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0869 - Leichengift

0869 - Leichengift

Titel: 0869 - Leichengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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am Himmel ließen die Umgebung noch trister erscheinen. Alle Fenster standen offen. Köpfe und Oberkörper schauten hervor, wir wurden gesehen, registriert, auch von denjenigen, die sich im Freien aufhielten und auf Bänken oder Stühlen hockten.
    Alte und junge Menschen, dunkle Gesichter, mal traurig, mal lachend, und ein jeder wartete ab. Er saß, er lauerte, ob irgend etwas geschehen würde.
    Aber es geschah nichts. Es würde etwas geschehen. Ich selbst spürte es körperlich. Es war das leichte Kribbeln, das über meine Haut fuhr, als wäre ich von den dünnen Härchen eines schmalen Pinsels berührt worden.
    Die Menschen warteten auf das Ereignis. Da waren wir gleich. Nur warteten und hofften die Bewohner auf den erlösenden Regen und auf das reinigende Gewitter.
    Wir gingen zum Trauerladen. Traurig sah er schon aus. Zwar war die Hauswand um das Schaufenster herum nicht gestrichen worden, dafür die Scheibe selbst. Bis zur Hälfte zeigte sie eine tintenschwarze Farbe, damit die weiße Beschriftung deutlicher hervortreten konnte.
    VALDEZ - BEERDIGUNGEN UND MEHR
    »Auf das Mehr bin ich gespannt«, murmelte Suko, als er vor mir die Tür aufdrückte.
    Ich war es auch und hörte zunächst einmal eine leise Musik, die mich an ein durch viele Schalldämpfer unterdrücktes Jazzkonzert erinnerte. Im Hinterhof war es durch den grauen Himmel und durch die ganze Umgebung nicht eben hell gewesen, aber innerhalb des Ladens war es noch düsterer, so daß wir zunächst einmal Schwierigkeiten hatten, uns zurechtzufinden. Zumindest die dunklen Särge zeichneten sich nur mehr als Schatten ab, die hellen waren besser zu erkennen, bis hin zu den weißen, kleinen Kindersärgen. Blumen und Pflanzen bildeten ebenso eine Dekoration wie mehrere künstliche Kränze und eine kleine Ecke, wo ein Schreibtisch mit zwei gepolsterten Besucherstühlen stand.
    Hinter dem Schreibtisch hatte sich eine Frau erhoben, die ein weißes Kleid trug.
    Ich hatte sie gesehen, denn sie war es gewesen, die den Killer in das Auto geschoben hatte.
    »Guten Tag…« Ihre Stimme klang weich, aber sie drückte wohl kein Mitgefühl aus, wie es bei derartigen Geschäftsleuten sonst der Fall war. Diese Person spürte, daß wir nicht erschienen waren, um bei ihr eine Beerdigung zu bestellen.
    Neben den Stühlen blieben wir stehen. Die Frau warf ihren Kopf zurück, und die Rasta-Bänder fingen an zu zittern. »Sie wünschen?« Bevor einer von uns antworten konnte, sprach sie weiter. »Ich denke nicht, daß Sie hier erschienen sind, um bei mir eine Beerdigung zu bestellen, oder irre ich mich?«
    »Sie irren sich nicht«, erklärte ich. »Wir sind von Scotland Yard, Mrs. Valdez.«
    »Oh.« Sehr überrascht war sie nicht, und sie ließ sich auch nicht unsere Ausweise zeigen, obwohl wir es ihr anboten. Sie erklärte uns nur, daß sie Polizisten gut erkennen konnte. »Man bekommt einen Blick dafür. Besonders dann, wenn man einer Minderheit angehört.«
    »Pardon, aber wir sind nicht gekommen, um mit Ihnen über Rassismus im Besonderen zu diskutieren.«
    »Das dachte ich mir schon. Um was geht es?«
    »Um einen Killer«, sagte Suko.
    Mrs. Valdez lächelte zuerst, dann lachte sie. »Herrlich, es ist wirklich herrlich. Sie kommen zu mir, einer Frau, die beruflich mit dem Tod zu tun hat, und sprechen von einem Killer. Meinen Sie da einen toten Mörder?«
    »Auf keinen Fall.« Diesmal sprach ich wieder. »Es geht um einen außergewöhnlichen, um einen lebenden Toten, wenn ich das mal so deutlich sagen darf.«
    Sie hatte verstanden. »Sie meinen einen Zombie?«
    »Ja.«
    »Wie nett.«
    »Bestimmt nicht nett, wenn dieser Zombie einen Mord auf dem Gewissen hat, obwohl er keines besitzt. Es gab noch einen von seiner Sorte, dem allerdings konnten wir das Handwerk legen, wir haben ihn vernichtet, und nun sind wir gekommen, um auch seinen Artgenossen aus der Welt zu schaffen. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Die Frau krauste die Stirn. »Und den suchen Sie ausgerechnet bei mir?«
    »Ja.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie brachten ihn her, in Ihrem Wagen. Und jetzt werden Sie uns sagen, wo wir ihn finden können.«
    Mrs. Valdez hatte bereits den Mund zur Antwort geöffnet, sprach aber nicht, denn plötzlich hörten wir Trittgeräusche. Sie klangen im Hintergrund des Ladens auf. Natürlich dachten wir sofort an dieses Monster, aber es war nur Mr. Valdez, der auf uns zukam. Auch ihn hatten wir von weitem gesehen.
    »Ich habe mitgehört«, sagte er. Seine Stimme klang flüsternd. »Ich

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