088 - Die Alpträume des Mr. Clint
Mauerresten. Am besten war noch der Turm erhalten, in
dem einzelne, schmale Fensterlöcher zu erkennen waren.
Auf der
anderen Seite des Sees erhoben sich dunkel und felsig die langen, runden
Gebirgszüge, die typisch für dieses Hochland waren.
Morna
benutzte den schmalen, steinigen Weg, der die Wiese teilte. Zur Linken waren
Holzpflöcke in den vom Regen aufgeweichten Boden gerammt, die das Grundstück
begrenzten.
Auf den
ersten Blick konnte man sich nicht vorstellen, daß in dieser Turmruine ein
Mensch lebte, den Morna auftragsgemäß besuchen sollte.
Larry Brent
hatte in dem Bericht an X-RAY-1 einen Namen erwähnt, nämlich Lachlan Moodor.
Mit
Computertempo hatten Big Wilma und The Clever Sofie alle Daten ausgewertet, die
ihnen bei dem Vergleich von Einwohnerlisten aus Schottland und Umgebung und aus
anderen Hinweisen zugänglich geworden waren.
Dabei war man
auf mehrere Lachlan Moodor gestoßen. Einer aber, der jahrelang in der Umgebung
von Loch Ness herumgestreift war, wurde zum besonders interessanten Objekt für
die PSA.
Man wußte von
den Tonfiguren, man kannte die Worte, die der geheimnisvolle Anrufer eigentlich
Dr. Floyd Merredith hatte sagen wollen, die aber durch Zufall Larry Brent zu
Ohren gekommen waren. Und darin war der Name Lachlan Moodor gefallen.
Sofort,
nachdem die Signalanlage durch den Computer in der Wohnung von David Gallun
ausgelöst worden war, hatte der Leiter der PSA die notwendigen Dinge in die
Wege geleitet.
Mitten in der
Nacht hatte X-RAY-1 begonnen, wichtige Telefonate zu führen. Es ging darum,
eine unheimliche und vor allen Dingen mysteriöse Mordserie in den Griff zu
bekommen. Wenn es um Sicherheit und Menschlichkeit ging, gab es für X-RAY-1 und
seine Männer keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht. Sie erfüllten einen
Rund-um-die-Uhr-Einsatz im wahrsten Sinne des Wortes.
Die
Telefondrähte auf der Suche nach Lachlan Moodor waren heißgelaufen. Aber die
Hinweise waren nur spärlich erfolgt. Man war lediglich so weit gekommen, einen
Freund ausfindig zu machen, der jahrelang mit Moodor durchs Land gewandert war.
Hinzu kam, daß der Name Moodor in dem Zusammenhang, in dem er gebraucht worden
war, offensichtlich nicht der wirkliche Name der Person war, die man meinte,
sondern ein Pseudonym. Wenn man dies einengte, dann kam eigentlich nur eine
einzige, beinahe legendäre Gestalt in Betracht. Der volle Name dieses Mannes
war: Lachlan Moodor-Clint.
X-RAY-1 mußte
sehr großes Vertrauen in die Auswertung setzen, wenn er es riskierte, ohne
genauere Angaben seine beste Agentin im Morgengrauen zu wecken und von ihr zu
verlangen, sofort nach Schottland zu fliegen. Für Morna war es eine
Unterbrechung des verlängerten Wochenendes gewesen, das sie sich für Paris
vorgenommen hatte.
Der Urlaub
war schon lange fällig, doch der ließ sich für sie als Agentin der PSA nicht immer
so glatt einplanen. Die Verbrecher richteten sich nicht nach der Urlaubszeit
der PSA-Agentin!
Die Schwedin
stieg über massive Steine hinweg, die ursprünglich zum Mauerwerk der fast
zerfallenen Burg gehört hatten.
Sie kam von
der Südwestseite her an den eckigen Turm von Urquhart Castle heran. Jetzt war
auch zu sehen, daß das untere Fenster mit dickem Glas gepanzert war. An der
schweren, mit Eisenstreben versehenen Holztür, die in den Turm führte, war ein einfaches,
handgeschriebenes Schild befestigt.
Alex
Dinsdale.
Das war der
Mann, den sie suchte.
Von
irgendwoher hatte X-RAY-1 noch an diesem trüben kalten Morgen erfahren, daß der
alte Freund des Künstlers Moodor vor einigen Monaten ausgerechnet hier in
Urquhart Castle scheinbar seßhaft geworden war. Bis in seine alten Tage hatte
Alex Dinsdale keinen festen Wohnsitz gehabt. Mit Beginn des Frühjahrs hatte er
sich dann überraschenderweise an den Besitzer von Urquhart Castle gewandt, mit
der Bitte, in die Ruine einziehen zu dürfen.
Der Turm war
vor langer Zeit schon baulich innen so verändert worden, daß er keine Gefahr
für die zahlreichen Besucher und Touristen darstellte, die nicht nur Loch Ness,
sondern auch das Castle besichtigen wollten. Immerhin hatte man von hier aus
einen ausgezeichneten Blick über den See, und es gab schriftlich fixierte
Presseberichte und Bilder, die das legendäre Monster von Loch Ness vom Castle
aus aufgenommen oder gesichtet hatten.
Alex
Dinsdales Idee, eine Kammer im Turm wohnlich einzurichten und mit den von ihm
gesammelten Kunstgegenständen aus alter Zeit zu versehen, war in gewisser
Hinsicht
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