087 - Dr. Satanas - Herr der Skelette
hübsche Sekretärin, die sich die unglückliche
Liebesgeschichte zwischen dem armen französischen Mädchen und dem
amerikanischen Millionärssohn interessiert angehört hatte, lachte. »Wir sind
kein Warenhaus, Mister Brent. Darauf haben wir leider keinen Einfluß. Wir
vollbringen hier zwar erstaunliche Dinge, aber Wunder dürfen Sie auch von der
Lebuson-Klinik nicht erwarten.«
Dann wurde Laurette zu einer Untersuchung
abkommandiert, bei der Larry nicht dabei sein konnte. In der Zwischenzeit
machte eine junge Schwester eine Blutabnahme bei ihm. Er erfuhr, daß es in
Lebusons Klinik üblich sei, das Blut von beiden Elternteilen zu untersuchen, um
den Rhesusfaktor auszuschließen und einen sofortigen Blutaustausch vornehmen zu
können.
X-RAY-3 ließ sich alles haarklein erzählen, obwohl er
darüber bereits gelesen hatte. Er spielte erfolgreich den naiven und
unbeschwerten Amerikaner, war aber in Wirklichkeit die konzentrierte
Aufmerksamkeit. Nichts entging ihm.
Larry wußte, wie risikoreich dieser Einsatz war.
Laut der Computerberechnungen sollte Dr. Satanas
hinter allen Vorfällen stehen. Und der war aus einem besonderen Holz
geschnitzt. Er stand mit der Hölle im Bund.
Niemand wußte, wie er aussah.
Vielleicht hatte er sich hier in die Klinik
eingeschmuggelt, um eine neue Untat vorzubereiten?
Larry dachte an seinen äußerst gefährlichen
Zusammenstoß, den er mit Dr. Satanas gehabt hatte. Dr. Satanas kannte Larry,
und er kannte auch Iwan Kunaritschew!
Die Logik hätte eigentlich gefordert, andere Agenten
einzusetzen, die Satanas noch nie gesehen hatte. Aber aufgrund seiner magischen
Kräfte hätte Dr. Satanas auf jeden Fall gewußt, daß sich ihm Gegner in den Weg
stellten, egal wer zum Einsatz gekommen wäre.
Satanas konnte sich irgendwo in der Lebuson-Klinik
aufhalten. Von diesem Gedanken ausgehend wurden Pläne ausgearbeitet. Der
Teuflische hatte Larry und Iwan den Tod geschworen. Er wollte sie vernichten.
Sein Haß auf beide war grenzenlos.
Und Larry suchte den direkten Kontakt.
Vor ihm mußte Dr. Satanas die Maske fallen lassen,
wenn er sein Ziel erreichen wollte.
Dies war ein Vorteil, und gleichzeitig die größte
Gefahr. Niemand wußte, wie er reagieren würde und welche Teufelei er sich
dieses Mal ausgedacht hatte.
Während seines Aufenthaltes in der gynäkologischen
Klinik fand Larry Brent trotz aller Aufmerksamkeit keinen Anlaß, jemand zu
verdächtigen. Es ging alles ganz normal über die Bühne. Niemand benahm sich
unnatürlich. Larry sprach mit den Schwestern und dem Stationsarzt, und er
lernte auch Dr. Lebuson kennen, einen frischen, sympathischen Menschen, der ein
paar Worte mit ihm wechselte und versicherte, daß sich Laurette Valmeuse hier
in den besten Händen befand.
●
Die Begegnung war nur kurz.
Dr. Lebuson wurde während der ersten Unterhaltung
gerufen, weil eine Patientin eingeliefert worden war – ein Notfall.
Alle arbeiteten hier Hand in Hand, es lief wie am
Schnürchen. Eine junge, sehr hübsche Frau wurde auf einer Bahre in den
Kreißsaal geschoben. Larry hörte im Vorbeigehen ihren Namen. Sie hieß Nadine
Escallier und war die Frau eines Pariser Rechtsanwaltes. Ihr Kind kam zu früh.
Dr. Lebuson rannte über den Gang. Die werdende Mutter war vorangemeldet, aber
nicht für diesen Tag. Sie war Patientin von Dr. Gilbert Roche, dessen Praxis
seit einem Tag geschlossen war. Ein fein säuberlich geschriebenes Schild, das
draußen am Gittertor hing, gab den Patientinnen zu verstehen, daß er für ein
paar Tage verreist sei.
Eingeweihten Freunden dagegen hatte er versichert, daß
er sich wirklich ein paar Tage entspannen müsse. Deshalb würde er nicht einen
Fuß vor die Tür setzen. Er sei daheim, würde sich aber einschließen.
Niemand bekam ihn zu Gesicht.
Niemand wußte, daß der Dr. Gilbert Roche, der sich
dort eingenistet hatte, gar nicht mehr der war, den man kannte!
●
Larry nahm sich Zeit. Gemeinsam mit Laurette machte er
einen Spaziergang durch den parkähnlichen Garten um das Klinikgelände.
Es war kühl und ein frischer Wind wehte.
X-RAY-3 plauderte angeregt mit Laurette und wurde
dabei beobachtet. Auch das war alles ganz natürlich. Er spielte perfekt seine
Rolle als treusorgender Liebhaber, dem ein verständnisloser Vater Steine in den
Weg legte und lernte so den ganzen Garten kennen.
Es gab herrliche Winkel und Ecken, Bänke luden zum
Verweilen ein. Aber es war zu kühl, um sich hinzusetzen. Wenn die Temperaturen
nachts sanken, dann
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