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0870 - Die rote Hexe

0870 - Die rote Hexe

Titel: 0870 - Die rote Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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dem Professor ein Schutz- und Abwehrzeichen wie jene, die das Zimmer sicherten, auf den Rücken.
    »Und jetzt du bei mir«, verlangte sie und drückte Zamorra den Kreiderest in die Hand.
    Er tat es und verwendete dabei auch den Rest der alten Kreide.
    »Genial«, stellte er bewundernd fest. »Auf die Idee hätte eigentlich ich kommen sollen. Schließlich bin ich der ›Meister des Übersinnlichen‹.«
    Sie grinste ihn an. »Wenn du mich nicht hättest, Herr Professor - dafür bekomme ich nun aber einen Gehaltsbonus oder einen Hundert-Prozent-Zuschuss beim Klamottenkauf, d'accord?«
    »Die Fummelchen bezahlst du doch ohnehin mit meiner Kreditkarte! Aber vielleicht gewähre ich dir eine einmalige Erfolgsgratifikation, du geldgierige Sexretärin!«
    »Noch was«, fügte sie hinzu. »Jeder von uns sollte jetzt erstmal ein Stück Kreide mit sich führen, falls was verwischt oder auf anderen Textilien neu angebracht werden muss.«
    »Gute Idee.«
    »Und wie immer von mir… Theoretisch könnten wir jetzt doch so geschützt ein wenig frühstücken und dann einkaufen. Die Rote wird sich scheckig ärgern.«
    Zamorra nickte. »Auf geht's - mich hungert!«
    ***
    Im Erdgeschoss gab es ein Büfett, an dem man sich das Frühstück nach eigenen Wünschen zusammenstellen konnte. Honigbrötchen und Caffé Latte landeten bei Zamorra und Nicole, dazu frisch gepresste Fruchtsäfte. »Diese Spaghettis haben keine vernünftige Esskultur. Sie sollten doch wissen, dass wir Franzosen Baguettes und ein Glas Rotwein bevorzugen.«
    »Oder Toast«, schmunzelte Zamorra. »Wie ich ihn mir in Amiland angewöhnt habe, damals während meiner Studienzeit und später als Hochschulprofessor. Bin ja damals ein halber Amerikaner geworden.« Die US-Staatsbürgerschaft neben der französischen besaß er nach wie vor. »Heute wären eher Hamburger opportun, aber die waren damals ja noch nicht verbreitet oder überhaupt bekannt.«
    »Die Amis haben ja auch keine Esskultur«, stellte Nicole klar. »Hamburger und Weißbrot - was anderes kennen die ja nicht. Nur alles, was dick und die Zähne kaputt macht.«
    »Doch. Truthahn, einmal im Jahr. Ich kenne da übrigens ein wunderschönes Rezept für Truthahn mit Whisky.«
    »Lass hören«, verlangte Nicole.
    Zamorra begann, mit todernster Miene. »Man kaufe einen Truthahn von fünf Kilo, der reicht locker für sechs Personen, und eine Flasche Whisky. Dazu Salz, Pfeffer, Olivenöl und Speckstreifen. Nun den Truthahn mit Speckstreifen belegen, schnüren, salzen, pfeffern und etwas Olivenöl dazugeben. Ofen auf 200° einstellen. Dann ein Glas Whisky einschenken und auf gutes Gelingen trinken. Anschließend den Truthahn auf einem Backblech in den Ofen schieben. Nun schenke man sich zwei schnelle Gläser Whisky ein und trinke wieder auf gutes Gelingen. Den Thermostat nach 20 min. auf 250° stellen, damit es ordentlich brummt. Danach schenkt man sich drei weitere Whisky ein. Nach halm Schdunde öffnen, wenden und den Braten überwachn. Die Fisskieflasche ergreiff unn sich eins hinner die Binde kipp. Nach 'ner weitern albernen Schunnde langsam bis zzum Ofen hinschländeren uhd die Trute rumwenden. Drauf achtn, sisch nitt die Hand zu vabrennn an di Schaisss-Ohfndür. Sisch waidere ffünff odda siehm Wixki innen Glas sisch unn dann unnso. Di Drute weehrent drrai Schunn'nt - iss auch egal - waiderbraan un all sehn Minud'n pinkeln. Wenn üerntwi möchlisch, sum Trathuhn hinkrieschn unn den Ohwn aus'm Viech ziehn. Nommal ein Schlugg geneemign un anschliesnt wida fasuchen, das Bihst rauszukriegn. Den f adammt'n-Vogel vom Bodn auffläsen unn uff ner Bladde hinrichten. Uffbasse, daß nitt Ausrutschn auff'm schaißffettichn Kühnbodn. Wenn sisch droßdem nitt fameidn fasuhn wida aufßuschichtnodersoha-hahaisalles jaeeeehscheißegaaal! Ein wenig schlafen. Am nächsten Tag den Truthahn mit etwas Mayonaise und Aspirin kalt essen.«
    Nicole lag fast neben dem Tisch vor Lachen. Andere Hotelgäste sahen interessiert oder indigniert zu ihnen herüber. »Wo hast du das denn her? Das ist ja göttlich!«
    »Von einem Kollegen in Harvard«, schmunzelte Zamorra. »Dem fehlte der professorale Ernst.«
    »So wie dir.«
    Zamorra nahm einen Schluck Fruchtsaft. Er spürte, ebenso wie sein ganz schwach vibrierendes Amulett, die schwache Aura der Roten.
    »Unsere illusionäre Hexe ist in der Nähe«, sagte er leise. »Aber sie fühlt wohl unsere persönlichen Abschirmungen und traut sich nicht nahe heran.«
    Umgekehrt wagte er selbst auch keinen

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