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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich nur konnte. Ich habe sie verraten, ich habe ihre Pläne nicht für mich behalten und sie an die mächtigen Herrscher aus dem Morgenland weitergegeben. Und dann habe ich sie verlassen und mich auf die andere Seite gestellt. Man gab mir die Kämpfer mit. Der Sultan Saladin suchte sie selbst aus. Wir waren die, die aus dem Hinterhalt heraus unsere Feinde vernichteten. Ich habe mir diesen alten Friedhof selbst ausgesucht. Dort liegen nicht nur Templer. Alle Gefangenen, die wir auf unseren Raubzügen machten, liegen in dieser Erde. Und keiner von Ihnen wird je ein Kreuz auf sein Grab bekommen.«
    »Du haßt Kreuze, wie?«
    »Ja.«
    »Aber du kennst König Richard.«
    »Ich war einige Male in seiner Nähe und habe mit ihm gesprochen. Er hat mir auch vertraut.«
    »Und du hast sein Vertrauen mißbraucht und ihn verraten.«
    »Ja!« schrie er mich an. »Ja, so ist es gewesen. Ich habe auch ihn gehaßt…«
    Bevor er weitersprechen konnte, unterbrach ich seine Tirade mit einer Frage. »Hast du ihn sehr gehaßt?«
    »Und wie!«
    »Aber du kanntest ihn, und du weißt auch, daß er auf das Kreuz vertraut hat.«
    Er nickte.
    »Hast du das Kreuz gesehen?«
    »Wir kämpften unter dem Kreuz damals.«
    »Das habe ich nicht gemeint«, sagte ich. »Kannst du dich nicht erinnern, daß er persönlich ebenfalls ein Kreuz bei sich trug? Ein besonderes Kreuz, das aus Silber bestand und ihm einen Schutz gab.«
    Mleh überlegte. Nach einer Weile murmelte er: »Ich habe ihn einmal in einem Badezuber gesehen. Ja, da hing etwas vor seiner Brust. Das kann ein Kreuz gewesen sein.«
    »Sehr gut«, sagte ich.
    Mleh schaute auf den Abbé, der näher an uns herangetreten war. »Warum fragst du das?«
    »Weil ich dir etwas zeigen möchte.«
    »Du mir?«
    »Ja.« Ich lächelte ihn kalt an. Mit der linken Hand öffnete ich zwei Hemdknöpfe. In der Rechten hielt ich nach wie vor die Beretta, die auf ihn zielte.
    Dafür hatte er keinen Blick. Er starrte auf den Gegenstand, den ich unter dem Hemd hervorzog, die Kette noch um meinem Hals ließ und das Kreuz nur auf die flache Hand legte.
    »Ist es das gewesen?«
    Er senkte den Kopf und glotzte. Ich hätte nie gedacht, daß er bleich werden würde, doch genau das geschah in diesem Augenblick mit ihm. Nur kurze Zeit blieb er still, dann riß er den Kopf hoch.
    Sein Gesicht war zu einer Fratze der Angst geworden.
    »Das ist es!« brüllte er. »Das ist sein Kreuz! Ich sehe, und spüre es!« Und dann tat er etwas, womit weder der Abbé noch ich gerechnet hatten. Er warf sich herum, ohne sich um meine Waffe zu kümmern, und rannte geradewegs auf das große Feuer zu…
    ***
    Mein Arm ruckte vor. Es war eine Reflexbewegung, die sich nicht lohnte, denn der Prinz war bereits zu weit entfernt, als daß ich ihn hätte aufhalten können.
    Er war zu einem bösen, zu einem schreienden und tanzenden Derwisch geworden, den nichts mehr aufhalten konnte, der eingesehen hatte, wie stark sein Gegner war. So wurde er von der nackten Panik getrieben, geradewegs seinem Verhängnis entgegen.
    »Neinnn!«
    Mein Schrei erreichte ihn wohl, es nutzte nichts. Vor ihm wuchsen plötzlich die Feuerzungen hoch.
    Es mußte ihm vorkommen, als hätte ihn die Hitze der Hölle eingeholt, um ihn in das tiefe, grausame Feuerloch zu zerren.
    Worüber er stolperte sahen wir nicht. Wir bekamen nur mit, wie er nach vorn kippte, die Arme ausstreckte, die Hände gespreizt hielt, aber keinen Halt mehr fand, sondern einzig und allein in die heißen Flammen hineingriff, die über ihre neue Nahrung erfreut waren und blitzartig seinen Umhang in Flammen setzte.
    Er stand da wie eine lebende Fackel.
    Das Feuer war wie ein Tier. Es fauchte, es schnaubte, es toste und tobte. Und es war in seiner absoluten Gier einfach unersättlich. Es griff zu - und tötete.
    Wir schauten nicht mehr hin. Außerdem sahen wir die Gestalt nur durch den Flammenschleier, und helfen konnten wir dem Prinzen auch nicht mehr. Er kam uns vor, als würde seine Gestalt zerfließen und die Haut in langen Schleimfäden von oben nach unten rinnen.
    Ich ließ das Kreuz wieder verschwinden. Als ich meinen Handrücken sah, entdeckte ich auch die Gänsehaut darauf. Trotz der Hitze war mir kalt geworden.
    »Du hast es nicht ändern können, John«, sagte der Abbé.
    »Ich weiß«, murmelte ich.
    Dann schaute ich wieder zum Feuer. Prinz Mleh war nicht mehr zu sehen. Die Flammen hatten ganze Arbeit geleistet…
    ***
    Suko hatte sich überwunden und auf dem Sessel seinen Platz gefunden, immer

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