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0875 - Medusas Tochter

0875 - Medusas Tochter

Titel: 0875 - Medusas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und schaute sich die Bemalung an. Naive Malereien, aber für einen Jahrmarkt genau das richtige. An gewisse Stellen überzeichnet, einfach zu grell.
    Die Living Dolls trugen bunte Kostüme. Manche hauteng, andere wiederum standen weiter vom Körper ab.
    Sie sah einen Zauberkünstler mit spitzem Hut ebenso wie eine weiß gekleidete Tänzerin oder einen Bischof. Die Gesichter hatten zwar verschiedene Ausdrücke, dennoch sahen sie alle sehr maskenhaft aus, als wären die Menschen blitzartig zu Stein erstarrt.
    Dieser Vergleich brachte Jane wieder auf das Problem der Medusa. Die Erinnerung an die letzte Nacht tauchte auf. Da hatte sie die Schritte gehört und durch das Fenster geschaut. Und sie hatte auch die Gestalt entlanghuschen sehen.
    Eine Frau mit Haaren, die eigentlich hätten nach hinten wehen müssen. Das war bei der Person nicht der Fall gewesen, bei ihr hatten die Haare in die Höhe gestanden und sich, wenn sich Jane nicht zu sehr täuschte, noch bewegt.
    Die Medusa?
    Vielleicht…
    Aber wer verbarg sich dahinter? Jane hatte eine bestimmte Vorstellung, einen Verdacht, doch sie hütete sich davor, ihn zu stark auf Vera Valendy zu beschränken. Sie wollte sich nicht festlegen.
    Unter Umständen fand sie noch andere Dinge heraus.
    »Guten Morgen, Miß Collins. Gefällt Ihnen mein Wagen?«
    Jane hatte Victor Valendy nicht gesehen. Er mußte sie schon die ganze Zeit über beobachtet haben, stand von Jane aus gesehen links neben seinem Wagen und hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Er trug eine schwarze Hose, ein graues Hemd und eine lachsrote Strickjacke. Sein Haar war glatt nach hinten gebürstet, auf der Oberlippe wuchs ein schmaler Bart, über der zwei große Nasenlöcher zu sehen waren. Sie gehörten zu einer leicht nach oben geschwungenen, breiten Nase.
    In der Nacht hatte Jane diesen Mann nicht so genau erkennen können.
    Er kam auf sie zu, blieb neben ihr stehen, drehte sich seinem Geschäft zu und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nicht schlecht diese Malerei«, lobte er sich selbst, »aber im nächsten Jahr werde ich eine andere haben. Die Farben haben unter der Witterung doch zu stark gelitten, wie Sie sehen können.«
    »Wer hat das gemalt?«
    »Meine Tochter.«
    »Oh!«
    Valendy lachte Jane an. »Vera ist wirklich ein Allround-Talent. Ich kann auf Sie nicht verzichten und lasse sie mir auch von keinem wegnehmen.« Bei den letzten Worten war seine Stimme hart geworden, was Jane sehr wohl registrierte.
    »Das kann ich mir denken«, gab sie ihm recht.
    Für Valendy war das Thema damit erledigt. »Und was haben Sie heute vor? Der Tag sieht nicht gut aus. Schwierig für unser Geschäft. Es werden sich nicht zu viele Besucher auf dem Rummel verlaufen. Na ja, vielleicht kommen die Kinder.«
    »Ich gehe ein wenig spazieren.«
    »Hier?«
    »Auch, Mr. Valendy. Gleichzeitig wollte ich mir die Umgebung anschauen. Ich liebe die Natur.«
    »Dann sind Sie an diesem Flecken der Erde genau richtig. Hier gibt es viel Natur und Umgebung. Na ja, wir sehen uns sicherlich noch. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen.«
    »Danke gleichfalls.« Jane ging erst weiter, als Valendy nicht mehr zu sehen war. Dieser Mann würde ihr immer ein Rätsel bleiben. Sie schlenderte auf die Geisterbahn zu, blieb vor ihr stehen und bekam die gesamte Breite in ihr Blickfeld.
    Sie schaute hoch zu den Figuren, die über dem oberen Rand der Geisterbahn hinwegstanden. Da die Bahn einstöckig war und man auf einer Galerie noch mal ins Freie fuhr, konnten sich die monströsen Holz- und Kunststoffgestalten ausbreiten und auch nach unten schauen.
    Natürlich fehlten der Werwolf und die Vampire nicht. Da war eine Hexe mit roten Pusteln auf den Nasenrücken zu sehen. Ein Dino fehlte auch nicht, obwohl der Run vorbei war, und mehrere Phantasiemonster hielten ihre Arme und Klauen ausgestreckt.
    Inmitten dieser Gestalten entdeckte Jane auch das Gesicht einer Frau. Nur das Gesicht und den Halsansatz. Beides übergroß und etwas blaß, aber nicht die grünen Schlangen, die auf und aus dem Kopf wuchsen.
    Eine Medusa!
    Jane spürte den kalten Schauer auf ihrem Rücken. Sie war keine ängstliche Frau, wenn sie aber an die Toten dachte und jetzt diese Gemälde sah, da war es nicht schwer, gewisse Zusammenhänge zu erkennen.
    Es gab etwas, das sie noch mehr erschreckte. Wenn sie nicht alles täuschte, hatte das Gesicht der Figur eine große Ähnlichkeit mit einer gewissen Vera Valendy.
    Jane holte tief Luft. Das war kein Zufall mehr. Deutlicher hätte

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