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0870 - Plondfair, der Berufene

Titel: 0870 - Plondfair, der Berufene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rannte davon. Als er den Torbogen verließ, bedauerte er, daß er den Lufken nicht nach Waffen durchsucht hatte. Eine Umkehr wäre jedoch zu riskant gewesen.
    Der Berufene orientierte sich.
    Vom Raumhafen aus führten mehrere breite Alleen in die Tempelstadt. Zwischen ihnen und den Gebäuden lag ein riesiger freier Platz, auf dem steinerne Statuen und alte Raumschiffmodelle standen. Plondfair schätzte, daß er eine gute Stunde unterwegs sein würde, um die Tempel zu erreichen, wenn er nicht ein Fahrzeug fand, dessen Besitzer ihn mitnahm. Er wünschte, er hätte sich auf Wallzu besser ausgekannt, denn es gab sicher öffentliche Verkehrsverbindungen, mit deren Hilfe man nach Toykoan gelangen konnte.
    Transportbänder, wie sie auf Kschur für diese Zwecke eingesetzt wurden, konnte er nicht erkennen, vielleicht begannen sie erst in Höhe der Alleen.
    Als er den großen Platz überquerte, näherte sich vom Raumhafen die erste Kolonne mit Transportern. Plondfair blieb hinter einer Statue stehen. Er sah die Wagen vorbeikommen.
    Sie waren mit Symbolen des Alles-Rads geschmückt und wurden von Kryn gefahren.
    Zweifellos wurde die erste Gruppe von Hilfesuchenden zu den Tempeln gebracht. Es war unmöglich festzustellen, ob Koßjarta dazu gehörte. Wieder stiegen Zweifel am Sinn dieses Unternehmens in Plondfair auf. Die Kranken, die fast alle vom Tode bedroht waren, mußten auf dieser Reise große Strapazen auf sich nehmen. Die Frage war, ob man ihnen damit wirklich einen Gefallen tat. Jedes Mal, wenn eine Gruppe Wynger über das Rad ging, wurde nur eine Handvoll von ihnen gerettet, alle anderen ereilte ihr vorgezeichnetes Schicksal. Plondfair überlegte, ob jene, die bei dem Gang über das Rad ihre Gesundheit zurückerhielten, tatsächlich todkrank waren. Die psychische Komponente durfte nicht übersehen werden, denn sie war vor allem bei Lähmungen und ähnlichen Leiden besonders ausgeprägt.
    Kaum, daß die Fahrzeuge vorbeigerollt waren, kam Plondfair aus dem Schatten der Statue hervor und setzte seine Flucht fort. Ungefähr jetzt, so vermutete er, würde man an Bord der 4-BIRSCHOR seine Abwesenheit entdecken. Er fragte sich, welche Schritte Gainth unternehmen würde. Wahrscheinlich schlugen die Kryn Alarm. Mitten in der Nacht würde es jedoch einige Zeit dauern, bis der bürokratische Apparat, der zu einer Fahndung nötig war, in Bewegung kam.
    Plondfair erreichte den Eingang zu einer Allee. Tatsächlich gab es hier ein Doppeltransportband, aber es war abgeschaltet. Nachts lief wahrscheinlich nur ein einziges Band, aber Plondfair wußte nicht, auf welcher Allee es sich befand. Es zu suchen, hätte viel Zeit gekostet, außerdem hätte er dann in der Nähe des Raumhafens bleiben müssen, wo eine eventuelle Verfolgung ihren Anfang nehmen würde.
    Der junge Lufke verließ die beleuchtete Straße und rannte im Schatten der großen Bäume weiter. Mit weit ausholenden Schritten näherte er sich der Stadt.
    Wenig später wurde er von der zweiten Wagenkolonne überholt. Die fensterlosen Aufbauten der Fahrzeuge verstärkten noch den Eindruck, daß die Wynger in ihrem Innern eigentlich Gefangene waren. Ihre Hoffnung und ihre Gutgläubigkeit standen in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Erfolgen.
    Plondfair dachte an das Loch in Gainths Brust. Wenn er jetzt darüber nachdachte, erschien es ihm wie ein Symbol der Ungerechtigkeit. Gainth war geholfen worden.
    Und den anderen?
     
    *
     
    Gainths Erfolgsrezept, das ihm einen steilen Aufstieg in den Reihen der Kryn beschert hatte, bestand darin, die eigenen Gefühle zu zügeln und unter Kontrolle zu halten. Selbst seinen Fanatismus, mit dem er dem Glauben an das Alles-Rad anhing, setzte er nur dosiert ein. Gainth war ein Mann, der im Zusammenleben mit anderen Wyngern Wert auf kleine Nuancen legte. Was andere mit Geschrei und Drohungen zu erreichen versuchten, gelang Gainth in der Regel schon durch eine leichte Veränderung des Gesichtsausdrucks.
    Gainth war für seine Konkurrenten unter den Kryn schwer einschätzbar, er gab allen anderen Rätsel auf.
    Und er beging keine Fehler.
    Dies und die Tatsache, daß er bei einem Gang über das Rad von der Baivier-Krankheit geheilt worden war, führte immer wieder zu Gerüchten, Gainth stünde in einer besonderen Beziehung zu dem Alles-Rad. Gainth kamen solche Geschichten nicht ungelegen, und immer dann, wenn sie in Vergessenheit zu geraten drohten, unternahm er irgend etwas, um sie wieder aufzuwärmen.
    Als man ihm die Nachricht brachte, daß

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