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088 - Die Alpträume des Mr. Clint

088 - Die Alpträume des Mr. Clint

Titel: 088 - Die Alpträume des Mr. Clint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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farbenprächtig und anziehend. Das bewies die Zahl der Sommergäste, die
dem komischen Kauz in seiner merkwürdigen Umgebung einen Besuch abstatten wollten.
    Alex Dinsdale
hatte einiges zu bieten. Seine Kammer war ein Sammelsurium von Bildern,
Grafiken, Skulpturen und einem sogar angeblich echten Knochenfund eines
Vorfahrenungeheuers des jetzigen Loch-Ness-Monsters, das er eigenhändig an der
Südspitze des Sees aus dem Schlamm gefischt haben wollte.
    Morna mußte
daran denken, daß ihr Freund und Kollege Larry Brent jetzt nur rund dreißig
Kilometer von ihr entfernt war. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, hier nach dem
Rechten zu sehen. Doch genau dies hatte X-RAY-1 in New York nicht riskieren
wollen. Larry Brent steckte mitten in seltsamen Dingen, und es war nicht gut,
ihn jetzt vom Nervensanatorium abzulenken.
    Die Schwedin
bewegte den schweren Türklopfer. Dumpf hallten die Schläge gegen das dunkle,
feuchte, schimmelige Holz und hallten wider im Innern des eckigen Turms.
    Ein Riegel
wurde zurückgeschoben. Die Tür vor Morna Ulbrandson öffnete sich spaltbreit.
    Ein kleiner
Kopf mit flaumigen, schneeweißen Haarspitzen wurde sichtbar. Große, erstaunte
Augen in einem zerknitterten, wettergegerbten Gesicht musterten die bildhübsche
Schwedin.
    »Sie haben
sich bestimmt verlaufen, Miß«, sagte der nur etwa einssechzig große Mann.
    »Hier wohnt
niemand. Außer mir.«
    »Sie sind
Mister Dinsdale?«
    »Den Namen
Dinsdale gibt’s hier wie Sand am Meer. Kommt darauf an, welchen Dinsdale Sie
suchen?« Er hatte eine dunkle, feste, angenehme Stimme.
    »Alex
Dinsdale, den Abenteurer und Kunstsammler.« Morna lächelte. Ihre Zähne blitzten
wie Perlen.
    Der
zwergenhafte Mann zog die Tür vollends auf und machte eine einladende Bewegung.
    »Treten Sie
näher, schöne Frau! Es ist mir zwar ein Rätsel, wie dieser Glanz in meine
bescheidene Hütte kommt, aber Sie werden mir’s sicher erklären.«
    Im Innern war
es noch kälter als draußen. Die schweren Wände ließen selbst im Sommer keine
Wärme durch. Der Tordurchlaß war für Alex Dinsdale die Diele. Hohe, kahle, aus
groben Steinen bestehende Wände. In der Düsternis vor sich erkannte Morna eine
schmale, gewundene Steintreppe, die hinter einem Mauervorsprung nach oben verschwand.
    Der Boden war
feucht und bestand wie vermutet aus einem abgetretenen Kopfsteinpflaster.
    Links in der
Ecke stand ein runder Metallstuhl. Die Sitzplatte war wie ein Schweizer Käse
durchlöchert, und man konnte kaum annehmen, daß dieser Sitz stabil genug war,
einen ausgewachsenen Mann längere Zeit auszuhalten. Daneben stand ein alter,
narbiger ehemaliger Küchentisch, den ein Bewohner der Umgebung gestiftet haben
mußte. Tisch und Stuhl dienten offenbar dem Angestellten, der hier zur
Hauptreisezeit an dieser Stelle Broschüren und Ansichtskarten verkaufte und den
Besuchern etwas über das Castle erzählte.
    Alex
Dinsdales eigentlicher Wohnbereich war eine nur vier mal vier Meter im Quadrat
messende Kammer, die gleich rechter Hand lag.
    Die morsche
Tür war mit Brettern vernagelt, um die großen Risse und Spalten darin zu
schließen, durch die der Herbstwind pfiff. Alex Dinsdale öffnete mit einem
Fußtritt die Tür.
    Wie ein Page
stand er da, der einer Königin den Weg wies.
    »Treten Sie
näher«, sagte er freundlich. Trotz seines Alters, Morna schätzte ihn auf über
siebzig, gab er sich wie ein verspielter, großer Junge. Er war schon etwas
zittrig, aber das Alter hatte ihn noch nicht besiegen können.
    »Danke.«
Morna ging in die Kammer.
    Sie glaubte,
in einen Trödelladen zu kommen. Überall lag und stand etwas herum. Auf einem
alten, handgeschnitzten, wurmstichigen Schrank lagen bis unter die hohe rauhe
Decke zahlreiche Bücherstapel aufgeschichtet. An der Wand hing ein Bild neben
dem anderen, zum Teil gerahmt, zum Teil ungerahmt. Alle waren schon sehr alt.
Es gab auch Bilder, die mit grauen, ehemals sicherlich weißen Tüchern verhängt
waren. Alex Dinsdale wollte diese Kunstwerke offensichtlich vor Staub und
Nikotin schützen.
    Auf dem Tisch
stand eine halbgeleerte Flasche, daneben ein normales Trinkglas. Darin noch ein
Whiskyrest. Aber der mußte nicht mehr ganz frisch sein. Vielleicht stand er
noch vom vergangenen Abend oder vom frühen Morgen hier. Alles wies jedenfalls
darauf hin, daß sich Alex Dinsdale gerade eine Kanne Tee zubereitet hatte. Das
heiße Wasser dampfte noch auf dem verkratzten und unansehnlich gewordenen
Propangaskocher, mit dem er sicher schon seit Jahren

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