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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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plötzlich brandeten Überlebenswille und Abwehr in dem Chef des Supermarktes hoch.
    Er wollte nicht. Er stemmte sich gegen den Griff. Er trampelte mit den Füßen, und seine Absätze hinterließen auf dem helleren Hallenboden dunkle Streifen, die sich mit denen der Gabelstaplerräder an gewissen Stellen kreuzten.
    Graham schlug auch. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Er traf diesen dürren, ausgemergelt wirkenden Körper, doch die Treffer zeigten nicht die geringste Wirkung.
    Das Monstrum war unbesiegbar.
    Graham sah kein Gesicht. Die Maske war schlimm genug, aber er sah die Hand und auch die Haut, die diese mehr oder minder bedeckte. Sie bestand nur mehr aus kleinen Fetzen, als wäre sie durch irgendeinen Gegenstand zerschnitten worden.
    Sie erreichten das Regal.
    Little schaute für einen Moment dagegen. Große Kisten mit Gemüsedosen als Inhalt standen dicht an dicht. Sie bildeten eine starke Mauer, und die reichte Little aus.
    Sein Griff war noch immer eisenhart. Er hatte ihn nicht um eine Idee gelockert. Seinem Gefangenen gönnte er nicht einen Blick. Er zerrte ihn kurz zurück, um so ausholen zu können. Dann wuchtete er den Mann nach vorn und ließ ihn gleichzeitig los.
    Graham prallte gegen die Kisten. Mit dem Gesicht zuerst war er dagegen geschlagen. Der Schmerz mußte höllisch sein. Er hatte sich die Nase eingeschlagen, Blut strömte aus den Trümmern hervor, und die Kraft war längst aus seinen Beinen geströmt. Vor dem Regal sackte er zusammen und blieb liegen.
    Jim Little schaute ihn an. In den Schlitzen der Maske bewegten sich seine Augen. Die sandten eine finstere Drohung aus, als wäre er dabei zu überlegen, ob er nachtreten sollte oder nicht.
    Er hob bereits den Fuß an, dann ließ er ihn wieder sinken. Nein, es warteten noch andere. Die waren wichtiger, viel wichtiger, er würde sie sich vornehmen.
    Jim Little drehte sich um.
    Etwas ungelenk diesmal. Er zog die Schultern hoch und konzentrierte sich auf den Durchgang.
    Mit sehr langsamen aber zielsicheren Schritten ging er darauf zu. Nach Graham hatte kein Mitarbeiter das Lager betreten. Noch brauchte nichts in den Regalen nachgefüllt zu werden.
    Jim Little erreichte die Grenze.
    Der nächste Schritt.
    Damit hatte er die Schwelle überwunden. Und das Monstrum mit der Maske betrat die kalte Helligkeit des Verkaufsraum…
    ***
    Wieder in ihrer Wohnung, ließ sich Rico Valdez in einen Sessel sinken und vergrub das Gesicht in beide Hände. »Ich habe es geahnt!« stöhnte er, »verdammt noch mal, ich habe es geahnt!«
    Seine Frau schwieg. Auch sie war mitgenommen. Der Schweiß lief in Bahnen über ihr Gesicht. Sie hätte nicht gedacht, daß es soweit kommen würde. Dabei war es nur ein Experiment gewesen. Sie hatten zwar theoretisch über die Wirkung der Kette etwas gewußt, aber nicht in der Praxis. Sie waren wohl die Versuchskaninchen gewesen, aber nur indirekt, denn direkt waren Jim und Paul damit konfrontiert worden.
    Valdez ließ die Hände sehr langsam sinken. Er starrte auf seine Handflächen, als er die Lippen bewegte und flüsternd fragte: »Was sollen wir denn nun machen?«
    »Ich weiß es nicht, Rico.«
    Er nickte. »Ja, du weißt es nicht.«
    Die Antwort ärgerte Zita. »Weißt du es denn? Bestimmt nicht. Du sitzt auch hier wie ein Häufchen Elend.«
    »Kein Widerspruch, Zita. Mir ist nur klar, daß wir uns übernommen haben. Denkst du auch daran, was die Flucht dieser beiden Kreaturen bedeutet?«
    »Ja, aber du wirst es mir trotzdem deutlich machen.«
    »Genau, Zita, genau. Durch London irren zwei untote Lebewesen, so paradox es sich auch anhört, aber es ist wahr. Zwei Zombies in London, die alles hassen, was sich auf zwei Beinen als normaler Mensch bewegt. Sie sind anders als die vergifteten Arbeitssklaven auf der Heimatinsel. Zwar haben sie keinen direkten Willen, aber sie werden Menschen wollen, und sie werden sich nicht aufhalten lassen.«
    »Mord also.«
    »So müssen wir es sehen.« Er stöhnte. »Als ich die Treppe des Anbaus hochging, da schossen mir schreckliche Szenen durch den Kopf. Da war ich wie vernagelt. Ich sah das Böse, das Grauen und den Tod.«
    »Weiter.«
    »Nichts mehr weiter, Zita, ich bin am Ende.«
    Auch sie setzte sich, dachte nach und schüttelte den Kopf. »Das solltest du aber nicht sein.«
    »Ach ja?«
    »Wir müssen nachdenken.«
    »Und dann?«
    »Werden wir auch zu einem Resultat kommen. Zumindest ich denke daran, daß wir alles daransetzen werden, um die beiden wieder einzufangen, bevor sie

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