087 - Dr. Satanas - Herr der Skelette
Schönheit als Verlobten hätte
ich nicht gerechnet. Da lacht mir doch das Herz im Leib.« Es klang überzeugend,
und es war ehrlich gemeint.
Laurette senkte den Blick. »Geht das bei Ihnen…«
»Bei dir«, unterbrach Larry sie.
»Pardon, natürlich. Ich vergesse es immer wieder.«
»Das kann ins Auge gehen. Stell dir vor, wir siezen
uns im Beisein von Dr. Lebuson! Der staunt Bauklötze, Cherie. Wie kommt denn
das, wird er sich fragen? Noch per Sie, und schon ist ein Kind unterwegs. Da staunt
der Laie und wundert sich der Fachmann.« Larrys hemdsärmelige Art reizte sie
zum Lachen. »Aber vorhin wolltest du mich etwas fragen, Laurette.«
»Ja, ob es immer so schnell bei dir geht?«
»Was?«
»Daß du gleich aufs Ganze gehst.«
»Das kommt darauf an, wie weit die Dame mich gehen
läßt. Doch vor allen Dingen: Mit wem ich’s zu tun habe. Manchmal will ich auch
nicht.«
Die Flachserei gefiel ihr. Das lockerte die Stimmung
und schaffte eine persönliche, ausgelassene Atmosphäre, in der sich jegliche
Fremdheit schnell verlor. Wie von selbst erzählte sie schließlich das, was
Larry von ihr wissen wollte. Es sprudelte nur so aus ihr heraus.
Laurette Valmeuse war erst vor drei Stunden ausgesucht
und in die Aufgabe eingeweiht worden, die sie erfüllen sollte. Ein Beamter des
Innenministeriums hatte sie in ihrer Wohnung besucht. Sie lebte derzeit unter
eingeschränkten Verhältnissen. Ihrem Beruf konnte sie momentan nicht nachgehen.
Sie bekam Unterstützung. Mit dem Auftritt des Beamten aber war ein
Silberstreifen am Horizont aufgetaucht. Für die vor ihr liegende Aufgabe
erhielt sie eine Summe, mit der sie ein halbes Jahr lang sorglos leben konnte.
Und dabei war nicht einmal viel zu tun. Sie konnte auf der faulen Haut liegen,
sich in Dr. Lebusons Klinik verwöhnen lassen und durfte sogar dort, wo sich
eigentlich nur begüterte Frauen eine Entbindung leisten konnten, ihr Kind zur
Welt bringen.
Nur zu einem war sie verpflichtet: aufmerksam ihre
Umgebung zu beobachten und alles an Larry Brent weiterzugeben.
»Ich erwarte von dir also Informationen, die wir auf
andere Weise so unverfälscht sicher nicht erhalten würden.« Larry holte eine
Zigarettenpackung aus seiner Jackentasche und reichte sie über den Tisch.
»Ich rauche nicht, danke.« Laurette Valmeuse winkte ab
und nippte an ihrem Picon.
»Du sollst nicht rauchen! Da steckt auch nicht eine
Zigarette drin. Damit bleiben wir miteinander in Verbindung.«
»Ein Taschenfunkgerät?« entfuhr es ihr.
»Psst, nicht zu laut. Ja, wenn du im Garten spazieren
gehst, kannst du mit mir Verbindung aufnehmen. Achte immer darauf, daß niemand
in der Nähe ist, der dich hören kann. Deine Mission ist geheim, und sie muß es
auch bleiben!«
»Ist Lebuson ein Mörder?«
»Vielleicht, niemand weiß etwas. Es ist unmöglich,
einwandfreie Informationen aus der Klinik zu bekommen. Beamte können wir nicht
einschmuggeln. Da kamen wir auf die Idee, es so zu machen, wie jetzt mit dir,
Laurette.«
Sie ließ sich die Handhabung des Funkgerätes erklären.
Das war eine Sache von einer Minute. Es war nur ein Knopf zu drücken und wieder
loszulassen, je nachdem, ob sie empfangen oder senden wollte.
»Stürzen wir uns also ins Abenteuer«, sagte Larry
Brent, nachdem sie alles besprochen hatten.
●
Sie fuhren umgehend in die Klinik.
Laurette brachte schauspielerische Qualität mit, die
ihr im vorliegenden Fall große Dienste leisten würden. Wie alle anderen mußte
auch sie die Anmeldung passieren. Sie wurde alles mögliche gefragt, wer ihr behandelnder
Arzt gewesen sei und ob andere Untersuchungsergebnisse vorlägen. Beim Ausfüllen
des Fragebogens ergaben sich manche beabsichtigte Hinweise und Bemerkungen von
selbst, so gab Larry zu erkennen, daß Laurette seine Verlobte war, daß es noch
nicht zu einer Heirat hatte kommen können, da sein Vater die Verbindung nicht
wünschte.
»Aber ich habe keine Angst, sie zu verlieren.« Er
mimte den reichen, aber etwas naiven Industriellensohn mit solcher Überzeugung,
daß Laurette Valmeuse aus dem Staunen nicht mehr herauskam. »Wenn Oldman«, so
sprach er über seinen imaginären millionenschweren Vater, »erst das Baby sieht,
denkt er vielleicht anders. Am besten wäre ein Sohn«, fügte er hinzu. »Wenn Sie’s
hier in der Klinik einrichten können, daß es ein Junge wird, wäre das ne feine
Sache!« Er grinste von einem Ohr zum anderen, und man wußte nicht, ob er das
wirklich ernst meinte oder nur so dahersagte.
Die
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