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0876 - Die Welt des LARD

Titel: 0876 - Die Welt des LARD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unter sich auf, bis sie alt genug waren, um sich für einen Beruf zu entscheiden. Das LARD, daran gab es keinen Zweifel, überwachte die Vorgange im Kinderland. Pünktlich, wenn die Zeit gekommen war, erhielt der junge Erwachsene den Befehl, die Welt der Kinder zu verlassen und in die wirkliche Welt zu gehen, sich einen Wohnplatz zu suchen und dem erwählten Beruf nachzugehen.
    Zu dieser Zeit hatte der junge Mensch langst vergessen, wer seine Mutter war. Seinen Vater hatte er ohnedies nie gekannt.
    Auf Quostoht gab es keine Familien.
    Das Kinderland besaß eine Fläche von annähernd 200 Quadratkilometern. Auf dieser Fläche gab es ein halbes Dutzend kleiner Siedlungen. Diesen ging Tarmair behutsam aus dem Weg, während er seine Schüssel durch sanft gewelltes, mitunter bewaldetes Gelände in Richtung der Grenze des verbotenen Bezirks steuerte.
    Tarmair war nicht sicher, wie er Cainstors Spur finden werde. Es stand außer Zweifel, daß Cainstor in die verbotene Zone eingedrungen war - aber an welcher Stelle und in welcher Richtung?
    Er hatte jetzt die letzte Siedlung des Kinderlands hinter sich. Er dirigierte das Fahrzeug zwischen zwei Bodenerhebungen hindurch und gelangte in ein flaches, langgestrecktes Tal, das auf der gegenüberliegenden Seite von einer Kette bewaldeter Hügel begrenzt wurde.
    In der Mitte des Tales sah er die Markierungen, die den Verlauf der Grenze des verbotenen Bezirks kennzeichneten. In beiden Richtungen überblickte Tarmair das Tal in einer Länge von mehr als zwei Kilometern. Auf dieser Strecke zählte er elf Markierungen.
    Eine davon erregte seine besondere Aufmerksamkeit. Sie stand schief. Er erinnerte sich an die Säule im Paß, am oberen Ende der Blauen Schlucht. Er hielt auf die Markierung zu. In ihrer Nähe stand ein kleines Gehölz, das sich noch auf dem Gelände des Kinderlands befand. Zwischen dem Gehölz und der Grenze stellte Tarmair sein Fahrzeug ab. Er stieg aus und ging auf die Säule zu.
    Einer Ahnung folgend, untersuchte er das metallene Gebilde. Und die Ahnung trog ihn nicht. In etwa anderthalb Metern Höhe fand er einen Kratzer, der die Lackierung durchdrang und das glitzernde Metall bloßlegte.
    Die schräge Säule im Paß über der Blauen Schlucht war also nicht das Ergebnis eines Zufalls gewesen! Cainstor hatte sie mit Absicht gerammt und den Kratzer hinterlassen - ebenso, wie er es hier getan hatte. Die schräge Markierung diente als Wegweiser. Sie war ein Zeichen, welchen Kurs Cainstor genommen hatte.
    Als Tarmair nachdenklich zu seinem Fahrzeug zurückkehrte, begann ihm zu dämmern, was Cainstor im Sinn hatte. Die Frage, für wen er das Zeichen hinterlassen haben mochte, war einfach zu beantworten: für Tarmair, von dem er wußte, daß er seiner Spur folgte. Auch die Absicht des Alten ließ sich mühelos durchschauen. Durch Reden, das wußte Cainstor, konnte er Tarmair nicht überzeugen. Wenn es ihm aber gelang, den Spötter über das Ende der Welt hinauszulocken und ihm die wunderbaren Dinge vor Augen zu führen, die es dort gab, dann konnte Tarmair ihn unmöglich mehr einen Phantasten und Ketzer heißen!
    Tarmair stand im Begriff, in die Schüssel zu klettern, da hörte er hinter sich Geräusche. Er sah sich um und erblickte eine kleine Schar von Jungen, die durch das Unterholz des Wäldchens brachen und auf ihn zukamen. Sie waren alle etwa zwölf oder dreizehn Jahre alt, und ihren ernst gespannten Gesichtern sah man an, daß sie auf dem Pfad des Abenteuers wandelten.
    „Hinter wem bist du her?" rief der vorderste Tarmair zu. „Hinter dem alten Mann oder der Frau mit dem Sack?"
    Tarmair erschrak. Er wandte sich den Jungen zu. Keine der beiden Parteien dachte in diesem Augenblick daran, daß die Begegnung gegen das Gesetz des LARD verstieß. Der Erwachsene hatte im Land der Kinder nichts verloren. Aber wenn die Sache herauskam, würden die Jungen ebenso bestraft werden wie er.
    „Welche Frau?" fragte Tarmair. „Und was für ein Sack?"
    Die Jungen, insgesamt fünf, waren voller Aufregung. Der, der Tarmair angerufen hatte, schien ihr Wortführer zu sein.
    „Seit neuestem ist es an der Grenze ziemlich lebendig", erklärte er. „Wir sind öfter hier. Wir beobachten die verbotene Zone, weil wir meinen, man könnte von hier aus vielleicht das LARD einmal sehen. Also - gestern, etwa gegen Mittag, kam ein Fahrzeug hier vorbei. Drinnen saß ein alter Mann. Er landete genau an der Grenze. Dabei stieß er mit seiner Schüssel gegen die Säule dort. Seitdem steht sie

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