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0875 - Medusas Tochter

0875 - Medusas Tochter

Titel: 0875 - Medusas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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diesem hoffte ich auch darauf, sprach ihn an und erkundigte mich, wie weit es noch bis zum Rummelplatz war.
    Erstaunt blickte er in mein Gesicht. »Was wollen Sie denn dort, Mister?«
    Ich lächelte nur vielsagend.
    »Weit ist es nicht mehr. Hinter der Ausfallstraße geht es links ab. Sie können es nicht verfehlen. Dort steht noch ein Plakat mit einem dicken Pfeil darauf.«
    »Danke.«
    »Aber er hat noch nicht offen. Der Trubel geht erst am Nachmittag los.«
    »Ist denn da richtiger Trubel?«
    Er nickte. »Das kann man schon sagen. Die Leute strömen aus der Umgebung herbei. Was los ist immer.«
    »Danke für den Tip.«
    Ich zahlte, ließ mir kein Geld mehr herausgeben und machte mich auf den Weg.
    Den kleinen Ort hatte ich rasch hinter mich gebracht und entdeckte tatsächlich das bunte Plakat mit dem Pfeil, der nach links wies.
    Es war ein schmaler Weg, in den ich einbog. Schlaglöcher und Steine hatten den Asphalt abgelöst.
    Nach einer Kurve wurde der Belag etwas besser, aber die Düsternis nahm zu, da ich durch ein kleines Waldstück fuhr.
    Und dann sah ich den Wagen.
    Er stand an der linken Seite, fast schon im Graben, sehr nahe am Unterholz zumindest, und es war der 2CV, der mir schon an der Tankstelle aufgefallen war.
    Von dem Fahrer oder der Fahrerin sah ich nichts. Der Citroën stand verlassen da, als hätte er den Geist aufgegeben. Ich stoppte den Rover hinter der Ente und stieg aus.
    Mittägliche Stille umgab mich ebenso wie die Schatten des Waldes rechts und links des Wegs. Die Motorhaube der Ente stand nicht hoch, der Fahrer schien nicht nach der Ursache des Stillstands zu suchen. Ich schaute in den Wagen hinein und stellte fest, daß der Zündschlüssel steckte.
    Seltsam…
    Langsam drehte ich mich um. Mein Blick fiel in den Wald. Die Bäume standen weit genug auseinander, um genügend große Lücken bilden zu können. War der Fahrer des Wagens etwa im Wald verschwunden?
    Vorstellbar war es.
    Nur sah ich ihn weder an der rechten, noch an der linken Seite. Auf dem Rücksitz der Ente stapelten sich die Dinge, die im Ort eingekauft worden waren.
    Es waren Lebensmittel, zumeist Fertiggerichte und Dosen. Auch die Hälse zweier Whiskyflaschen schauten aus dem Karton hervor. Ich startete zu einem Versuch. Da der Zündschlüssel steckte, öffnete ich die Tür, drehte den Schlüssel und hörte zu, wie der Motor ansprang. Zwar mit einigem Stottern, aber dann lief er.
    Ich schaltete ihn wieder ab und überlegte weiter, welchen Grund die Person gehabt haben konnte, die Ente zu verlassen. Es gab natürlich welche. Ein Date mitten im Wald war auch in der heutigen Zeit noch romantisch, und der plötzliche Laut wies darauf hin, denn aus der linken Waldseite hörte ich das Lachen.
    Ich blieb stehen.
    Dieses glockenhelle Gelächter paßte zu einem jungen Mädchen oder einer Frau. Sie mußte den Wagen gefahren haben, und ihr Gelächter hatte meine Neugierde geweckt.
    Sekunden später war ich in eine Lücke zwischen zwei Bäumen eingetaucht. Die Richtung war einfach. Ich lief im Slalom los, wich immer wieder Stämmen und Ästen aus und hörte die Tritte auf dem weichen Moosboden. Er war noch feucht, an manchen Stellen sogar glatt und wurde sehr rutschig, wenn es bergab ging.
    Das Lachen hörte ich nicht mehr. Ich blieb neben einer krumm gewachsenen Fichte stehen und schaute Richtung Waldrand, wo sich die Gestalt abmalte.
    Es war eine Frau, sie trug eine Hose und eine Jacke. Ihr langes Haar war blond, es wehte bei jedem Schritt und hätte dabei wippen müssen, doch die Haare blieben in einer ungewöhnlichen und leicht verdrehten Haltung stehen.
    Wie Schlangen…
    Wie bei der Medusa…
    Als ich daran dachte, lief es mir eiskalt den Rücken hinab. Plötzlich wußte ich, wen ich zu jagen hatte, und einen Moment später wußte ich es wieder nicht, denn die Person war verschwunden.
    Untergetaucht, eingetaucht in das Unterholz oder in Lücken zwischen den Bäumen.
    Eine Männerstimme, die sich ebenfalls jung anhörte, hallte durch den Wald. »Du bist da, Vera. Ich habe dich gesehen. Los, komm, ich warte auf dich. Die. Zeit drängt! Wenn du zu lange wegbleibst, kriegst du wieder Ärger mit deinem Vater.«
    Das hatte mir noch gefehlt. Ein junger Mann, der auf seine Freundin wartete und sicherlich nicht wußte, welche Laus er sich da in den Pelz gesetzt hatte.
    Mit einer Medusa zu flirten, konnte leicht das Ende bedeuten. Für mich stand fest, daß ich den Mann finden mußte, sonst war alles vergebens. Beide waren nicht zu sehen.

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