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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu schockiert. Sie konnten nur zuschauen und bekamen mit, wie sich der Maskenmann mit weit ausholenden Bewegungen den Weg freiräumte, die Dosen zur Seite schleuderte oder sie auch wegtrat.
    Dann stand er auf.
    Seine Maske war verrutscht.
    Mutter und Tochter sahen sein Gesicht, das ebenfalls aussah, als wäre es eine Maske. Instinktiv ahnten beide, daß dem nicht so war. Susan fing an zu schreien. Sie warf sich gegen ihre Mutter und klammerte sich dort fest, während das Monstrum dabei war, sich zu erheben. Es hatte die Arme ausgestreckt und seine langen Finger um den Rand des Einkaufswagens geklammert. Im grellen Licht der langen Leuchtstoffröhren war jede seiner Bewegungen zu erkennen. Er zog sich tatsächlich am Wagen hoch und drehte sich Mutter und Tochter zu.
    Zwei Männer in hellen Kitteln erschienen. Sie drückten die Neugierigen Kunden zur Seite, die durch die Schreie des Mädchens alarmiert worden waren, wollten auf Little zulaufen, blieben aber ruckartig stehen, als sie sahen, wen sie vor sich hatten.
    Jim drehte sich. Da er den Wagen noch umfaßt hielt, drehte dieser sich mit. Plötzlich wuchtete er ihn hoch und schleuderte ihn auf die beiden Mitarbeiter zu.
    Die rissen soeben noch ihre Arme als Schutz vor die Gesichter. Zu mehr kamen sie nicht.
    Dann fegte sie der Wagen von den Beinen. Verletzt krochen sie weg, und auch die anderen Kunden, zu denen die Graves gehörten, ergriffen die Flucht.
    Jim Little war allein.
    Er riß sein Maul auf und lachte. In seinem häßlichen, zerfurchten und halb zerstörten Gesicht zuckten die Wunden wie eingebettete Augen, als wollten sie im nächsten Augenblick Tränenströme entlassen.
    Little war sauer. Er war wütend. Er steckte voller Haß. Er schlug mit der Faust in eine Reihe von aufgestellten Suppendosen und schleuderte sie aus dem Regal.
    Dann ging er weiter. Er trat im Wege liegende Dosen zur Seite, er suchte sich einen Weg. Er hörte die Rufe der flüchtenden Menschen, und er dachte daran, daß er etwas falsch gemacht hatte. Er war sich seiner Sache zu sicher gewesen. Er hätte anders vorgehen müssen, viel schlauer, aber das konnte er noch immer.
    Die verhaßten und anders als er aussehenden Menschen liefen ihm nicht weg, nicht ihm…
    Er war besser, er war stärker. Sie würden vor Angst vergehen, wenn er kam und sie packte.
    Little hatte das Ende der Regalreihe erreicht, wo er stehenblieb. Dann bewegte er seinen Kopf. Mal nach rechts, dann nach links. Sehr langsam, so daß er für die Zuschauer, die in Deckung gegangen waren, aussah wie ferngesteuert.
    Kunden und Mitarbeiter hielten sich versteckt, falls sie es nicht vorgezogen hatten, den Supermarkt zu verlassen. Obwohl die Musik noch immer dudelte, wirkte das Geschäft still wie ein hell erleuchtetes Grab. Kein Fremdgeräusch war mehr zu hören.
    Little ärgerte sich. Er strengte sein untotes Gehirn an, weil er nach einem Ausweg suchte. Er mußte an die Menschen herankommen. Er wollte sie tot sehen, sie aber flohen vor ihm.
    Der Pfiff einer Trillerpfeife irritierte ihn, aber er wußte sofort, daß er nicht von einem Menschen ausgestoßen worden war. In seiner tief liegenden Erinnerung verband er tatsächlich etwas mit diesem Pfiff.
    Was nur?
    Noch einmal hörte er ihn.
    Dann vernahm er hektische Stimmen. Da redeten mehrere Menschen durcheinander, und eine andere Stimme übertönte sie. »Wo steckt denn das angebliche Monster?«
    »Bei den Gemüsen und Suppen!«
    Eine Antwort, die in dieser Situation lächerlich wirkte, aber stimmte. Zudem nahm der Tod niemals Rücksicht darauf, wo er zuschlug. Das Umfeld bestimmte er. Und Jim Little fühlte sich in diesen Augenblicken als existierender Vertreter des Tods.
    Es kam jemand.
    Er hörte es an den Tritten. Sie bewegten sich in seine Richtung, und er war davon überzeugt, daß dieser Jemand ein normaler Mensch war, einer, der diesen Pfiff ausgestoßen hatte.
    Little wartete auf ihn. Er trat sogar noch einen Schritt nach vorn, um so endgültig den Regalgang zu verlassen. Er wollte gesehen werden. Er brauchte ein Opfer. Die Glut in ihm peitschte immer stärker in die Höhe. Nichts würde ihn mehr zurückhalten können.
    Rechts. Ja, rechts von ihm bewegte sich etwas. Little drehte den- Kopf. In diesem Augenblick verließ eine blau uniformierte Gestalt die Kaffeeverkaufsbar und trat voll in den Sichtbereich des Monstrums hinein. Der Polizist sah den Unhold, der Unhold sah den Uniformierten und bekam das tödliche Glitzern in den Augen.
    Der Bobby war nicht in der

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