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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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unwirklichen Realität anlegen konnte. Zamorra wurde durch Lichtkaskaden geschleudert, hatte zeitweise das Gefühl, seinen Körper zu verlieren, und für die Sinneswahrnehmung eine Blockade verpasst zu bekommen.
    Aber dann war alles vorbei.
    Mit einem schmerzlichen inneren Ruck, wie beim Aufwachen mitten in der Tief schlafphase, landeten Zamorra, Nicole und Simoor unsanft auf hartem Holzboden.
    Dfer Geruch war penetrant. Moderiges Holz, Moorwasser, verfaulende unbekannte Pflanzen. Eine dumpfige Atmosphäre lastote schwer auf dem Raum.
    Zamorra schlug die Augen auf. Er befand sich im Halbdunkel zwischen Steinmauern, die zum Teil schon eingefallen waren. Durch eine Luke an der Decke schimmerte fahles Sonnenlicht herein. Mit einer Art Hühnerleiter konnte man von dem quadratischen Raum, in dem die drei gelandet waren, nach oben gelangen.
    Der Dämonenjäger federte hoch. Nicole folgte seinem Beispiel.
    Nur der junge Mönch kauerte noch am Boden. Er hielt sich stöhnend seinen kahl geschorenen Kopf.
    »Bist du verletzt, Simoor?«
    »Nein.« Aber Simoor jammerte nur noch lauter. »Ich habe einen entsetzlichen Fehler gemacht.«
    »Was für einen Fehler?«
    »Ich… ich habe von dem Wein getrunken, Zamorra. Und von dieser Köstlichkeit, die sich Martini nennt. Aber ich hätte wissen müssen, dass dadurch mein Geist verwirrt wird. Und mein Geist ist sozusagen das Fahrzeug, mit dem wir drei in meine Welt zurück reisen wollten.«
    »Willst du damit sagen, dass wir überhaupt nicht in deiner Welt gelandet sind?«
    Nicole stemmte drohend die Fäuste in ihre schlanken Hüften.
    »Ich weiß nicht…«
    Der junge Mönch schien für den Moment noch mit seinem Brummschädel beschäftigt zu sein. Zamorra erklomm die Hühnerleiter. Er gelangte auf die Plattform eines Wachtturms. Der Dämonenjäger schaute zwischen den teilweise geborstenen Zinnen hindurch.
    In alle vier Himmelsrichtungen erstreckte sich eine düstere Moorlandschaft. So weit das Auge reichte. Einzeln stehende schwarze Bäume reckten ihre Äste wie Totenfinger in die Luft. Regenschwerer grauer Himmel hing über dem flachen Land.
    »Sieht ja nicht gerade einladend aus.«
    Nicole war nun ebenfalls auf die Plattform gekommen. Sie stellte sich neben Zamorra und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Der Dämonenjäger zog sie an sich.
    »Wir werden hier gewiss verschwinden können, wenn unser junger Freund wieder nüchtern ist…«
    »Oh, wir sind schon in meiner Welt gelandet.« Simoor kroch nun ebenfalls die Leiter empor. Er hatte Zamorras Worte gehört. »Zum Glück war ich nicht betrunken genug, um uns in eine völlig fremde Welt zu bringen. Allerdings war es nicht ganz beabsichtigt, so plötzlich aufzubrechen. Da muss wohl in meinem Geist etwas schief gelaufen sein.«
    »Wahrscheinlich verträgst du einfach den Martini nicht«, meinte Nicole achselzuckend und schmunzelte: »Du hättest ihn gemischt mit Wodka trinken sollen - geschüttelt, nicht gerührt.«
    Simoor sah sie verständnislos an. Zamorra verdrehte die Augen.
    Nicole fuhr fort: »Aber erstens geht das noch mehr Leuten so, dass sie den Martini oder auch andere alkoholische Getränke nicht vertragen. Und zweitens sind wir ja nun einmal hier. Dann können wir ja auch gegen den Dunklen Herrscher kämpfen.«
    »Gewiss. Doch ich fürchte, wir sind in den Sümpfen von Migur gelandet.«
    »Und was bedeutet das? Wozu dient oder diente der Wachtturm hier?«
    Nachdem Zamorra diese Frage gestellt hatte, schaute sich Simoor furchtsam um.
    »Der Wachtturm stammt aus alter Zeit. Damals hatte Go'nam noch eine Armee. Wir haben sie irgendwann abgeschafft, weil wir ein friedliebendes Volk sind. Und der Wachtturm war auch nicht mehr nötig. Denn sie bleiben ja in ihren Sümpfen. Wenn man diesen Landstrich meidet, dann ist die Gefahr…«
    Zamorra wollte wissen, wer in den Sümpfen bleibt. Doch als Simoor sich selbst unterbrach, hatte sie die Frage geklärt.
    Denn plötzlich schwärmten drei grauenvolle Kreaturen über die Turmzinnen.
    Lautlos griffen sie an!
    ***
    Die Bestien waren merkwürdige Mutationen.
    Sie sahen aus wie Frösche, waren aber so groß wie Bulldoggen. Doch im Gegensatz zu irdischen Amphibien hatten sie an ihren vorderen Extremitäten nicht nur fingerartige Ausprägungen mit Schwimmhäuten dazwischen.
    Sondern auch beilf örmige Knochen an den Gelenken!
    Und diese »Beile« waren messerscharf, wie man sogleich erleben konnte.
    Eine von den Bestien stürzte sich auf Simoor. Die beilartige Ausformung ritzte den

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