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0872 - Der Templer-Friedhof

0872 - Der Templer-Friedhof

Titel: 0872 - Der Templer-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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du lügst, ich kenne Richard. Ich weiß auch, wer bei ihm gewesen ist. Ich bin ein Stück des Weges mit ihm geritten. Ich habe dich nie bei ihm gesehen. Du bist ein anderer. Richard hätte dich uns gezeigt, denn wer so mächtig ist, den hält man nicht versteckt.«
    Im Prinzip hatte er recht. Aber hier ging es nicht um eine oder seine Logik, sondern um andere Tatsachen und vor allen Dingen darum, daß wir Menschenleben retten wollten.
    Der Abbé hatte weitergemacht und auch den letzten Templer aus seiner Lage befreit. Jetzt standen die blutbefleckten Pfähle wie Gerippe im Widerschein des Feuers.
    Der zweite Folterknecht wimmerte nicht mehr. Er lag jetzt still. Ob er gestorben war, konnten wir nicht erkennen, aber es tat sich etwas bei den Muselmanen.
    Daß sie beherzte Kämpfer waren, wußten wir aus der Geschichte. Daß sie abergläubisch reagierten, war uns ebenfalls bekannt. In allen Märchen aus dem Morgenland spielten Geister und Ungeheuer eine große Rolle. Wohl jeder glaubte daran, vom Sultan bis zum Bettler. Wahrscheinlich stellten sie sich die Geister so vor, wie sie diese aus den Geschichten her kannten. Wir entsprachen dieser Überlieferung nicht, aber wir sahen in unserer Kleidung auch nicht aus wie sie, und wir besaßen Waffen, deren Funktion sie nicht begreifen konnten. Das alles machte ihnen Angst, und für sie gab es nur eine Chance, dieser Angst zu entwischen. Sie mußten fliehen.
    Irgend jemand schrie etwas. Und dieser Schreier machte auch den Anfang. Für uns lief es nahezu ideal, denn plötzlich kam in jeden Soldaten Bewegung. Keiner blieb mehr an seinem Platz. Fluchtartig rannten sie weg. Nicht einmal alle Waffen nahmen sie mit. Sie flüchteten hin zu den Pferden, und es gab keinen, der sie aufhalten konnte. Selbst der Prinz schaffte es nicht. Mleh mußte mit ansehen, wie ihm seine Leute wegliefen und ihn im Stich ließen.
    Er begriff es nicht. Er gab auch keinen Kommentar ab. Er war in meinem Griff wieder zu Stein geworden. Jeder Soldat der floh, nahm ihm ein Stück Hoffnung auf den Sieg.
    Schon sehr bald war das harte Trappeln der Pferdehufe zu hören. Da wußten wir endgültig, daß wir vorerst unsere Ruhe hatten und uns mit dem Prinzen beschäftigen konnten.
    Auch der Abbé kam wieder zu mir. Er war erschöpft, aber in seinen Augen lag ein harter Blick.
    »Was ist mit den Gefangenen?« wollte ich wissen.
    Er hob die Schultern und ließ sie sacken.
    »Tot?« hauchte ich.
    »Bis auf einen. Der hatte ja- reden sollen. Die anderen sind gestorben.« Er weinte plötzlich und lief davon. Sein Ziel war das Wasserfaß, in das er einen Holzeimer tauchte und ihn füllte. Mit dem Eimer ging er zu dem letzten Überlebenden zurück, um seine Wunden zu reinigen.
    In mir kochte der Zorn hoch. Ich wußte, wer die Schuld am Tod dieser Menschen trug und hätte Mleh am liebsten zu Boden geworfen und in den Staub getreten.
    Ich tat es nicht.
    Ich ließ ihn statt dessen los und schubste ihn zurück. Er hielt den Dolch nicht mehr in der Hand.
    Verwirrt, ängstlich und waffenlos stand er vor mir, das Gesicht so naß, als hätte er vor kurzem noch gebadet und sich nicht abgetrocknet.
    »Jetzt sind wir allein«, sagte ich.
    Der kahlköpfige Prinz bewegte nur seine Lippen. Zu einer Antwort war er nichtfähig.
    »Was soll ich mit dir tun?« fragte ich ihn. »Soll ich gleiches mit gleichem vergelten und dich ebenfalls töten, wie du deine Feinde getötet hast? Soll ich das tun?«
    Er schwieg.
    »Ihr habt keine Gnade gekannt. Ihr habt die Templer gefoltert und anschließend mit einem Karren auf den alten Friedhof gebracht, wo die Geier schon warten. Eure Grausamkeit ist unbeschreiblich. Ihr seid keine Menschen mehr.«
    Plötzlich konnte er wieder reden. »Die anderen auch. Nicht nur wir. Was haben die großen Kreuzritter denn auf ihrem Weg ins Heilige Land alles getan? Sie haben verbrannte Erde hinterlassen. Sie haben die Männer getötet, Frauen vergewaltigt, Es waren nicht nur stolze Ritter dabei, ein großer Troß von Soldaten und Söldnern zog mit ihnen. Und sie sind auch durch mein Reich gekommen und wollten alles zerstören. Ich aber habe mich auf ihre Seite gestellt, nachdem ich mit ansehen mußte, wie sie die Dörfer abgebrannt und die Menschen getötet haben. Ich schloß Frieden mit ihnen, nachdem ich mich bereit erklärte, meine Soldaten ihrem Herrn zu übergeben. Ich selbst wurde zu einem Tempel-Ritter und zog mit in das Heilige Land. Aber tief in meinem Herzen haßte ich sie, und ich habe ihnen geschadet, wo

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