088 - Die Alpträume des Mr. Clint
Er
hat nur noch die Folgen zu spüren bekommen.«
Dr. Frelly
lief puterrot an. »Was reden Sie da für einen Unsinn?« preßte er aufgebracht
hervor. »Ich lerne Sie von einer Seite kennen, Herr Kollege, die mich
nachdenklich stimmt! Fühlen Sie sich nicht wohl?«
»Mir geht es
ausgezeichnet, Herr Kollege. Meine Gedankengänge sind keinesfalls absurder als
die Dinge, die hier für uns alle sichtbar passiert sind. Die Träume oder das,
was Mr.
Glancy dafür
hält, können doch in irgendeinem Zusammenhang mit den Fällen stehen, die uns
alle berühren«, erwiderte Larry Brent ruhig.
Dr. Frelly
schluckte. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Herr Kollege.« Er schüttelte
den Kopf. »Sie befremden mich«, sagte er tonlos »Ich kann Sie natürlich nicht
daran hindern, das Haus zu verlassen und persönlich mit Mr. Glancy zu sprechen.
In Ihrer Freizeit können Sie tun und lassen, was Sie wollen. Hätten Sie jetzt
Dienst, würde ich Sie daran hindern! Ich habe das Gefühl, daß wir uns noch mal
unter ganz anderen Bedingungen sprechen werden. Es gibt einen Witz unter uns
Nervenärzten. Ich weiß nicht, ob Sie den kennen. Man sagt, es ist verständlich,
wenn ein Zahnarzt seinen Berufskollegen aufsucht, um sich behandeln zu lassen.
Aber makaber
wird es, wenn ein Irrenarzt zu seinem Kollegen muß.«
●
Larry verließ
mit Gil Glancy das Sanatorium.
Er machte ihr
den Vorschlag, sie in seinem Mini-Cooper mitzunehmen. Gil Glancy lehnte ab. Sie
war mit dem Rad gekommen, und sie brauchte es wieder.
So kam es,
daß wenig später Larry hinter dem Rad herzuckelte.
Er verließ
mit dem roten Mini-Cooper das Sanatoriumsgelände, als vom anderen Ende der
Straße ein schnittiger Sportwagen angerauscht kam. Er bog wenig später in die
Toreinfahrt zum Sanatorium ein. Das bekam Larry im Rückspiegel seines Autos
noch mit.
Den Mann
hinter dem Steuer jedoch hatte er nicht erkannt. Und er hatte auch nicht
gesehen, daß der rechte Arm des Fahrers verbunden und in einer Schiene lag.
Es war
Sinclair Merredith, der Bruder von Dr. Floyd Merredith, der kam, weil Dr.
Frelly ihn heute morgen telefonisch benachrichtigt hatte. Aber Sinclair
Merredith kam nicht nur, um Näheres über die Todesart seines Bruders zu
erfahren. Zwischen dem in Beauly tätigen Zahnarzt und dem Chefarzt der Nervenheilanstalt
Dr. Frelly kam es zu einem ausführlichen Gespräch.
Sinclair
Merredith war ein Mann von angenehmem Äußeren: groß, schlank und betont
sportlich gekleidet. Doch er wirkte an diesem Morgen bleich und zerfahren.
»Wann ist es
passiert, Dr. Frelly?« erkundigte sich der Zahnarzt.
Dr. Frelly
konnte die Zeit zwischen zehn und elf Uhr angeben. Das deckte sich auch mit den
Angaben des Untersuchungsergebnisses, das inzwischen vorlag.
»Zwischen
zehn und elf«, murmelte Sinclair Merredith gedankenverloren. »Hat man irgend
etwas bei meinem Bruder gefunden? Etwas Bemerkenswertes?«
»Nein, nichts
Besonderes. Außer, daß er eine kleine Tonfigur zwischen den Fingern hielt.«
Dr. Frelly
zuckte die Achseln und zündete sich eine Zigarette an. »Ich muß gerade dran
denken«, fuhr er fort, »weil ich Ihren Arm sehe. An der Skulptur war auch der
Arm angeknackst. Ein Unfall?«
»Ja. Ich bin
gestern die Treppe runtergefallen. Dumme Sache!« Sinclair Merredith versuchte
zu lächeln. Es gelang ihm nicht ganz. »Die Tonfigur«, fuhr er fort, »wo ist sie
jetzt?«
Er versuchte,
die Sache nur beiläufig zu erwähnen, konnte jedoch nicht verbergen, daß es ihm
äußerst wichtig schien, sich nach dem Verbleib der Skulptur zu erkundigen.
»Warum fragen
Sie danach?« entgegnete Dr. Frelly. »Gehörte die Skulptur Ihnen? Hatte sie
künstlerischen Wert?«
Sinclair
Merredith nickte. »Ja. Ein bekannter Künstler hat sie angefertigt. Floyd hatte
sie sich bei mir ausgeliehen.«
»Dieser Brent«,
murmelte Dr. Frelly und blies den Rauch steil an seinem Gesicht empor.
»Wie bitte?«
fragte Sinclair Merredith verwundert.
Dr. Frelly
merkte, daß er in Gedanken versunken gewesen war. »Ah, ein neuer Mitarbeiter.
Redet viel
Unsinn. Er war der Meinung, daß diese kleine Skulptur, von der Sie eben
sprachen, unmittelbar etwas mit dem Tod Ihres Bruders zu tun haben könnte.
Merkwürdiger Mensch, dieser Brent! Aber wir alle haben wohl jeder auf seine
Weise unsere Marotten. Da kann man nichts dran ändern. Spielt gern ein bißchen
Detektiv, dieser neue Kollege. Und versteht nicht das geringste davon!«
»Wo ist die
Skulptur jetzt?«
»Keine
Ahnung. Entweder hat
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