0878 - Die Schwertlady
hältst die Klappe!«, fuhr Nicole ihn an. »Wenn ich's noch einmal sagen muss, bist du ein noch toterer Drache!«
»Aber welche Klappe denn?«, ächzte Fooly und sah sich verzweifelt an, ob es irgendwo im Zimmer eine Klappe gab, die er halten konnte.
»Diese hier!«, machte Zamorra ihm klar und hieb ihm auf die Krokodilschnauze. Fooly schnob empört Funken und Rauch, blieb jetzt jedoch still.
Jemand klopfte. Dann streckte der Page den Kopf zur Tür herein. »Das Extrazimmer für Ihr unsichtbares Gepäck, Sir«, sagte er und übergab Zamorra einen Zimmerschlüssel. »Ist gleich nebenan.«
Zamorra lächelte. »Danke«, sagte er und steckte dem jungen Burschen noch einen weiteren Geldschein zu. Der Page verneigte und bedankte sich, wartete ein paar Sekunden auf einen neuen Auftrag und zog sich dann zurück.
»Ich denke, wir sollten ein wenig in den Korridoren dieses düsteren Gemäuers lustwandeln«, schlug der Meister des Übersinnlichen vor. »Vielleicht finden wir irgendwelche Geheimtüren, oder die Schwertlady geistert uns über den Weg.«
Die beiden Frauen stimmten zu.
»Und du Gepäckstück verschwindest jetzt in deinem Zimmer und bleibst da drin, bis dich einer von uns herausruft.«
Etwas beleidigt watschelte der Drache hinaus. Zamorra überholte ihn und schloss das Zimmer auf. Fooly betrat es, und Zamorra schloss die Tür hinter ihm. »Wetten wir, dass das schuppige Geflügel nicht da drin bleibt, sondern uns nachschleicht?«, kam es von Patricia.
»Du magst ihn nicht«, vermutete Nicole.
»Stimmt. So richtig mochte ich ihn nie. Er hat mir Rhett regelrecht - sorry - versaut.«
»Na, so schlimm ist er nun auch wieder nicht«, versuchte Zamorra zu beschwichtigen. »Er sucht einfach nur nach Freunden. Immerhin ist er selbst mit seinen tausend Lebensjahren noch ein, hm, Kind, der Einzige in dieser Welt und entsprechend einsam. Ins Drachenland kann er ja erst zurück, wenn er erwachsen ist, und das kann meiner Schätzung nach noch ein paar Jahrtausende dauern. Versuch doch einfach mal, dich in seine Lage zu versetzen.«
»Genau das«, erwiderte Patricia, »werde ich keinesfalls machen. Ich habe schon mit meiner eigenen Lage genug zu tun.«
»Vielleicht solltest du wieder heiraten«, empfahl Nicole. »Dann kommst du auf andere Gedanken.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich habe damals Bryont geheiratet, weil ich ihn liebte, und obwohl er mir von Anfang an klarmachte, dass unsere gemeinsamen Tage gezählt waren. Irgendwie liebe ich ihn immer noch, auch wenn er jetzt nicht mehr mein Mann, sondern mein Sohn ist. Wie könnte ich da einen anderen heiraten?«
Nicole verdrehte die Augen. Aber ehe sie noch etwas sagen konnte, rief Zamorra sie beide zur Castle-Rundwanderung auf.
***
Fooly wartete eine Weile. Dann ging er zur Tür seines Zimmers und drückte vorsichtig die Klinke nieder. Nicht abgeschlossen! Das war gut, ein wenig vertraute der Chef ihm also doch noch.
»Hm«, brummte der Drache und trat hinaus auf den Gang, nachdem er sich vorsichtig umgeschaut hatte, ob das Menschentrio noch irgendwo zu sehen war. Aber es war wohl bereits in einer anderen Etage unterwegs.
Eins höher oder eins tiefer? Nun, von der Treppe aus wollte er nach Stimmen lauschen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie unterwegs waren, ohne miteinander zu reden. Gesprächigkeit lag nun mal in der Natur aller Menschen, wie er in all den Jahren, die er sich in dieser Welt bewegte, festgestellt hatte. Er hatte sich diesen Gepflogenheiten angepasst. Die Drachen im Drachenland, daran konnte er sich noch erinnern, waren da ganz anders. Sie sprachen nur das Nötigste.
So plump und schwer er auch war, konnte er sich trotzdem lautlos bewegen. Er wollte ja nicht frühzeitig entdeckt werden.
Er war erst ein paar Meter weit gekommen, als sich vor ihm zwei Dinge taten.
Rhett kam aus Lady Patricias Zimmer.
Und die Schwertlady kam aus der Wand.
***
Rhett ging zum Fenster und schaute hinaus. Da ging's steil abwärts, tief genug, um sich alle Knochen zu brechen. Die Fassade des Bauwerks war völlig glatt. Keine Chance, hinunter zu klettern.
Er ging zur Tür und hörte Stimmen. Die entfernten sich. Anscheinend hatten Zamorra und die anderen sich auf die Suche nach dem Gespenst gemacht.
Vorsichtshalber wartete Rhett noch eine Weile, ehe er sich dem Türschloss widmete. Er konzentrierte sich auf die Llewellyn-Magie, um es zu öffnen. Aber scheinbar hatte sich ihm gerade dieser Teil der Magie noch nicht eröffnet und steckte noch in Bryonts
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