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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mußte sich hineindrängen in die Unterwelt, er würde fliehen müssen, was ihm auch nicht paßte, aber es gab keine andere Chance.
    Lange wartete Little nicht mehr. Er hatte sein Ziel schnell erreicht, und er sah auch die alten Eisensprossen, die so etwas wie eine Leiter am Innenrand bildeten.
    Da kam er gut hinunter.
    Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. Dann schob er seinen Oberkörper durch das Loch. Er hatte das Gefühl, in einen schützenden Nebel einzutauchen.
    Das war jetzt seine Welt, seine neue Welt.
    Das große Wunder.
    Er freute sich…
    ***
    Ich war zuerst in die Tiefe gestiegen und hoffte, daß der Vorsprung des Killers nicht zu groß geworden war und wir ihn in diesem verdammten Loch stellen konnten.
    Die Eisensprossen waren vom Zahn der Zeit angenagt worden, hin und wieder mit knirschenden Geräuschen verbunden war, aber sie hielten.
    Weder Suko noch ich rutschten ab. Wir konnten aufatmen, als wir das Ende des Schachts erreicht hatten, auf einem weichen Boden standen, der mit einer öligen Flüssigkeit bedeckt war.
    Es war nicht ganz dunkel um uns herum. Von der linken Seite her geisterte ein Lichtschimmer durch einen relativ breiten Kanal, der auch unsere Richtung sein mußte.
    Wegen der langen Trockenheit führte er kaum Wasser. In dem relativ breiten und gebogenen Flußbett schimmerten hin und wieder Pfützen wie große, ölige Augen, als hätten sie irgendwelche Ungeheuer von noch tiefer in die Höhe gedrückt, um all die zu beobachten, die den Kanal betraten. Wir sahen und hörten von einer flüchtigen Person nichts. Keine Echos irgendwelcher Tritte, nichts, was uns einen Hinweis hätte geben können, die Stille war dicht, abgesehen von unseren eigenen Atemzügen, die sich sehr schnell verloren.
    Suko hielt seine Lampe bereits in der Hand. Er schaltete sie ein und schaute dem schmalen Strahl nach. Er schob sich wie eine lange Messerklinge durch die Finsternis, blieb aber noch oberhalb des Untergrunds, so daß auf den Pfützenaugen höchstens hin und wieder ein Reflex hinwegfuhr. Suko hatte nicht grundlos in das leere Flußbett hineingeleuchtet, und wir hatten Glück.
    Da waren Spuren zu sehen. Abdrücke von Füßen. Sogar überdeutlich, wie in den Beton gegossen.
    An den Seiten sank nichts ein, und genau diese Spuren ließen darauf schließen, daß erst vor kurzem jemand durch den Kanal gelaufen war.
    »Der kann nicht weit sein«, sagte Suko überzeugt. »Ich glaube einfach nicht daran.«
    »Komm.« Ich winke ihm zu. Die Lethargie war bei mir verschwunden. Es war komisch, aber hier unten bekam ich wieder den nötigen Kick, den ich brauchte.
    Suko lief an der linken Seite des Flußbetts entlang, ich blieb an der rechten. Der Graben zwischen uns zeigte auch weiterhin die Fußspuren, und als wir in das Licht der ersten Lampe gerieten, da entdeckten wir auch einen schmalen Quergang, der zu einem anderen Ausstieg hochführte.
    Die Spuren liefen geradeaus.
    Wir folgten ihnen.
    Die Luft war schlimm. Die Hitze von oben schien sich durch das Erdreich bis in die Kanalisation gefressen zu haben. Wir schwitzten beide sehr stark und hatten das Gefühl, daß dieser Schweiß wie stinkender Leim an unserer Haut nach unten rann.
    Trocken waren die Gehwege leider nicht. Immer wieder rutschten wir durch feuchte Flecken, die sich wie Inseln ausgebreitet hatten. Manchmal huschten auch Ratten durch den Schlamm, so etwas gehörte einfach zu dieser Unterwelt dazu.
    Dann endete der Gang. Er mündet in einen der doppelt so breiten Hauptgänge hinein, der mir beinahe vorkam wie ein U-Bahn-Tunnel. Durch diesen Gang floß ein dünnes, schmutziges Rinnsal, das erbärmlich stank, aber wir sahen nicht nur eine Eisentür, die das Gestein der Wände durchbrach, wir entdecken auch den von oben fallenden schwachen Lichtschimmer an der rechten Seite.
    Ein offener Ausstieg.
    Es stand fest, welchen Weg der Killer genommen hatte, und den nahmen auch wir.
    Diesmal ging Suko vor. Er hatte den Kopf nach hinten gedrückt. Ich konnte an ihm vorbeischauen und sah das kreisrunde Ende des Schachts wie einen bleichen Mond leuchten.
    Auf halber Strecke waberte uns bereits die Hitze entgegen. Sie kam mir vor wie ein Pfropfen, den jemand über meinen Kopf »gestülpt« hatte. Suko erreichte die Oberfläche, wo er sich sofort hinstellte und sich umschaute.
    Er sah nichts.
    Ich sah ebenfalls nichts, was auf einen Erfolg hingedeutet hätte. Wir befanden uns auf einem Gelände, das durch hohe Zäune eingefriedet worden war. Hier lagen Trümmer und

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