosen zu fassen. Die nahmen nicht alle auf sich und griffen nach den teureren Lebensmitteln.
    »Ich habe Angst, Mummy…«
    »Die geht vorbei«, erwiderte Helen und fluchte innerlich, weil sie nicht alle Dosen gleichzeitig fassen konnte.
    Drei hatte sie gefaßt. Die vierte auch. Sie baute einen kleinen Turm aus Dosen in ihrer linken Armbeuge aus, griff auch nach der fünften, um sie alle in den Einkaufswagen zu stellen.
    Dabei drehte sie sich um.
    In diesem Augenblick handelte Susan. Sie hatte es nicht mehr ausgehalten. Das Monster mit der Maske war immer näher an sie und ihre Mutter herangekommen. Susan hatte auch die böse Ausstrahlung gespürt; die Angst in ihr steigerte sich und verlangte nach einem Ventil.
    Der andere war stärker, viel stärker als sie. Er würde sie beide vernichten, nur noch drei Schritte, und Susan packte die Haltestange des Einkaufswagens mit beiden Händen. Sie drehte ihn herum, als ihre Mutter die Dosen fallen ließ.
    Sie klapperten nicht in den Wagen, sondern fielen zu Boden. Der Einkaufswagen nämlich hatte von Susan einen Stoß bekommen, und er rollte dem Monster wuchtig entgegen.
    Helen wollte schimpfen, da sah sie, wie recht ihre Tochter gehabt hatte. Und sie hatte das Gefühl, ihr Verstand wäre ausgeschaltet worden. Was sie da zu sehen bekam, das konnte nicht wahr sein, das paßte in einen der schrecklichen Filme, die immer über den Bildschirm liefen, aber nicht in die Realität.
    Es gab die Gestalt mit der Maske, die für Susan ein Monster war, und es gab den Aufprall.
    Der Einkaufswagen, auch wenn er leer war, wuchtete gegen den Leib der Gestalt, die damit nicht gerechnet hatte und durch den Aufprall zurückgetrieben wurde.
    Die nach vorn gerichtete Bewegung wurde gestoppt. Für einen winzigen Moment blieb der Maskenmann stehen, bevor er den Drall zur Seite und gleichzeitig den Schub nach hinten bekam, sich mit den Füßen verhakte und ins Stolpern geriet.
    Er streckte die Arme aus, um sich festzuhalten. Die Hände erreichten auch bestimmte Gegenstände, die aber waren selbst locker genug, denn sie standen in den Regalen.
    Jim Little fiel hinein. Er räumte aus dem rechten Regal die Waren hervor, die wie eine große Welle nach unten fielen und über ihm zusammenbrachen.
    Der dabei entstehende Krach war weithin zu hören, es waren auch Tritte zu vernehmen, aber keine Schreie. Susan und ihre Mutter waren einfach

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