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0881 - Das Kind der Mumie

0881 - Das Kind der Mumie

Titel: 0881 - Das Kind der Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gerettet.«
    »Schon, das ist die eine Seite. Aber ich werde nicht vergessen, wie der Mann im Supermarkt gestorben ist. Dieser Junge ist ein Januskopf. Er hat zwei Gesichter, verstehst du?«
    »Stimmt.«
    »Wenn ich nur wüßte, was er will.«
    »Das wird er Shao erzählen.«
    Suko räusperte sich. »Ich möchte es auch wissen.« Er schaute in die goldenen Augen, die ihren großen Glanz verloren hatten und nur noch matt schimmerten. »Dieser Junge ist ein Rätsel, und ich frage mich, wo er herkommt und wer seine Eltern gewesen sind.«
    Shao hatte sich mit ihm auf das Bett gesetzt. Die beiden flüsterten miteinander. Wir sahen, daß die Chinesin einige Male nickte, dem Junge über das dunkle, halblange Haar strich und sich uns zuwandte. »Er heißt Kinok, und er möchte, daß ich ihm zuhöre.«
    »Du allein?« fragte Suko.
    »Das denke ich schon.«
    Suko erhob Einspruch. »Sag ihm bitte, daß wir dies nicht akzeptieren können. Wir müssen dabeisein. John denkt ebenso.«
    Shao wandte sich an den Jungen. »Hast du es gehört? Ich soll nicht allein bleiben mit dir. Ich will ehrlich sein, das ist auch meine Meinung. Die beiden Männer sind Freunde von mir, sehr gute Freunde sogar. Ich mag sie, und ich gebe ihnen recht.«
    Kinok überlegte. Er strich durch sein Haar. Dann wanderte die linke Hand nach unten und glitt über seine Gesichtshaut hinweg, die geschmeidig war wie Seide. Die Brauen über den goldenen Augen bildeten zwei dunkle, gebogene Striche, und als er eine Antwort gab, wandte er sich an Shao. »Du stehst mir näher, ich spüre es. Die anderen beiden sind mir zu fremd.«
    »Aber sie gehören zu mir, Kinok.«
    »Ja, ich weiß es.« Er schaute zur Decke, während seine Zunge seinen Mund umschmeichelte.
    »Wir können auch woanders hingehen«, schlug Shao vor und warf uns bei ihrem Vorschlag einen fragenden Blick zu. Sie war beruhigt, als wir nickten. Sogar Tanner machte mit.
    Kinok bewegte seine Hände. Sie waren schmal, die Finger lang, die Haut leicht gebräunt, und ich dachte daran, daß diese Finger Shaos Hals so wundersam geheilt hatten.
    Auf der einen Seite stand dieses positive Zeichen, auf der anderen waren die beiden Toten zu beklagen. Ich für meinen Teil konnte Kinok nicht richtig einschätzen. Er war weder gut noch schlecht. Er war für mich noch ein gefährliches Neutrum mit magischen Kräften.
    »Sag etwas«, bat ihn Shao.
    Kinok nickte. »Nur weil du es bist«, flüsterte er. »Aber nur, weil du es bist.«
    »Danke. Dann können sie also dabeisein?«
    »Aber sie dürfen nicht stören, sonst ist der Zauber verschwunden. Und ich will auch woanders hin.«
    »Wir könnten zu uns fahren«, schlug Suko vor.
    »Okay«, flüsterte Shao und wandte sich an ihren Schützling. »Möchtest du das?«
    »Wo ist es?«
    »Nicht weit.«
    Kinok überlegte. Er war mir ein Rätsel, nicht allein deshalb, weil er unsere Sprache perfekt beherrschte, ich hatte den Eindruck, als wäre er uns mit seinem Wissen überlegen, und zum wiederholten Male stellte ich mir die Frage, woher er stammte, wo seine Wurzeln genau lagen. Ägypten war mir zu ungenau.
    Kinok erhob sich. Er faßte dabei Shao an und ließ ihre Hand auch dann nicht los, als sie ebenfalls aufgestanden war. »Ich habe mich entschlossen, euch zu vertrauen. Ich werde mit euch gehen.«
    »Das ist gut.«
    »Ist es denn weit?«
    »Nein, aber wir werden mit dem Auto fahren müssen.«
    »Das ist nicht schlimm«, flüsterte er, zog Shao weiter und hatte nur Blicke für sie, als die beiden uns passierten und Shao uns zuflüsterte, daß sie im Flur auf uns warten wollte.
    Wir ließen sie aus der Suite gehen, und erst dann stöhnte unser Freund Tanner auf. »Das ist ein Hammer«, sagte er, »und ich stehe dabei und lasse einen Mörder laufen.« Er schaute Suko böse an.
    »Er ist doch ein Mörder - oder?«
    »Nicht direkt, wenn du den Tod des Mannes im Supermarkt meinst.«
    »Der mit dem dritten Auge.« Tanner schüttelte den Kopf. »Ich komme damit nicht zurecht. Allmählich habe ich den Eindruck, daß ich zu alt für den Job geworden bin.«
    »Nein!« widersprach ich. »Es ist nur nicht dein Fall, Tanner.«
    »Das denke ich auch. Tut euer Bestes! Ich werde hier in der Suite bleiben und auf meine Kollegen warten.« Er hatte schon den Hörer des Telefons abgehoben. »Aber gebt mir bitte Bescheid, wie sich dieser Fall noch entwickelt.«
    »Versprochen«, sagte ich.
    Tanner tippte an seine Hutkrempe, und somit waren wir entlassen. Im Flur warteten Shao und der Junge. Er hatte

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