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088 - Die Alpträume des Mr. Clint

088 - Die Alpträume des Mr. Clint

Titel: 088 - Die Alpträume des Mr. Clint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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immer er
auch anstellte: selbst seine besten, seine faszinierendsten Arbeiten blieben
für ihn nur ein Abklatsch, eine kümmerliche Kopie. Ihnen fehlte die Seele. So
jedenfalls sagte er.«
    Alex Dinsdale
gab Adam und Eva nicht aus den Händen. Er fürchtete, daß die Figur zerschlagen
werden könnte. Er wickelte sie schließlich wortlos wieder in die Holzwolle ein
und legte sie in die verdeckte Truhe unter dem Kopfteil seines Bettes.
    Auch die
anderen Statuen gingen den gleichen Weg.
    »Verkaufen
Sie etwas davon?« wollte Morna wissen.
    »Nein, nein!
Nicht ein einziges Stück. Der Name Moodor ist in der internationalen Kunst zwar
kein großer Name. Nur ein paar Leute wissen seine Leistungen wirklich zu
schätzen. Ich habe längst gedacht, daß unter der heutigen Jugend kein Mensch
mehr etwas über Moodor weiß. Um so überraschter bin ich, daß Sie seinen Namen
kennen.«
    »Ich hätte
gern mit ihm gesprochen«, sagte Morna. Sie nippte an dem heißen Tee.
    »Das geht
nicht. Kein Mensch weiß, wo er steckt. Ich habe ihn das letzte Mal vor zwanzig
Jahren gesehen.«
    »Seither nie
wieder?«
    »Nein. Nie!«
    Alex Dinsdale
machte einen sehr ernsten Eindruck, als Morna fragte: »Ist etwas passiert?«
    »So kann man
es nennen. Aber warum interessiert Sie das?« Die Art und Weise, wie er redete,
gefiel der Schwedin nicht mehr. Alex Dinsdale zeigte sich verändert. Er
kapselte sich ab, sobald sie versuchte, mehr über Moodor zu erfahren.
    »Alles, was
es an Interessantem in Ihrem und Moodors Leben gibt, interessiert mich, Mister
Dinsdale. Würden Sie erlauben, wenn ich noch mal vorbeikäme, um mir von Lachlan
Moodor-Clints Statuen Aufnahmen zu machen?«
    »Darüber
ließe sich reden. Im Moment kann ich dazu weder ja noch nein sagen.«
    »Hm. Sagen
Sie, gibt es jemand, der vielleicht wüßte, wo sich Moodor zur Zeit aufhält?«
    Alex
Dinsdales Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Ich habe mir geschworen, nie
wieder über ihn zu sprechen«, preßte er halblaut hervor. In dem dämmrigen Raum
wirkte sein verrunzeltes Gesicht wie ein ausgebleichter Schrumpfkopf. »Wir hatten
eine Auseinandersetzung, welche unsere jahrzehntelange Freundschaft von einem
Tag zum anderen zerstörte. Er hatte immer so merkwürdige Gedanken. Er wurde
gefährlich«, preßte er zwischen den Zähnen hervor. Und für Bruchteile von
Sekunden schien es, als hätte er vergessen, daß er nicht im Selbstgespräch vor
sich hinredete, sondern mit Morna Ulbrandson sprach. Er hatte die Anwesenheit
der Schwedin völlig vergessen.
    Er zuckte
zusammen. Sein Blick war verschleiert. »Entschuldigen Sie«, murmelte Alex Dinsdale.
»Was habe ich gesagt? Richtig.« Er benahm sich, als hätte er den Faden
verloren.
    »Wegen der
Figuren. Sie sind einmalig. Sie dürfen fotografieren. Und was Moodor betrifft:
Er hatte eine Schwester, die weiß mehr über ihn als ich.«
    Das Letzte
klang nicht überzeugend. Morna wurde das Gefühl nicht los daß Alex Dinsdale
mehr über den geheimnisvollen Künstler wußte, als er zugab.
    Was für ein
Streit zwischen Dinsdale und Moodor-Clint hatte aus der engen Freundschaft der
beiden Männer einen tiefen Haß werden lassen?
    Morna fühlte
instinktiv, daß es hier einiges zu klären gab.
    »Sie wohnt
gar nicht weit von hier. Runde zwanzig Meilen, in Cannich.« Alex Dinsdale sah
Morna voll an. »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen keine erschöpfende Auskunft
geben kann.
    Aber was ich
Sie fragen wollte: Sie sind doch zu mir gekommen, um etwas über mein Leben zu
erfahren? Weshalb steht plötzlich Moodor-Clint im Mittelpunkt?«
    Morna merkte,
daß gekränkte Eitelkeit im Spiel war, und sie spielte das Spiel, das sie
angefangen hatte, zu Ende. Sie machte sich Notizen, fragte nach besonderen
Daten im Leben von Alex Dinsdale und hakte dabei auch immer wieder nach, was
für eine Rolle in dieser oder jener Begebenheit Lachlan Moodor gespielt hatte.
    Sie erfuhr
einiges. Aber nicht zuviel. Sie ließ sich die Adresse der Schwester des wie vom
Erdboden verschluckten Künstlers geben.
    Während des
mehr als eine halbe Stunde dauernden Gespräches hatte sich der Einsiedler
manchen Schluck Whisky eingeschenkt. Mit glasigen Augen erzählte er weiter. Und
seine Rede war farbig und spannend. Sein Leben war ein einziger abenteuerlicher
Roman. Er hatte gelebt wie Jack London und gelitten wie van Gogh.
    Aber aus
mancher Andeutung war herauszuhören, daß Lachlan Moodor der i-Punkt in diesem
inhaltsschweren Leben war.
    Alex Dinsdale
begleitete seine Besucherin wieder

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