0876 - Die Welt des LARD
das Pulver zu nehmen, sWenn ich nicht verruckt werden wollte. Aber ich schwöre euch eines, bei allem, was mir heilig ist..."
Die Leute von Westend aber waren, da er doch soeben wieder das LARD einen Lugner genannt hatte, nicht sicher, ob dem Alten überhaupt etwas heilig sei. Also galt ihnen sein Schwur nichts.
Sie wandten sich ab und gingen davon - einer nach dem anderen.
Der Alte fuhr fort zu reden, zu rufen, zu schreien. Er sah, wie die Leute sich von ihm zurückzogen, und die Verzweiflung ergriff von ihm Besitz.
„So hört doch! Ich war völlig nüchtern, als ich in den Bereich hinter dem Ende der Welt eindrang. Ich habe alles mit meinen eigenen Augen gesehen, und auf meine Augen ist Verlaß! Ich belüge euch nicht! Ich habe Beweise ..."
Er schwieg. Die Atemnot hatte ihn überkommen. Er keuchte. Die Arme hingen ihm .schlaff herab. Er bot ein Bild der Verzweiflung. Die Leute von Westend waren inzwischen alle gegangen. Nur er und Tarmair standen noch auf dem Platz vor dem Rededom.
„Das war's für heute, Cainstor", sagte der Spötter.
4.
Kurze Zeit später war Tarmair, begleitet von Raylto, auf dem Heimweg. Tarmair befand sich in schlechter Stimmung. Der Anblick seines ehemaligen Freundes Cainstor, wie er sich, an Leib und Seele gebrochen, von dem leeren Platz davonschlich, war ihm noch immer in Erinnerung. Das Bild bedrückte ihn.
Die Schüssel bewegte sich mit mäßiger Geschwindigkeit.
„Ich habe den richtigen Hinweis gefunden, nicht wahr?" bemerkt Raylto plötzlich.
Tarmair schrak aus seinen düsteren Gedanken auf.
„Wie...?"
„Das Pulver!"
„Oh ja", antwortete der Spötter matt. „Das war alles, was wir brauchten, um ihn fertigzumachen."
Raylto sprach nicht sofort weiter. Erst nach einer Pause sagte er: „Ich habe noch mehr in seinem Kram gefunden."
Etwas im Tonfall des Asogenen ließ Tarmair aufhorchen.
„Was war das?" fragte er.
„Zunächst viele Instrumente, die manchen gfauben machen mögen, daß er wirklich auf einer Expedition unterwegs war. Dann aber dieses hier!"
Der Asogene brachte von irgendwoher ein kleines Paket zum Vorschein. Es war rechteckig und dünn. Die Umhüllung bestand aus Papier. Tarmair nahm das Paket entgegen. Er öffnete den Umschlag. Im Innern befanden sich drei Stücke lichtempfindlicher Folie, wie sie zum Herstellen photographischer Aufnahmen verwendet wurden.
Tarmair zog die Folien heraus, eine nach der ändern. Das erste Bild zeigte eine Frau von verwirrender Schönheit. Sie war eine typische Wyngerin: mit bronzefarbener Samthaut, großen, dunklen Augen und langem, glattem Haar, das im Glanz reinen Silbers strahlte.
Tarmair betrachtete das Bild lange. Was für eine Frau! Er hatte sie noch nie gesehen, und es erschien ihm unverständlich, daß er noch nie von ihr gehört haben sollte. Der Ruhm ihrer Schönheit mußte in ganz Quostoht verbreitet sein.
Zögernd nahm er das nächste Bild. Es stellte einen Wynger dar. Im Vergleich zu der Frau mußte er, wenn beide Aufnahmen im selben Maßstab gemacht waren, ein Riese sein. Auch ihn hatte Tarmair noch nie zuvor zu Gesicht bekommen. Es war ein junger Mann mit intelligentem Gesicht. Auch er hatte dunkle Augen und silbern schimmerndes Haar.
Tarmair hielt die beiden Bilder nebeneinander. Im Hintergrund erkannte er fremdartige Gebilde mit unscharfen Umrissen. Es interessierte ihn vorerst nicht, was diese Umrisse darstellten. Er bemerkte aber, daß sie auf beiden Aufnahmen dieselbe Form und denselben Umfang hatten. Er staunte. Anhand dieses Maßstabes errechnete er unschwer, daß der Mann, dessen Bild er sah, wenigstens fünfzweidrittel Fuß groß sein mußte!
Schließlich nahm Tarmair das dritte Bild zur Hand. Dabei verschlug es ihm vollends den Atem.
Noch nie zuvor hatte er ein solches Wesen gesehen. Auf den ersten Blick wirkte es menschlich - aber es war gewiß kein Wynger. Ein Mann mußte es sein, das stand außer Zweifel. Ein Gigant von einem Mann, weit über sechs Fuß hoch! Er war von ungewöhnlich heller Hautfarbe.
Sein Haar - das fand Tarmair besonders fremdartig - war von kupferroter Farbe und hing bis auf den Nacken herab. Über der hohen Stirn wurde es von einem merkwürdig gemusterten Band zusammengehalten. Das Gesicht war hart geschnitten und wirkte unfreundlich. Kleine Narben bedeckten die Gesichtshaut. Die Augen waren merkwürdig hell und hatten etwa die Farbe des Sandes. Obwohl es sich nur um ein Bild handelte, das Tarmair ansah, fühlte er sich von dem zwingenden Ausdruck der
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