0875 - Die Rückkehr des Jägers
zumindest der Sitz seines Anwesens kein Geheimnis, seit ihn der neugierige Reporter einer Boulevardzeitung aufgestöbert hatte. Der Journalist war wenig später mit dem Auto tödlich verunglückt. Offenbar legte Gautard sehr viel Wert auf seine Privatsphäre.
Der Großunternehmer residierte am Rande eines mondänen Pariser Vorortes, in dem sich die Reichen und Schönen von den sozialen Problemen der überfüllten Metropole abschotteten. Wer hier lebte, musste mindestens Millionär sein, und Paul Gautard war mit Abstand der Reichste unter den Reichen. Um in der luxuriösen Umgebung nicht weiter aufzufallen, hatten sich die Dämonenjäger für einen dunkelblauen 7er BMW der Modellreihe E65 entschieden, doch Gryf konnte selbst an diesem edlen Gefährt keinen Gefallen finden.
»Verdammt, wie könnt ihr nur an so etwas Spaß haben? Diese Art der Fortbewegung ist barbarisch!«, fauchte er, während Nicole den leistungsstarken Wagen elegant über die gut ausgebauten Straßen lenkte.
»Du solltest dich anschnallen«, riet die schöne Französin. »Es fehlt uns noch, dass uns die Polizei bei unserer kleinen Einbruchstour stört, nur weil du gegen die Verkehrsregeln verstößt.«
»Ich bin ein Druide. Druiden schnallen sich nicht an«, behauptete Gryf stur.
»Wie du meinst, aber ich zahle nicht deinen Strafzettel«, sagte Nicole resigniert und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Sie wusste, dass es wenig Sinn hatte, mit dem Silbermond-Druiden zu diskutieren, wenn er in dieser Stimmung war.
Nach einer guten Stunde hatten sie ihr Ziel erreicht. Gautards palastähnliches Haus wurde umgeben von einem Garten, der größer war als mancher Stadtpark, und einer unüberwindlich erscheinenden Mauer Die Dämonenjäger parkten den BMW einige Straßen weiter und gingen zu Fuß zurück.
»Toll, erst sitzen wir in dieser Schrottmühle, und jetzt gibt's auch noch einen Fußmarsch«, schimpfte Gryf. »Kommt, wir springen…«
»Keine gute Idee«, sagte Zamorra schnell, bevor der Silbermond-Druide seine Kampfgefährten ungefragt in den zeitlosen Sprung mitnehmen konnte. »In so einer Bonzengegend gibt es unzählige Kamera und sicher auch einen Wachdienst. Wir sollten uns erst mal in Ruhe umsehen, bevor wir uns blind ins Abenteuer stürzen.«
»Das tun wir doch sonst auch nicht…«
»Du vielleicht nicht«, entgegnete Nicole spitz. »Aber Zamorra und ich würden gerne noch ein bisschen länger leben.«
Sie waren die einzigen Spaziergänger weit und breit, und die wenigen Autofahrer beachteten sie gar nicht. Die Dämonenjäger entdeckten schnell, dass tatsächlich jedes Anwesen in ihrer Nähe durch mindestens eine Videokamera geschützt wurde. Ausgerechnet Gautards Villa schien die einzige Ausnahme zu sein. Doch für Zamorra war das kein Grund zur Beruhigung, hieß das doch vermutlich nur, dass sich der Milliardär auf andere, vermutlich viel effizientere Sicherheitssysteme verließ.
Das mächtige Gebäude ragte fast in völliger Dunkelheit vor ihnen auf. Nur zwei kleinere Fenster in den oberen Stockwerken waren beleuchtet. Gryf baute sich vor dem protzigen schmiedeeisernen Tor auf und griff mit seinen Para-Sinnen in die Nacht hinaus.
»Hunde«, sagte er flüsternd. »Drei ziemlich große Viecher, wahrscheinlich Rottweiler. Und sie wirken verdammt hungrig.«
»Wachen?«, fragte Zamorra.
Der Silbermond-Druide schüttelte den Kopf. »Ich registriere nur zwei Menschen. Frauen, beide älter und offenbar nicht mehr allzu mobil. Vermutlich Hauspersonal.«
»Gautard ist wohl noch in Paris und arbeitet mit Jean an der Show«, meinte Zamorra.
»Umso besser. Dann wollen wir die Bellos mal schlafen legen«, sagte Nicole und zog ihren Blaster. Doch Gryf hielt sie zurück. »Das ist nicht nötig.«
Er wob mit der rechten Hand geheimnisvolle Zeichen in die Luft und murmelte dazu Worte in einer uralten, längst vergessenen Sprache, die entfernt an Walisisch erinnerte. »Das müsste genügen.«
»Hast du uns deinen Segen gegeben?«, fragte Zamorra grinsend.
»Das auch. Und ich habe uns für die Hunde und etwaige andere Beobachter unsichtbar - und vor allem unriechbar - gemacht. Wir operieren jetzt quasi im Stealth-Modus.«
»Sehr praktisch.« Zamorra kannte selbst einen Trick, mit dem er seine Aura so begrenzen konnte, dass er für andere Menschen praktisch unsichtbar wurde. Aber bisher war es ihm nicht gelungen, diesen Schutz auch auf andere auszudehnen. Außerdem konnte er auf diese Weise nicht den feinen Geruchssinn von Vierbeinern
Weitere Kostenlose Bücher