0875 - Die Rückkehr des Jägers
erhellte ein Lächeln Zamorras Gesicht. »Aber wir könnten uns ja mal ein bisschen bei ihm umsehen.«
»Laut Robert ist sein Heim doch gesichert wie eine Festung.«
»Also brauchen wir jemanden, der darauf spezialisiert ist, dorthin zu gehen, wo eigentlich niemand hin soll.«
»Chin-Li?« Jetzt lächelte auch Nicole. Doch sie wurde schnell wieder ernst. »Nach unserem kleinen Intermezzo in Tibet [2] ist sie doch abgetaucht. Sie kann überall sein…«
Zamorra lächelte immer noch. Nicole sah ihn verwirrt an, dann begriff sie. »Du meinst gar nicht unsere Lieblings-Ex-Profikillerin, sondern…«
»Einen Silbermond-Druiden.« Zamorra nickte. »Genau.«
»Womit wir das gleiche Problem hätten. Teri und Gryf sind auch nicht gerade als Stubenhocker bekannt. Wer weiß, wo die sich gerade rumtreiben.«
»Es ist zumindest einen Versuch wert. Und mit Gryf fangen wir an.«
Der Silbermond-Druide bewohnte eine kleine Hütte auf der Insel Anglesey im Norden von Wales. Allerdings war er nur selten zu Hause, und seine Telefonnummer war nur engsten Freunden bekannt, denn offiziell existierte sie überhaupt nicht. Gryf ap Llandrysgryf hatte den Anschluss magisch erzeugt, und das auch nur, um im Notfall erreichbar zu sein. So gesellig der Silbermond-Druide auch sein konnte - vor allem wenn es um junge, gut aussehende Damen ging so wichtig war ihm seine Privatsphäre.
Die Nummer befand sich im Kurzwahlspeicher des Visofons, der Bildsprechanlage, an die alle benutzen Räume des Châteaus angeschlossen waren. Der Ruf ging raus. Doch niemand antwortete.
»Scheint nicht da zu sein.«
»Oder er ist beschäftigt«, sagte Nicole mit anzüglichem Lächeln. Denn die beiden Franzosen kannten die Lieblingsbeschäftigung des Silbermond-Druiden nur zu gut.
»Dann schaue ich mal persönlich bei ihm vorbei. Notfalls hinterlasse ich ihm eine Nachricht.«
»Ich komme mit!«
Fragend sah Zamorra seine Gefährtin an. Nicole grinste.
»Wenn du in eine peinliche Situation platzt, möchte ich mir sein dummes Gesicht nicht entgehen lassen - und deins.«
»Gut, dann mach dich mal ausgehfein.«
»Der Kampfanzug?« So pflegte Nicole ihren hautengen schwarzen Lederoverall zu bezeichnen, der sich in manchem Nahkampf bewährt hatte.
»Wäre eine gute Idee. Kann sein, dass wir gleich weiter müssen.«
»Was noch? Dhyarra?«
»Unbedingt. Und sicherheitshalber sollten wir auch die Blaster mitnehmen.«
»Damit wir bei Gautard gleich wegen bewaffneten Einbruchs drankommen. Gute Idee.«
»Wenn schon, denn schon.«
»Ich eile, mein Meister.«
Wenige Minuten später waren sie startbereit. Da auch Gryfs Wohnsitz mit Regenbogenblumen ausgestattet war, reichte ein weiterer Gang in die labyrinthartigen Kellergewölbe, um die Entfernung nach Wales zu überbrücken.
»Verdammt!«, fluchte Nicole, als sie aus der Regenbogenblumenkolonie traten. »Warum muss Gryf nur in diesem Regenloch wohnen? Und das auch noch freiwillig?«
Am Himmel türmten sich dicke schwarze Wolken, und es goss in Strömen. Innerhalb von Sekunden waren die beiden Dämonenjäger klatschnass. Wortlos rannten sie los. Nicole war als Erste an der Tür. Sie wollte gerade heftig dagegen schlagen, als die nur angelehnte Tür aufschwang und Nicole etwas unelegant in die Hütte fiel.
»Hallo, schön euch zu sehen«, sagte Gryf ap Llandrysgryf. Der Silbermond-Druide war nackt - und wie Nicole es vorausgesagt hatte - nicht allein.
***
Lucifuge Rofocale grunzte nur unwillig, als die ersten Gerüchte an sein Ohr drangen. Er vernichtete den Boten, der es gewagt hatte, Satans Ministerpräsident wegen so einer Lappalie wie einer Fernsehsendung zu belästigen, und widmete sich wieder seinen Amtsgeschäften. Doch so viele von ihnen er auch für ihre Penetranz bestrafte, es kamen immer mehr Spione, um ihm von den seltsamen Vorgängen auf der Erde zu berichten. Ihre Todesangst war offenbar geringer als die Furcht vor dem, was Lucifuge Rofocale mit ihnen anstellen würde, sollten sie ihre Informationen für sich behalten. Und das ließ den Erzdämon schließlich aufhorchen.
Jean Fournier war also ins Rampenlicht zurückgekehrt. Lucifuge Rofocale hatte von dem Jäger gehört, ihn aber nicht weiter ernst genommen. Er hatte immer angenommen, dass erst Zamorras Eingreifen die Auseinandersetzung mit Berakaa entschieden hatte. Denn dass tatsächlich ein dahergelaufener TV-Star fähig sein sollte, der Hölle Paroli zu bieten, konnte er sich einfach nicht vorstellen.
Und doch war es so. Fournier hatte
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