088 - Die Alpträume des Mr. Clint
heraus konnte und startete den Jaguar. Sie raste durch
den düsteren, regnerischen Abend zurück auf die A 831, Richtung
Nervenheilanstalt.
●
Am Nachmittag
noch hatte Larry Brent viel Zeit verloren. Er hatte sich nicht nur den Dingen
widmen können, die für ihn unmittelbar von Interesse waren. Krankenbesuche
hatten auf dem Programm gestanden. Das mußte erledigt werden, wollte er
vermeiden, daß weitere Verdachtsmomente gegen ihn aufkamen.
Den Chefarzt
hatte er praktisch den ganzen Tag nicht mehr zu Gesicht bekommen. Es schien,
als meide Dr. Frelly die Begegnung mit ihm.
Rasch und
ohne Komplikationen hatte Larry Brent die Fernsehüberwachungsanlage in Harold
Glancys Zimmer installieren können.
Aber nun war
es auch schon wieder Abend, und er hatte noch keine Gelegenheit gefunden, sich
im Zimmer des toten Dr. Floyd Merredith näher umzusehen, obwohl ihm dies nach
dem Vorfall in Beauly dringend angeraten schien. Während er in Merrediths Privatraum
ging, dachte er daran, wie wichtig es war, den Monitor zu beobachten, der das
Bild aus Harold Glancys Zimmer lieferte.
Auf dem Gang
begegnete ihm an diesem Tag zum zweiten Mal Susy Wyngard.
»Ich dachte,
Sie wollten sich die Nacht in einem Tanzlokal um die Ohren schlagen?« scherzte
Larry.
Die
blondgelockte Schwester lachte. »Ich wäre schon gern gegangen. Aber mir fehlte
der richtige Begleiter.«
»Aber
Schwester! Bei Ihrem Aussehen! Sie brauchen nur mal kurz zu blinzeln, und schon
stürzen sich die Männer auf Sie, wie die Wespen auf den Zwetschgenkuchen.«
»Danke für
den Vergleich.«
»Süß zieht
an, das ist nicht spöttisch gemeint.« Larry wußte nur zu gut, daß sie das auch
gar nicht böse aufgenommen hatte. »Haben Sie Ihren Freund nicht erreicht?«
»Ich habe keinen
festen Freund. Eine Menge Bekannte. Aber die mag ich nicht. Haben Sie keinen
freien Abend?« Der Augenaufschlag und die wie hingehaucht klingende Frage
ließen X-RAY-3 erkennen, woher der Wind wehte.
»Ich würde
gern ein paar Runden mit Ihnen drehen«, entgegnete Larry. »Aber da ist etwas zu
erledigen, das keinen Aufschub duldet.«
»Wenn ich
Ihnen helfen kann, tue ich das gern. Vielleicht können wir gemeinsam den Job
abkürzen?« Der Vorschlag kam für Larry wie aus heiterem Himmel.
»Ich bin fast
so unverschämt, Ihr Angebot anzunehmen«, murmelte er.
»Es geschieht
nicht uneigennützig, Doktor. Beim Ausgehen können Sie alles wiedergutmachen.«
»Ich werde
mir alle Mühe geben.«
»Das wird
Ihnen bei mir nicht schwer fallen.« Das Flüstern war eine Verheißung.
Sie stand
dicht vor ihm. Ihr Gesicht war ganz nah vor dem seinen. Er roch das dezente
Parfüm und spürte den Hauch, der sich von ihren verlockenden, feucht
schimmernden Lippen löste. Sie öffneten sich leicht.
Larry
brauchte sich kaum nach vorn zu beugen, um seinen Mund auf ihre Lippen zu
pressen.
Ihre
schlanken, warmen Hände legten sich um seinen Nacken.
X-RAY-3 war
nicht ganz bei der Sache. »Wir sollten das Schäferstündchen nicht unbedingt auf
den Gang verlegen, Schwester«, wisperte er, während er sich sachte von ihr
löste. Rasch sah er sich um und vergewisserte sich, ob niemand Susy Wyngards
plötzlichen Zärtlichkeitsausbruch beobachtet hatte. »Stellen Sie sich vor, John
Haggerty taucht plötzlich hier auf.« Er schmunzelte. »Wenn er merkt, daß ich
als sein Nebenbuhler fungiere, springt er mir an die Kehle. Bei seinem
Temperament.«
Sie lachte,
strich mit beiden Händen über sein Gesicht und drückte mit dieser Zärtlichkeit
ihre Zuneigung zu ihm aus. »Haggerty wird heute keinen Mucks mehr von sich
geben, Larry«, sagte sie leise. »Dr. Frelly hat Haggerty ein starkes
Schlafmittel gegeben. Vor morgen früh wird er nicht zu sich kommen. Sollte er
wider Erwarten doch nicht so darauf ansprechen, dann wird er Schwester Edith
begegnen. Und die ist fünfzehn Jahre älter als ich und trägt längere Röcke. Das
wird ihn kaum derart in Rage versetzen, daß sich das von gestern abend
wiederholen wird.« Sie sah immer strahlend aus. Egal, was sie erzählte.
Larry weihte
Susy ein, so weit er das verantworten konnte. Er sprach von einem neuartigen
Experiment. Dazu sei es wichtig, daß ständig jemand einen Beobachtungsposten
innehabe.
Als Susy
hörte, daß dieser Beobachtungsposten in Larrys Zimmer war, fragte sie lächelnd,
wie lange sie dort allein sein würde.
»Solange, wie
ich es verantworten kann«, erklärte X-RAY-3. »Solltest du meine Hilfe
benötigen, informiere mich umgehend über
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