088 - Die Alpträume des Mr. Clint
entziehen. Es stimmt schon, was der Leiter der PSA sagte. Einem
kleinen Arzt, der sich seine ersten Lorbeeren verdienen wollte, konnte man
keinen großen Wagen zur Verfügung stellen.
»Aber es hat
ja auch sein Gutes«, murmelte Larry, während er den Wagen startete, die
Scheinwerfer einschaltete und langsam zurücksetzte. »Hiermit gerät man
wenigstens nicht in Parknot.«
Wobei er
gleichzeitig aber daran dachte, daß es im Umkreis von fünfzig Kilometern
überhaupt keine Parkplatzsorgen gab.
Der Agent
fuhr den breiten Fahrweg entlang. Das Anwesen lag ein wenig erhöht.
An der
Wegkreuzung angekommen konnte man, wenn man nach rechts schaute, die
Schmalseite des etwa hundert Meter entfernten ehemaligen, baufälligen
Herrenhauses sehen.
Es lag in
vollkommener Abgeschiedenheit, von Gras und Moos und wildem Wein überwachsen.
In der Mitte
des Hauses, direkt an das Dach vorgebaut, befand sich ein kleiner Erker. Auch
hier waren die beiden schmalen Fenster mit Brettern vernagelt.
Larry Brent
ahnte nicht, daß dieses Haus doch nicht so leer und verlassen war, wie es
schien.
Hinter den
Brettern in dem Erkervorbau verfolgte durch die Ritzen ein Augenpaar die
Abfahrt des Mini-Cooper.
Die Augäpfel
des geheimnisvollen Beobachters schimmerten wie von innen her beleuchtet.
●
Nach seiner
Ankunft in Corrimony wurde Larry Brent sofort von Retcher und MacSonan
empfangen. Schon von weitem sah der Agent, daß in dem Haus etwas vorging.
Sämtliche Lichter brannten.
X-RAY-3
erfuhr von den Vorfällen in der Nacht, von Dixons rätselhaften Tod und von der
Tatsache, daß vermutlich ein Fremder in das Haus eingedrungen sei, der etwas
von den Dingen wußte und aus diesem Grund offensichtlich die Skulpturen und die
verräterische Stricknadel mitgenommen hatte.
Gleichzeitig
konnte Larry auch feststellen, weshalb das Telefon nicht funktioniert hatte.
Ein simpler Fehler lag vor. Frank Retcher hatte vergessen, den Hörer wieder
ordentlich auf die Gabel zu legen. Nach seiner Meldung nach Inverness hatte er
dies in der Aufregung übersehen.
Die
Ereignisse in Corrimony waren nicht dazu angetan, Larry Brents Stimmung zu
heben.
Im Gegenteil.
Noch mehr Rätsel stellten sich ihm.
Er durfte den
toten Dixon sehen. Man hatte ihm auf brutale Weise die Augen ausgestochen, aber
diese Verletzungen hatten nicht zu seinem Tod geführt. Nicht unmittelbar jedenfalls.
Dixon wäre
mit dem Leben davongekommen. Allerdings wäre er für den Rest seines Lebens
blind gewesen. Der unglückliche Sturz von der Treppe hatte dann seinem Dasein
ein Ende gesetzt.
Es war
bereits alles für den Abtransport der Leiche vorbereitet. Frank Retcher und
sein Kollege waren außerdem von Chiefinspektor MacGlinch angewiesen worden, zur
Berichterstattung nach Inverness zu kommen. Er behielt sich weitere Schritte
vor.
Larry Brent wollte
die PSA-Zentrale benachrichtigen. Er funkte einen ersten Zwischenbericht und
faßte alles zusammen, was sich in den letzten vierundzwanzig Stunden abgespielt
hatte. Der PSA-eigene Satellit, der vor Jahren von der NASA in den Weltraum
geschossen worden war, fing die Funkbotschaft auf, die der Miniatursender in Larrys
Spezialring ausstrahlte. Über die Nachrichtenstation wurde diese Botschaft
sofort an die beiden großen Hauptcomputer weitergegeben. Big Wilma und The
Clever Sofie, wie die Riesenrechner von Angehörigen der PSA scherzhaft genannt
wurden, arbeiteten Tag und Nacht. Vollautomatisch wurden die Auswertungen
vorgenommen. Brandheiße Nachrichten wurden X-RAY-1 sofort weitergereicht. Eine
von den Computern gesteuerte Signalanlage wurde ausgelöst und X-RAY-1 geweckt,
wenn das nötig war.
Und hier
berechneten die beiden Computer die Notwendigkeit.
X-RAY-1 trat
in Aktion.
●
Die junge
Frau, die gegen halb zwölf zum Urquhart Castle kam, war Mitte zwanzig, elegant
gekleidet, trug das blonde Haar schulterlang und hatte grüne Augen. Sie hatte
nur ein dezentes Make-up, das ihre Natürlichkeit und Frische unterstrich.
Morna
Ulbrandson war eine der charmantesten Waffen, die der Leiter der PSA immer
wieder gern einsetzte. Die attraktive Schwedin verließ den dunkelblauen Jaguar,
den sie am Straßenrand abstellen mußte. Um zur Ruine zu kommen, mußte sie die
nasse, hügelige Wiese überqueren.
Das alte,
bekannte Castle stand auf einer Landzunge unmittelbar am Loch Ness. Direkt
neben dem Anwesen schloß sich die Urquhart Bay an, die wohl breiteste Stelle
des legendären Lochs.
Die Ruine
bestand noch aus einigen
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