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088 - Die Alpträume des Mr. Clint

088 - Die Alpträume des Mr. Clint

Titel: 088 - Die Alpträume des Mr. Clint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hinaus. Er ließ es sich nicht nehmen, für
Morna einen Schirm aufzuhalten. Es nieselte, und ein eisiger Wind wehte und
kräuselte die Oberfläche des rätselhaften Sees, der neben ihnen lag.
    Alex Dinsdale
schwankte ein wenig. Der Wind drückt den Schirm zur Seite, und der genossene
Alkohol machte sich in seinem Gang ebenfalls bemerkbar.
    Als Morna in
ihren bereitstehenden Jaguar stieg, winkte ihr Alex Dinsdale noch mal grüßend
zu. »Ich würde mich freuen, Sie mal wieder bei mir begrüßen zu können. Sie
dürfen alles über Moodors Arbeiten veröffentlichen, was ich weiß. Die Werke
selbst werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach den Besitzern des Castles
vermachen. Da, wo ich jetzt noch wohne, ließe sich ein ausgezeichnetes kleines
Museum einrichten. Und was Moodor-Clint betrifft…«
    Er kam einen
Schritt auf den Wagen zu, beugte sich ein wenig nach vorn und flüsterte in das
geöffnete Fenster: »Er war verrückt. Kein Mensch weiß das bisher. Außer mir. Er
wollte das Leben einfangen! Nicht nur die Oberfläche nachbilden. Er sagte in
den letzten Tagen unseres Zusammenseins immer wieder zu mir: ‚Alex, was für
Mächte sind ausschlaggebend, um tote Materie mit Leben zu erfüllen? Ich suche
diese Mächte, Alex! Und ich werde sie finden! Und alles, was ich jemals
geschaffen habe, wird sich bewegen, wird atmen, wird mir gehorchen.

Ich werde wie
Gott sein, Alex. Er war verrückt, Miß Ulbrandson!«
     
    ●
     
    Es war wenige
Minuten nach zehn, als Morna den Türklopfer betätigte. Eine elektrische Klingel
gab es nicht. Alles ließ darauf schließen, daß das Haus von Mrs. Morris sowohl
im Parterre als auch in der ersten Etage bewohnt war. Alte, vergilbte Vorhänge
wiesen darauf hin.
    Hinter dem
kleinen Fenster im Parterre, unmittelbar neben der Haustür, bewegte sich ein
Schatten. Ein zerzauster ungepflegter Haarschopf war zu sehen, ein teigiges,
bleiches Gesicht, in dem die dunklen Augen wie Kohlen glühten.
    Die alte Frau
kniff die Augen zusammen, als sie das Fenster öffnete und den Kopf nach draußen
steckte. Sie erkundigte sich, was die Fremde hier wolle?
    Als sie
erfuhr, daß Morna sie sprechen wollte und den Grund kannte, war sie
erstaunlicherweise ohne Scheu bereit, die Schwedin zu empfangen.
    Die Art, wie
sie reagierte, ließ Morna erkennen, daß diese Frau ihr ganzes Leben lang nicht
nur in diesem kleinen Dorf gewohnt hatte. Sie gab sich großzügig, und auch ihre
Redeweise wies darauf hin, daß sie einst bessere Zeiten erlebt hatte.
    Dieser
Eindruck bei Morna Ulbrandson verstärkte sich noch, als sie sich erst im Innern
des Hauses befand. Es roch nach fremdartigen Gewürzen und einem markigen
Whisky. Lucille Morris verbarg nicht, daß sie hin und wieder zu diesem
Hausmittel griff. Man sah es ihr auch an. Sie wirkte wie eine Trinkerin.
    Schon am
frühen Morgen schien sie ganz offensichtlich mehr als nur einen Schluck
getrunken zu haben. Doch mit Bravour verbarg sie das. Einen Menschen mit
weniger Einfühlungsvermögen wie Morna Ulbrandson hätte sie sogar mit ihrem
Verhalten täuschen können.
    Lucille
Morris zeigte sich verwundert über die Tatsache, daß eine so junge Frau den
Namen Moodor-Clint kannte und sich nach ihm und seiner nur wenigen Kennern
bekannten Kunstrichtung erkundigte.
    Diesmal
wartete die Schwedin mit einer anderen Story auf, erzählte davon, daß sie durch
Zufall Fotografien seiner Werke gesehen habe und sich persönlich für den Kauf
einiger Arbeiten interessiere, falls dies überhaupt möglich sei. Sie sei
Inhaberin eines großen Antiquitätengeschäftes in der Kingsroad von London. Sie
hätte keine Zeit verloren, sofort hierher in das Hochland zu fahren, und die
Adresse von Mrs. Morris über Alex Dinsdale herausgekriegt.
    Lucille
Morris warf der Besucherin einen prüfenden Blick zu. »Auch Dinsdale besitzt
noch Arbeiten meines Bruders. Ich weiß das, obwohl er es abstreitet. Haben Sie
nicht versucht, ihm etwas abzukaufen?«
    »Versucht ja,
aber er lehnte es ab.«
    »Lehnte ab,
so.« Es klang wie ein Echo. Sie bot Morna einen Platz an in dem altmodisch
eingerichteten Wohnzimmer. Die Polstermöbel waren speckig und abgenutzt, die
goldgelben Blumen in dem roten Bezugsstoff verblaßt.
    Morna
Ulbrandson hatte das Gefühl, daß es nicht gut war, Mrs. Morris einen Korb zu
geben.
    Die Schwedin
ließ sich dazu verleiten, einen Sherry mitzutrinken. Lucille Morris wurde
redselig. Sie erzählte von der Arbeit ihres Bruders, ohne allerdings ein
einziges Mal etwas Näheres über ihn zu

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