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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verhalten. Sie versuchten nicht, in irgendwelche Lücken hineinzustoßen, sondern fuhren völlig normal weiter, und kein anderer Autofahrer ahnte, welch eine gefährliche Fracht in diesem schwarzlackierten Fahrzeug transportiert wurde.
    »Hast du die Frau eigentlich gesehen?« wollte Suko wissen. »Ich meine, genauer gesehen.«
    »Es hat gereicht.«
    »Was fiel dir auf?«
    »Sie war dunkelhäutig.«
    »Genau.« Suko wechselte die Fahrspur. »Auf was könnte das hindeuten? Ich denke an Voodoo.«
    »Bingo.«
    »Karibik.«
    »Auch einverstanden.«
    »Dann kann ich mir vorstellen, wohin die Reise gehen wird. Sie werden in das Latino-Viertel fahren, wo die Caribeans teilweise unter sich sind und so ihren Schutz haben.«
    »Und wir auffallen«, fügte ich hinzu.
    »Als Fremde bestimmt.«
    Wir blieben trotzdem hinter dem Wagen, ließen andere Fahrzeuge dazwischen, und ich vermißte ein Autotelefon, um den Kollegen Bescheid zu geben.
    Die Fahrt führte auf die Südseite der Themse. Unter uns schob sich der Strom als graues Band dahin. Erste, feuchte Schleier hingen über dem Wasser und klammerten sich an den Kämmen der Wellen fest. Der Himmel war noch dichter geworden. Im Westen hatte das Grau schon einen schieferfarbenen Ton bekommen.
    London würde bald in einer wahren Regenflut versinken. Dann füllte das Wasser auch wieder die Kanäle auf.
    Die Gegend erhielt einen anderen Ausdruck. Sie wurde ärmlicher. Darüber konnten auch einige neue Bauten nicht hinwegtäuschen. Als Hochhäuser ragten sie wie blanke Lanzen über die anderen Häuser hinweg.
    Engere Straßen, Kurven, kleine Plätze, alte Fassaden, Geschäfte, in denen exotische Waren angeboten wurden. Ein kleiner Markt brachte einen bunten Schimmer in das Grau der Umgebung.
    Der schwarze Maverick fuhr im Schrittempo. Wir hatten uns ihm angepaßt. Suko lenkte sehr konzentriert. Ich schaute des öfteren nach draußen und sah die dunkelhäutigen Menschen, deren Wiege in Lateinamerika oder Schwarzafrika gestanden hatte.
    Man vertrug sich.
    Keine Gewalt, keine Schlägereien, kein Fuß, der gegen unseren Wagen trat, wenn wir mal stoppten.
    Der rechte Blinker des Ford zuckte ein paarmal. Dann wurde der Wagen in eine schmale Gasse gelenkt. Wir rollten an dieser Einmündung vorbei, denn wir hatten das Schild der Sackgasse gesehen.
    Suko bremste. Uns störte dabei nicht, daß wir jemand behinderten und auch im Halteverbot standen.
    Auch die Menschen kümmerten sich nicht darum, denn andere Autofahrer hatten es uns schon vorgemacht.
    Nur wenige Schritte waren es bis zur Einmündung der Sackgasse. Wir schauten hin und sahen noch soeben, wie der Maverick in eine Einfahrt gesteuert wurde.
    »Jetzt haben wir sie«, sagte Suko.
    »Ich hoffe es.«
    Und wieder machten wir uns auf den Weg!
    ***
    »Wir sind da!«
    Jim Little hatte die Stimme der Frau gehört. Er wußte, daß sie Zita hieß, er kannte auch den Namen des Mannes, und er fing an, sich ganz allmählich zu erinnern.
    Da war früher etwas gewesen. Vor einigen Jahren, eingepackt in einen nebulösen Streifen, der leider noch zu dicht war, als daß Jim ihn hätte durchbrechen können.
    Etwas war trotzdem zurückgekehrt, und zwar das Vertrauen. Dieses Vertrauen war ungemein wichtig, denn bisher hatte er es nicht haben können. Es war ihm genommen worden, er hatte nur für sich gelebt und leben müssen. Doch nun war es da.
    Er vertraute Zita, er vertraute auch ihrem Mann. Ja, sie meinten es gut mit ihm.
    Sie hatten ihn an einen Platz gebracht, der ihm zwar fremd vorkam, aber nicht so fremd für ihn war.
    Alles sah besser aus, und er freute sich sogar darauf, den Wagen verlassen zu können.
    Zita streckte ihm die Hand entgegen. »Geht es dir gut, Jimmy-Boy?« fragte sie.
    Er nickte.
    »Das freut uns.«
    Rico schlug die Wagentüren zu. Zita hielt noch immer die Hand fest. Es störte sie nicht, daß die Haut so rissig war und auch zahlreiche Wunden zeigte. Das gehörte einfach dazu. Sie nahm es hin, sie würde sich damit abfinden, sie würde ihm schon helfen.
    »Wir gehen jetzt wieder ins Haus.«
    Jim nickte. Er würde alles tun, was seine Ersatzeltern von ihm verlangten.
    Wirklich alles?
    Er blieb stehen. Sehr abrupt, denn die Hand der Frau rutschte aus seiner. Zita drehte den Kopf. Ihr Mann war schon vorgegangen und schloß die Tür zum Geschäft auf. Beiden war es jetzt egal, ob andere Augen ihren Schützling sahen. Die Menschen in der Nähe waren sowieso einiges von ihnen gewohnt.
    »Was hast du, Jimmy?«
    »Er ist

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