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088 - Die Alpträume des Mr. Clint

088 - Die Alpträume des Mr. Clint

Titel: 088 - Die Alpträume des Mr. Clint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Moodor-Clint wurde wirksam.
    Morna
Ulbrandson hielt den Atem an.
    Sie zählte
insgesamt elf kleine Skulpturen, die von einem bestimmten Augenblick an durch
eine unsichtbare Macht selbständig geworden waren.
    Die
Bewegungen der kleinen Menschlein aus Ton wirkten fließend und geschmeidig.
    Die Gestalten
blieben zum Teil in dem dämmrigen Zimmer, andere verließen den Raum. Sie
wanderten durch das große stille Haus. Sie hatten keine Aufgabe und kein Ziel.
Bewegten sich einfach. Sie wurden von einer ungeheuerlichen geistigen Kraft
gesteuert und angetrieben.
    Wurden sie
das wirklich? Die Frage formte sich blitzartig im Bewußtsein der Schwedin.
    Sie reagierte
sofort, bückte sich und nahm kurz entschlossen eine Skulptur vom Boden auf.
    Das
Tonmännchen drehte den Kopf, strampelte mit den Beinen und drückte mit den
winzigen Armen gegen ihre schlanken Finger.
    Deutlich
spürte Morna den Druck und merkte jede Bewegung. Ihr Verstand begriff das
Geschehen nicht. Sie war zu diesem Zeitpunkt noch bereit, an eine Halluzination
zu glauben.
    Sie hatte
sich das, was die mordgierigen alten Damen erzählten, wohl zu sehr zu Herzen
genommen, daß sie jetzt schon Dinge sah, die es gar nicht gab.
    Aber sie sah
diese Dinge nicht nur. Sie spürte sie sogar. Auch in unangenehmer Form. Die aus
Ton lebensecht nachgebildete Gestalt senkte den kleinen, nicht mal
tennisballgroßen Kopf und schlug ihre Zähne in den Daumen der Schwedin.
    Morna zuckte
zusammen, als sich die harten Spitzen in ihre Haut bohrten. Es fühlte sich an,
als würden mehrere dicke Nadeln in ihren Daumen gestochen werden. Morna biß die
Zähne zusammen und ließ die Figur schnell los. Aber wie eine Ratte hatte sie
sich festgebissen, und die Schwedin mußte sie mit Gewalt von ihrem Finger
reißen. Blut und Hautfetzen von ihrem Daumen blieben zwischen den Zähnen der
Skulptur hängen.
    Als sie
wieder auf den Beinen stand, lief sie einfach weiter, als sei nichts gewesen.
    Morna
verharrte an der Stelle, wo sie stand, um das unglaubliche Geschehen zu
verfolgen. Einige Minuten ließ sie die Szene auf sich wirken, dann verließ sie
das Totenzimmer endgültig. Die lebenden Tonfiguren kümmerten sich nicht um sie.
    Die Schwedin
stand im Bann des Ereignisses. Sie hatte sich die Figur, die ihr in den Finger
gebissen hatte, genau angesehen. Es gab an dem braunen Körper keine Naht, die
darauf hinwies, daß hier eine Abdeckstelle vorhanden war, hinter der eine
Miniaturmechanik zu vermuten war. Die Skulptur war wie aus einem Guß gefertigt.
    Sie waren
kleine künstliche Menschen, Homunkuli. Und Lachlan Moodor-Clint, ihr Schöpfer,
hatte ihnen eine Seele gegeben.
    Konnte man es
so bezeichnen?
    Morna merkte,
daß sie immer weiter in eine Sackgasse geriet, je intensiver sie sich mit dem
Problem beschäftigte.
    Sie mußte
noch mal hierherkommen. Aber in der Begleitung von Larry Brent.
    Es gab hier
eine Menge zu entdecken und zu erforschen. Aber dazu brauchte man Zeit. Und die
hatte sie im Moment nicht.
    Auch die
beiden toten Frauen mußten weggeschafft werden. Doch mit der Unterrichtung der
zuständigen Stellen wollte sie im Moment noch warten. Jeder Außenstehende, der
jetzt Moodors Haus betrat, konnte mehr Spuren verwischen, als gut war.
    Von der
Wohnungstür her warf die Schwedin noch mal einen Blick in die Runde. Die
Männchen bewegten sich und wirkten wie das mechanische Spielzeug eines Kindes.
Aber dieser Eindruck stimmte nicht ganz. Irgend etwas fehlte: Der Beobachter,
der sich dieses magische Spielzeug geschaffen hatte.
    Alles war zu
reiner Mechanik geworden, etwas, was sich wahrscheinlich jeden Tag zur selben
Zeit abspielte, weil ein Programm es so auslöste.
    Vielleicht
hatte Lachlan Moodor-Clint nicht nur eine Guillotine gebaut, sondern eine
Mechanik entwickelt, die wie ein Elektronengehirn die Figuren steuerte, die er
sein ganzes Leben lang hatte lebendig sehen wollen.
    War irgendwo
hier im Haus eine Art Impulsgeber, der eine winzige elektronische Anlage im
Innern der Körperchen aktivierte?
    Morna war
noch immer nicht bereit, die Hinweise der beiden alten Frauen als bare Münze zu
nehmen. Aber ein Gefühl warnte sie. Nicht umsonst hatte man Larry Brent in das
Sanatorium am River Enrick geschickt.
    Er war
möglicherweise Lachlan Moodor-Clint näher, als er vermutete! Und damit befand
er sich in der Höhle des Löwen, der jeden Augenblick zupacken konnte.
    Morna verließ
das gespenstische Haus, nahm den Schlüssel an sich, schloß die Haustür ab,
damit niemand hinein und

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