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088 - Die Alpträume des Mr. Clint

088 - Die Alpträume des Mr. Clint

Titel: 088 - Die Alpträume des Mr. Clint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Geschöpfe
eines mächtigen Schöpfers verfügen wir über die gleichen Gaben, wir dürfen
unsere Anlagen bloß nicht verkümmern lassen. Das waren seine Worte! Aber
Lachlan Moodor-Clint war ein Mensch aus besonderem Holz geschnitzt.
    Seine Geburt
fiel in die Walpurgisnacht. Auch seine Zeugung.« Lucille Moodor lachte.
    Morna
Ulbrandson fror. Angsterfüllt starrte sie nach oben. Was hatte es mit dem
furchtbaren Messer auf sich? Sie lag genau darunter. Wenn die Schneide
herabsauste, würde sie genau die Beine vom Körper der Schwedin trennen.
    »Zeugung und
Geburt an einem Tag?«
    Morna hakte
nach. Solange sie mit den beiden merkwürdigen Frauen sprach, solange lebte sie
noch, und so lange bestand die Chance, etwas für die Befreiung zu tun. Aber sie
kam nur langsam vorwärts. Die Lederschlaufen saßen doch fester, als sie
vermutet hatte.
    Constance
Moodor-Clint stimmte in das häßliche Lachen ihrer Schwägerin ein. »Das begreift
sie nicht«, krächzte sie. Ihr dünnes, graues Haar war strähnig und hing wirr in
ihr bleiches, runzliges Gesicht. »Zeugung in einem Jahr, Geburt im anderen.«
    »Lachlan war
ein Zwölfmonatskind. Er war ein Sohn Satans. Seine Mutter hat sich in der Nacht
vom 30. April zum 1. Mai mit dem Teufel eingelassen. Deshalb ist Lachlan
anders.
    Luzifer ist
ein Ableger des göttlichen Herrschers.« Lucille Morris erklärte, daß sie drei
Jahre später geboren worden sei. Von der selben Mutter, aber einem anderen
Vater. Einem Mann, der sich okkulten Dingen verschrieben hatte, der die
Vorgänge von damals zu klären versuchte. Aber es war ihm nie gelungen. Auch an
die Öffentlichkeit war die legendäre Liebesstunde mit dem Satan nicht gelangt.
War es Wahrheit, was man Morna da erzählte? Bei alten Leuten mußte man
vorsichtig sein. Sie waren oft komisch in ihrer Art. Sie erzählten Dinge, die
man nicht ernst nehmen durfte. Darin waren sie wie kleine Kinder, die ihrer
Phantasie nur allzugerne freien Lauf ließen.
    Constance
Moodor-Clint nickte. »Lachlan hat immer genau gewußt, was er wollte. Als er
sich die Beine abhacken ließ, war das Bündnis mit seinem Vater geschlossen.«
    Es wurde
immer rätselhafter. Morna führte das Frage- und Antwortspiel weiter. So gewann
sie Zeit.
    Lucille
Morris warf einen Blick zur Guillotine. »Als er sie konstruierte, hat er nicht
gewußt, wann sie sich auslösen wird«, bemerkte sie. »In dem Augenblick, als
sich seine Tonfiguren bewegten, als Leben in sie einkehrte, fiel die Schneide
herab. Sie trennte ihm beide Beine vom Leib. Eine merkwürdige Art, seinen
Körper zu schwächen, um seinen Geist zu stählen, nicht wahr? Constance, seine
Frau, und ich, wir kümmerten uns um ihn, versorgten ihn. Wir zogen keinen Arzt
zu Rate. Er kam davon. Es war wie ein Wunder. Und von diesem Tag an konnte er
die aus Ton geformten Skulpturen beleben. Es geschah immer zur Schlafenszeit.
    Durch Zufall
kam Merredith hierher. Er überredete Lachlan, mitzukommen. Wann immer Lachlan
schläft und träumt, fühlen wir, daß er bei uns ist. Seine Geschöpfe bewegen
sich und die Schneide saust herab. Sein Geist löst diesen komplizierten
Mechanismus aus.«
    Morna
Ulbrandson wurde das Gefühl nicht los, aus Versehen in eine Irrenanstalt
geraten zu sein.
    Was man ihr
hier erzählte, ging über ihren Verstand.
    »Wir werden
uns um Sie kümmern, wie wir uns auch um Lachlan bemühten«, kicherte die
klapprige Constance. »Wenn Sie keine Beine mehr haben, können Sie sich nicht
mehr bewegen.« Die Logik war umwerfend. »Aber Ihr Geist wird um so freier sein.
Was Ihr Körper nicht mehr vermag, wird Ihrem kreativen Geist gelingen. In
diesem Raum hier geschehen noch Wunder. Wunder besonderer Art. Hier empfing
Lachlans Mutter den Teufel, hier gebar sie ihren Sohn. Dies alles haben diese
finsteren, fensterlosen Wände erlebt. Nie wurde elektrisches Licht in diesen
Raum gelegt.« Sie warf alles mögliche durcheinander, und Morna bemühte sich,
den roten Faden nicht zu verlieren.
    Während sie
zuhörte und weitere Fragen stellte, die man ihr bereitwillig beantwortete,
gelang es ihr, den linken Fuß zu lockern. Dank ihrer schmalen Fesseln war es
nur eine Frage von Minuten, den Fuß aus der erweiterten Schlaufe zu ziehen. Sie
mußte dem Schicksal dankbar sein, daß man ihr die Schuhe ausgezogen hatte.
    Lucille
Morris erhob sich. »Ich werde uns einen schönen Tee kochen, Constance«,
murmelte sie. »Und dann wollen wir weiter warten. Es muß ja bald geschehen.
Draußen ist es schon dunkel. Und Lachlan

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