0870 - Tabitas Trauerhalle
Kleinbauern gelebt, die Zeiten kennen wir ja noch. Nach und nach wurden die Gehöfte aufgegeben. Jetzt wohnt dort keiner mehr.«
»Und die sind nicht verfallen?«
George rieb über sein Kinn. »Doch, schon. Es kümmerte sich ja niemand darum. Vor einiger Zeit sind mal Vertreter einer Baugesellschaft aus London hier aufgetaucht. Sie wollten sich nach Bauland umsehen und haben sich nach den Besitzverhältnissen erkundigt, aber anscheinend ist daraus nichts geworden…«
»Die Häuser stehen alle leer?«
»Das wissen wir nicht.«
»Es könnte also dort jemand wohnen?«
»Klar.«
»Wie viele gibt es davon?«
»Vier«, sagte George.
»Nein, fünf«, widersprach Harold.
Mir war es eigentlich egal, wie viele der alten Gehöfte hier noch existierten, ich würde sie der Reihe nach abfahren und ließ mir die Wege beschreiben.
Da es relativ kompliziert war, schrieb ich es mir auf und bedankte mich bei den Männern.
»Und da sollen sich wirklich Gangster aufhalten?« wollte Harold noch wissen, als ich bereits stand.
»Ich weiß es nicht genau.«
»Ist aber ein harter Job, wie?«
»Man gewöhnt sich daran.«
»Klar, da brauchen Sie wenigstens nicht auf der Bank zu hocken, so wie wir.«
»Sie haben es sich verdient und lange genug gearbeitet, denke ich.«
»Klar, aber manchmal juckt es noch.«
»Das kann ich verstehen«, sagte ich und winkte den beiden zum Abschied zu.
Ich war zufrieden. Die alten Männer hatten mir mehr erzählt, als ich zu hoffen gewagt hatte. In die Brusttasche meines Hemdes hatte ich mir den Zettel mit der Wegbeschreibung gesteckt und wollte so schnell wie möglich zum Rover.
Ich verließ den Marktplatz. Es waren nur wenige Schritte bis zu dem Platz, wo der Wagen mit Jane Collins stand.
Nein, gestanden hatte.
Er war verschwunden!
***
Jane hatte darüber nachgedacht, ob sie aussteigen und John folgen sollte. Sie hatte es nicht getan, wollte ihm einige Minuten geben und anschließend, wenn es ihr zu lange dauerte, hinterhergehen.
So hing sie ihren Gedanken nach, die sich eigentlich nur um einen Namen drehten.
Tabita!
Wo steckte sie?
Jane wurde einfach den Eindruck nicht los, daß sich diese Person hier irgendwo in der Nähe aufhielt. Daß sie alles kontrollierte, ohne selbst kontrolliert zu werden, und das wiederum gefiel der Detektivin überhaupt nicht.
Immer stärker überkam sie der Gedanke an Tabita. Er weitete sich aus und preßte sich gleichzeitig zusammen. Jane wußte auch, daß noch andere Kräfte in ihr schlummerten. Diese latenten Hexenkräfte aus der schlimmen, alten Zeit, und sie spürte, daß diese Kraft allmählich erwachte, während sie allein im Wagen saß, mal durch die Scheibe schaute und mal auf den Zündschlüssel starrte, den John hatte im Schloß stecken lassen.
Die Unruhe in ihr war schlecht zu erklären. Sie wollte nicht von einem Feuer sprechen, aber das Kribbeln im Bauch fühlte sich heiß an.
Es kam etwas auf sie zu…
Jane Collins hielt die Augen halb geschlossen, um sich noch intensiver der Konzentration auf das Fremde hingeben zu können. Es verdichtete sich, es kam näher. Sie wußte nicht, was es war, aber es zählte nicht zu den positiven Dingen im Leben.
Tabita!
Hatte sie etwas bemerkt? Gab es trotz vieler Schluchten zwischen ihnen eine Brücke oder Gemeinsamkeit? Wenn ja, dann müßte auch Tabita etwas mit dem Hexenkult zu tun gehabt haben, doch daran wollte Jane nicht so recht glauben.
Und doch konnte sie der Person nicht einfach trauen. Tabita war zu gefährlich, das wußte Jane auch, ohne sie genau zu kennen. Sie hatte ihr Ziel gefunden, und sie ging dabei über Leichen.
Obwohl die beiden vorderen Seitenfenster offen standen und kühle Luft in den Wagen wehte, schwitzte Jane. Das lag an ihrer inneren Erregung, die in den letzten Minuten stark zugenommen hatte. Da mußte in ihrer Nähe etwas geschehen, das ihr bisher noch nicht aufgefallen war.
John ließ sich Zeit. Auf dem Marktplatz bauten die Händler auch weiterhin ihre Stände ab und verstauten die einzelnen Teile in die dafür vorgesehenen Wagen.
Wenn Jane nach rechts schaute, dann sah sie die Dorfstraße. Der kleine Marktplatz schloß sich praktisch an einer Seite an, und die Detektivin wurde immer nervöser, je länger sie auf die Straße schaute, wo es nichts Außergewöhnliches zu sehen gab.
Hin und wieder fuhren Autos vorbei. Fußgänger und Radfahrer überwogen aber.
Warum dann die Unruhe, die noch zunahm?
Kam etwas herbei?
Plötzlich sah sie den Wagen. In diesem
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