0875 - Die Rückkehr des Jägers
auf den ersten Blick erscheinen, Gebieter. Zumindest seit Paul Gautard ihnen geholfen hat, ihr wahres Potenzial zu entfalten. Doch das alleine macht sie noch nicht zu einer Gefahr, die die sieben Kreise der Hölle erschüttern könnte. Dazu muss erst das hier dazukommen.«
Der Archivar zog ein weiteres Dokument aus dem Stapel. Lucifuge Rofocale starrte fassungslos auf das halb zerfallene Pergament. Er kannte die Waffe, die darauf abgebildet war. Es war Jean Fourniers Klinge der Vergeltung.
***
Sofort war Zamorra bei dem Silbermond-Druiden. Gryfs Augenlider flackerten, und Speichel rann aus seinem Mund, aber er war noch bei Bewusstsein. Unwirsch schüttelte der blonde Vampirjäger den Kopf und setzte sich auf.
»Geht schon wieder«, murmelte er. »Ich war nur nicht vorbereitet. Es hat mich kalt erwischt.«
Während sich der Parapsychologe um den Freund kümmerte, zog Nicole den Blaster und sicherte die Tür. Doch der erwartete Angriff blieb aus. Niemand kam herein, um sich auf sie zu stürzen. Das ganze Gebäude war so ruhig wie ein Friedhof.
Und doch waren sie nicht allein. Merlins Stern hatte sich deutlich erwärmt. Ein eindeutiger Hinweis auf eine schwarzmagische Präsenz.
»Was ist passiert, Gryf?«
»Keine Ahnung«, sagte der Silbermond-Druide, während er sich mühsam aufrichtete. »Es fühlte sich an wie eine massive telepathische Attacke. Durch meine mentale Sperre bin ich zwar geschützt, aber die Heftigkeit des Angriffs hat gewissermaßen für einen Moment mein System überlastet.«
»Ich habe es auch gespürt.«
»Und es ist immer noch da«, sagte Nicole. »Vermutlich hat es dich am heftigsten getroffen, weil du von uns die stärksten Para-Sinne hast. Wer immer dafür verantwortlich ist, er hat dich als stärksten Gegner erkannt und gleich ausgeschaltet.«
»Da wir gerade davon reden«, sagte Gryf und verzog die Lippen zu einem freudlosen Grinsen. »Ich fühle mich wie… taub. Meine Para-Sinne sind völlig blockiert. Ich kann nicht… springen.«
»Na großartig«, murmelte Nicole. »Dann müssen wir uns den Weg wohl freischießen.«
»Wir haben auch noch den Dhyarra«, wandte Zamorra ein.
»Es ist nur die Frage, ob uns der viel nützt.«
Zamorra wusste, was Nicole meinte. Die Dhyarras waren wahre Wunderwaffen, die alles, was sich der Benutzer bildlich vorstellte, Wirklichkeit werden lassen konnten. Das erforderte jedoch ein Höchstmaß an Konzentration, und es war fraglich, ob die Dämonenjäger die in dieser Situation aufbringen konnten. Die telepathischen Attacken ihres unbekannten Gegners wurden zwar blockiert, aber sie wirkten wie ein permanentes Störfeuer an Rande ihres Bewusstseins, das vermutlich jeden Versuch, die blauen Sternensteine zu benutzen, unterbinden würde.
»Immerhin wissen wir jetzt eines sicher«, sagte Zamorra. »Paul Gautard ist tatsächlich nicht der, der er zu sein vorgibt. Was immer er von Jean will, es kann nichts Gutes sein.«
»Aber wenn Gautard wirklich ein Diener der Hölle ist, warum sollte er sich dann ausgerechnet mit einem Dämonenjäger verbünden?«, wandte Nicole ein.
»Gute Frage. Vielleicht, um ihn ein für allemal auszuschalten. Möglicherweise hat Jean die Hölle mehr geärgert, als uns klar war.«
Gryf schüttelte den Kopf. »Das überzeugt mich nicht.«
»Mich ehrlich gesagt auch nicht«, gab Zamorra zu. »Vielleicht will er Jean auch als Marionette für einen hölleninternen Machtkampf missbrauchen. Wenn Gautard den Jäger auf die amtierenden Oberteufel hetzt, ist er selbst möglicherweise der lachende Dritte.«
»Oder er macht einen gewaltigen Fehler. Lucifuge Rofocale und Stygia werden sich das kaum gefallen lassen…«
»Wenn wir weiter hier rumstehen und quatschen, werden wir nie herausfinden, was hinter der ganzen Sache steckt«, sagte Nicole entschlossen. »Wie wäre es mit einem kleinen Rundgang?«
»Gute Idee. Sehen wir uns um!«, stimmte Zamorra zu. Der Parapsychologe holte sein Amulett hervor und ließ es an der silbernen Halskette frei vor der Brust baumeln. Dann zog er den Blaster, stellte ihn auf Betäubung und näherte sich mit Nicole vorsichtig der schweren Holztür. Die Strahlenwaffe im Anschlag, nickte Zamorra seiner Gefährtin zu. Dann riss er die Tür auf.
Blaue, sich verästelnde Blitze zuckten aus den Abstrahldornen hervor, als Zamorra und Nicole gleichzeitig ihre Blaster abfeuerten. Doch die Betäubungsstrahlen fanden kein Ziel. Verlassen lag ein langer, von mehreren Deckenlampen schwach beleuchteter Flur vor
Weitere Kostenlose Bücher