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088 - Die Alpträume des Mr. Clint

088 - Die Alpträume des Mr. Clint

Titel: 088 - Die Alpträume des Mr. Clint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Krüppel, denen Arme oder Beine fehlten. Lachlan
Moodor hatte hier offensichtlich Eindrücke aus dem Krieg verarbeitet.
    Die
unheimlichen, wie lebendig wirkenden Gestalten bildeten ein Panoptikum des
Grauens.
    Moodor hatte
besonders häßliche und abstoßende gewählt, und auch der Mensch, der seiner
Glieder beraubt war, war ein Thema, das ihn immer wieder beschäftigt hatte.
    »Hier hat
mein Bruder gelebt und gearbeitet. Dies ist das Zimmer, in dem er das von ihm
Erschaffene belebte. Bei Holz war es ihm nie möglich gewesen, aber die
Tonfiguren konnte er mit Leben erfüllen. Und noch heute bewegen sie sich
manchmal. Nachts… Sie wandern durch das Haus! Es ist alles so geworden, wie
sich Lachlan das immer gewünscht hat. Nicht wahr, meine liebe Constance?« fügte
Lucille Morris hinzu und wandte sich der vertrockneten Gestalt an ihrer Seite
zu, die selbst wie eine von Moodor gestaltete, etwas zu groß geratene Skulptur
wirkte. »Dein Mann war ein Genie!«
    Constance
Moodor-Clint nickte. Ihre kleinen, trockenen Hände kamen in die Höhe, sie
faltete sie wie im Gebet und rieb sie, daß sie rauh aufeinander schabten. »Ja,
ja, der liebe Lachlan. Wie es ihm wohl ergeht?«
    »Er wird bald
wiederkommen, Constance«, meldete sich Lucille Morris. Gegen die magere,
ausgehöhlte Constance wirkte sie wie ein Riesenweib. »Dr. Merredith hat sein
Wort gegeben.
    Und er wird
es nicht brechen, wenn er merkt, daß alles auf Wahrheit beruht. Er wollte
Lachlans Gabe studieren. In ein paar Tagen wird er wieder bei uns sein.«
    Morna glaubte
nicht richtig zu hören. »Lachlan Moodor-Clint ist Patient von Dr. Merredith?«
    »Kein
Patient! Merredith wußte von Lachlan. Er hatte sich vor Jahren eine Skulptur
von sich selbst anfertigen lassen. Da lernten sich die beiden Männer kennen.
Nachdem Lachlan behauptete, daß er tote Materie beleben könne, wurde er interessant
für Merredith.«
    »Und jetzt
ist er noch immer dort?«
    »Sie sind
sehr neugierig«, bemerkte Lucille Morris. »Aber ich kann es Ihnen ruhig sagen.
Sie werden keine Gelegenheit mehr finden, Ihr Wissen jemand mitzuteilen. Auf
Lachlans Bett werden Sie den Rest Ihres Lebens verbringen!«
    Das klang
mehr als ein schlechter Scherz. Es klang ernst.
    Unwillkürlich
fing Morna an, ihre Muskeln rhythmisch anzuspannen und wieder zu lockern.
    Sie mußte
beginnen, die Ledergurte zu dehnen und den Raum zwischen Gurt und Gelenken zu
vergrößern. In dem Zwielicht fiel das nicht auf, und die Augen der beiden alten
Frauen waren auch nicht mehr die besten.
    »Lachlan ist
ein besonderer Mensch, und alles, was er in seinem Leben tat, hatte seinen
besonderen Sinn, nicht wahr, meine Liebe?« Lucille Morris wandte sich wieder an
ihre Schwägerin. Die nickte nur.
    Morna
Ulbrandson kam das Ganze unwirklich vor. »Was habt ihr mit mir vor?« fragte sie
mit dumpfer Stimme. »Wollt ihr mich ermorden?«
    Lucille
Morris lachte und winkte ab. Auch Constance kicherte. Es gab keinen Zweifel für
die Schwedin, sie hatte es mit zwei Verrückten zu tun. Unwillkürlich wurde sie
an die amerikanische Filmkomödie Arsen und Spitzenhäubchen erinnert. Aber dies
hier war kein Filmspaß mehr. Nicht mal ein makabrer. Instinktiv spürte die
Agentin, daß sich hier blutiger Ernst entwickelte. Die Schwester des seltsamen
Genies Moodor-Clint und dessen Frau führten etwas Furchtbares im Schilde.
    »Ermorden?
Aber nein!« krähte Lucille Morris. »Nur festhalten. Was würden Sie dazu sagen,
wenn Sie morgen früh erwachten, und hätten keine Beine mehr?« Sie stellte die
Frage lauernd und mit Genuß, wie es schien.
    Lucille
Morris war sadistisch veranlagt.
    Unwillkürlich
hob sie dabei ein wenig den Blick. Morna folgte diesem und erstarrte. Im
schwachen Licht der alten Petroleumlampe sah sie oben an der Decke etwas, was
eigentlich nicht sein konnte.
    Es gab keine
Decke im eigentlichen Sinn. Sie bestand aus einem Gerippe von Balken und dünnen
Eisenstangen, und in dem Gewirr der seltsamen Maschinerie, die bis in den Raum
des darüberliegenden Stockwerks ragte, hing eine drei Meter lange Schneide.
    Eine
Guillotine?!
    »Mein Mann
hat sie selbst entworfen und lange Jahre daran gebaut«, fühlte sich Constance
Moodor-Clint veranlaßt zu erklären. Ihre Augen strahlten. »Er sagte, daß der
Körper der größte Feind des Geistes sei. Gott sei reine Geisteskraft gewesen.
Auch der Mensch könne sich dahin entwickeln, wenn er seinen Körper vergesse und
ihm nicht mehr die Bedeutung zumesse, wie er das bisher tut. Als

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