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0879 - Das Erdmonster

0879 - Das Erdmonster

Titel: 0879 - Das Erdmonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur den Schein der Kerzen wahrnahm.
    Noch lag ihr Bewußtsein wie unter einer Nebelglocke verdeckt. Die Realität war so weit weg, obgleich sie sich in ihrer Nähe befand. Jill hörte dumpfe Geräusche, die ihr zunächst Angst machten, weil sie wieder an das Rumpeln aus dem Erdinnern erinnert wurde, aber seltsamerweise schaffte sie es, die Angst zu unterdrücken, denn sie stellte fest, daß die Geräusche völlig normal waren, das sie von Schritten stammten, die sie umgaben.
    Jemand befand sich in ihrer Nähe. Jemand, der es gut mit ihr meinte. Es mußte die Frau sein, die sie buchstäblich vom Felsen herabgepflückt hatte.
    »Hier, du mußt etwas trinken…«
    Die Frau hatte sie angesprochen, und Jill war jetzt in der Lage, den Kopf zu drehen. Endlich konnte sie selbst handeln und mußte sich nicht auf andere verlassen.
    Sie öffnete die Augen.
    Das Gesicht war nicht klar. Es mochte am Licht der Kerzen liegen, das die Züge umschwamm.
    Schimmerten die Haare wirklich rötlich, oder lag es nur am Schein? Waren die Augen groß, der Mund weich, die Nase gerade gewachsen? Blickten die Pupillen tatsächlich freundlich? War das Nicken echt? So viele Fragen huschten durch ihren Kopf, aber sie reduzierten sich schließlich auf das Bedürfnis des Körpers, denn die Fremde hatte recht gehabt. Der Durst peinigte Jill.
    Sie hob die Arme an, streckte sie aus, und der Becher wurde ihr gereicht. Sie konnte ihn mit beiden Händen umfassen und spürte auch die Wärme des Getränks. Der Duft von Tee drängte sich in ihre Nase. Es war ein Kräutertee, den sie mit langsamen Schlucken trank, wobei sie spürte, wie gut er ihr tat.
    »Trink den Becher leer, bitte.«
    Jill nickte, ohne die Tasse abzusetzen. Es war kalt gewesen, und auch der Felsen hatte seine Kälte an sie abgegeben. Auf dem Weg hatte Jill ebenfalls gefroren, deshalb tat es ihr doppelt gut, daß man ihr den Becher gereicht hatte.
    Sie leerte ihn tatsächlich bis zum Grund, dann wurde er ihr aus der Hand genommen, und erst jetzt stellte Jill fest, daß man über ihren Körper eine Decke ausgebreitet hatte.
    Sie reichte beinahe hoch bis zu den Schultern, hatte die Arme aber freigelassen.
    »Geht es dir besser?«
    »Ja.«
    »Möchtest du noch einen Schluck?«
    »Nein.«
    »Hast du Hunger?«
    »Auch nicht…«
    Die Fragen waren leise gestellt worden, und Jill hatte auch ebenso leise geantwortet. Jetzt dachte sie über die Stimme nach, und ihr kam in den Sinn, wie sehr sie den Klang mochte. Er war so weich, er war herrlich angenehm, er war beruhigend, er vermittelte einen Frieden, den sie so stark vermißt hatte.
    Diese Nacht war schrecklich gewesen. Ein Zerrbild des Schreckens, und sie hatte einen Toten gefordert.
    Jill weinte, als sie an Don Morgan dachte. Sie waren beide mit großem Optimismus losgefahren, um in einem rätselhaften Fall zu recherchieren, aber sie hatten nicht gedacht, daß er derartige Ausmaße annehmen würde.
    Als sie das schabende Geräusch hörte, wurden ihre Gedanken unterbrochen, und sie schaute hoch.
    Die Fremde war dabei, einen Stuhl in ihre Nähe zu rücken. Es war ein alter, hölzerner Schaukelstuhl, auf dem ein buntes Kissen lag. Die Farben leuchteten frühlingshaft hell, und Jill McCall freute sich über diesen Anblick.
    Die fremde Person setzte sich so hin, daß sie Jill anschauen konnte. Sie trug eine Hose und einen dicken Pullover, dessen Farbe in einem rostigen Rot schimmerte. Sie legte die Hände gegeneinander und nickte der Reporterin zu. »Ich bin Delphi…«
    Am Vortag noch hätte sich die Frau über diesen Namen gewundert, doch heute fehlte ihr einfach die Kraft, danach zu fragen. So nahm sie ihn einfach hin.
    »Wie heißt du?«
    »Jill… Jill McCall.«
    »Dann heiße ich dich bei mir willkommen, Jill. Du kommst nicht aus diesem Land - oder?«
    »Nein, aus London.«
    Delphi nickte und umschlang ihr rechtes Knie mit beiden Händen. »Willst du reden?« fragte sie leise.
    Jill lächelte verloren. »Soll ich das? Muß ich das?«
    »Du sollst und mußt gar nichts, Jill. Es liegt einzig und allein an dir, aber es wäre besser, denke ich. Der Mensch muß sich von einem traumatischen Erlebnis befreien. Es ist gut, wenn er spricht und wenn es jemand gibt, der ihm zuhört.«
    »Wenn du meinst…«
    »Bitte, Jill.«
    Die Reporterin überlegte. Sie war noch zu durcheinander und wußte nicht so recht, wie sie anfangen sollte. Sie setzte sich etwas höher hin und bemerkte erst jetzt das Feuer in dem steinernen Kamin.
    Die Flammen erinnerten stark an

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