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0876 - Die Welt des LARD

Titel: 0876 - Die Welt des LARD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sah er viele Leute, die ihn wie üblich grüßten. Er erwiderte die Grüße und fragte sich im stillen, ob die Leute noch immer so freundlich sein würden, wenn sie erst einmal erfahren hatten, daß er beim LARD in Ungnade gefallen war.
    Er überquerte den runden Platz, der den Rededom umgab. Die Hitze machte ihm zu schaffen. Er schwitzte und war seines Schritts nicht mehr sicher. Er hätte nicht soviel Schnaps trinken sollen.
    Schließlich stand er vor Prentachs Haus. Tarmair wußte nicht viel über den Alten, zürn Beispiel nicht, welchem Beruf er nachging. Er war nicht im Garten, aber die Tür stand offen. Tarmair rief Prentachs Namen. Als ihm nicht geantwortet wurde, trat er ein.
    Prentachs Haus war gebaut wie die meisten anderen. Es gab vier Räume. Der vordere war spärlich möbliert und ein wenig schmutzig. In den zweiten Raum führte ein gewölbter Durchgang. Tarmair blieb unter der torbogenförmigen Wölbung stehen und blickte sich um.
    Da sah er Prentach.
    Er hing in einem Stuhl. Das einzi-ge,was ihn daran hinderte, auf den Boden zu gleiten, waren die schlaffen Arme, die er über die Stuhllehne gehakt hatte. Der Schädel mit dem vergilbten Silberhaar war in unnatürlicher Haltung rückwärts geneigt. Prentach hatte die Augen weit offen, aber sie waren blicklos.
    Tarmair packte das Grausen. Mit mechanischen Bewegungen trat er hinzu. Er ging rings um den Stuhl herum, in dem Prentach saß. Er sah die Wunde, die den Tod gebracht haben mußte: eine Öffnung, nicht stärker als ein Finger, in der Stirn des Alten.
    Tarmair wußte nicht, welches Instrument diese Wunde erzeugt hatte. Es war kaum Blut geflossen. Er faßte nach Prentachs schlaffer Hand und fühlte, daß sie kalt war. Der Alte mußte schon eine Weile tot sein.
    In Tarmairs alkoholumnebelten Verstand rasten die Gedanken. Grimrochs Worte echoten durch sein Gedächtnis.
    „Er hat bereits den Fall Prentach zur Zufriedenheit des Mächtigen gehandhabt."
    Nabalik! Nabalik hatte Prentach umgebracht? Und das erregte die Zufriedenheit des LARD?
    Tarmair wankte hinaus. Es war ihm übel. Er übergab sich im Garten hinter Prentachs Haus.
    Der Augenblick war gekommen, in dem der Spötter Tarmair den Glauben an die Weisheit und Güte des LARD endgültig beiseite warf.
    Er kehrte nach Hause zurück und brütete. Er trank mehr Schnaps und war schließlich so betrunken, daß er vom Stuhl fiel und auf dem Boden seines Wohnraums einschlief. Wie lange er da gelegen hatte, als er schließlich wieder zu sich kam, wußte er nicht. Er hatte ein derart infernalisches Schädelbrummen, daß es ihm nicht gelang, den Blick auf die Uhr zu fokussieren.
    Er kämpfte eine Weile mit dem Schmerz und sich selbst.
    Dann schlief er wieder ein.
    Beim nächsten Erwachen war er so durstig, daß er als erstes einen ganzen Krug Wasser leertrank. Danach hatte er Hunger. Während er aß, dachte er über sein letztes Erlebnis nach. Er war nicht sicher, ob es wirklich oder nur eingebildet war. Konnte es sein, daß Nabalik den alten Prentach tatsächlich umgebracht hatte?
    Er rief nach Raylto. Normalerweise hielt sich der Asogene in unmittelbarer Nähe des Hauses auf und reagierte auf jeden Ruf. Diesmal aber rührte sich nichts. Tarmair ging hinaus und sah sich um. Es war die Zeit des Suquhaira. Nichts rührte sich. Die Leute waren dabei, sich von der Aktivität des Tages auszuruhen. Tamair rief Rayltos Namen noch mehrere Male. Schließlich gab er auf.
    Plötzlich erinnerte er sich an den Augenblick, da Grimroch und Naba-lik sein Haus verließen.
    Sie waren die Straße hinabgegangen, und ein paar Häuser weiter hatte sich ein Asogene ihnen angeschlossen, von dem Tarmair gemeint hatte, es müsse Raylto sein.
    Da verstand Tarmair mit einemmal, was hier vorging. Es war wirklich Raylto gewesen, den er gesehen hatte. Die Asogenen, so hatte ihn Grimroch damals gelehrt, waren die unermüdlichen Helfer der Spötter. Auch Nabalik, nachdem sie ein Spötter geworden war, brauchte ein solches Wesen an ihrer Seite. In ihrem Fall aber war der Asogene nicht aus dem Nichts aufgetaucht, sondern er war von einem anderen Spötter abgewandert.
    Tarmair begriff, was das bedeutete. Das LARD hatte entschieden, daß er Raylto nicht mehr brauchte. Das LARD erkannte ihn nicht mehr als Spötter an. Er war degradiert worden.
    Da hatte er auf einmal keinen Zweifel mehr daran, daß er den toten Prentach wirklich gesehen hatte. Ob Nabalik ihn selbst umgebracht hatte, war im Augenblick unwichtig: auf jeden Fall war er auf Befehl

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