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0881 - Zentrum der Angst

0881 - Zentrum der Angst

Titel: 0881 - Zentrum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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etwas Neues im ewigen Kampf gegen die dunklen Mächte? Improvisation war ein Rüstzeug, dass man im Zamorra-Team besser in Massen besaß. Die beiden Männer nickten einander kurz zu.
    Dann stand Zamorra auf. Merlins Stern einzusetzen hatte wenig oder gar keinen Sinn. Das Amulett war eine Verteidigungswaffe - es reagierte, wenn sein Träger angegriffen wurde. Das war in diesem Augenblick nicht der Fall. Zudem ging es darum, die Praetoren abzulenken, ihre Phalanx aufzulösen, damit der Weg zum Schacht frei wurde.
    Der Professor wählte einen ganz anderen Weg.
    Keiner der Praetoren blickte nach oben. Stumm und starr standen sie an ihren Plätzen, die Augen geradeaus gerichtet. Die feinen Wolkengespinste, die sich über ihren Köpfen bildeten, entgingen den Wesen vollkommen. Zamorra konzentrierte sich, verdichtete den Zauber, den er hier bewirkte.
    Und dann war es so weit - der erste Tropfen fiel zu Boden, platschte mitten auf den kahlen Schädel eines der Praetoren. Behäbig hob der eine Hand, wischte sich über den Kopf. Dann blickte er auf seine Finger… rot… eine rubinrote Flüssigkeit, nicht viel, ein Rinnsal nur. Ein zweiter Tropfen traf seinen linken Fuß, dann begann es zu nieseln, immer heftiger. Unruhe kam in die Kreaturen, Unruhe und Nichtverstehen.
    Nichtverstehen, denn die blendend weiße Straße unter ihren Füßen war plötzlich gesprenkelt mit roten Flecken, die in ihrer monochromen Umgebung wie winzige Aufschreie wirkten. Als hätte ein Kunstmaler nach getaner Arbeit seinen Pinsel achtlos auf einem weißen Bogen Papier ausgeschüttelt. Die Praetoren waren Kämpfer, ihre mächtige Waffe war die Klangmagie… ihre Körper verfügten über enorme Kräfte. Doch mit einer Situation fertig zu werden, die es so ja nicht geben durfte, dazu fehlte ihnen Flexibilität. Genau das war es, was Zamorra gehofft und eingeplant hatte.
    Verwirrung machte sich unter den Wesen breit, als aus dem Nieselregen ein recht heftiger Guss wurde. Exakt in diesem Moment griff Laertes ein. Er sprang vom Flachdach auf die Straße - nein, er sprang nicht: Laertes schwebte zu Boden. Der Block, der sich von innen in Armakath aufgebaut hatte, hielt ihn hier zwar fest, doch der Sprung war nicht alles, was die Uskugen-Magie zu bieten hatte.
    Zamorra reagierte zeitgleich, doch bei ihm war es tatsächlich ein Fallen, das er geschickt mit einer Körperrolle abdämpfte, die ihn sogleich wieder auf die Füße brachte. Laertes' Sohlen hatten die Straße noch nicht berührt, da schossen schwarze Strahlbahnen aus den Fingern des Vampirs - die Kraft dieser lichtlosen Energie hatte sogar dem Vampirdämon Sarkana schwer zu schaffen gemacht.
    Die Stele des Werdens hielt ihr jedenfalls nicht einen Wimpernschlag lang stand!
    Das Steinobjekt explodierte, traf die Praetoren, das Wurzelhaus, ohne Schaden anzurichten. Das war auch nicht der Sinn dieser Aktion gewesen. Einzig und allein die Verwirrung war ihr Ziel, und dieses Ziel wurde voll und ganz erreicht.
    Keiner der Praetoren war noch in der Lage, Zamorra oder Laertes aufzuhalten, als die beiden in das Wurzelhaus hineinstürmten. Nur zwei Schritte hinter dem Eingang blieb Laertes ruckartig stehen, wirbelte herum. Zamorra erkannte die Gefahr zu spät, doch der Uskuge schien ein untrügerisches Gespür für solche Situationen zu haben. Ein Praetor hatte es geschafft, seine Verunsicherung abzustreifen. Sein Mund öffnete sich bereits, um die Klangmagie gegen die beiden Angreifer einzusetzen.
    Ein intensiver Energiestoß aus Laertes' Fingern ließ den Koloss wanken, trieb ihn einige Meter nach hinten. Er fiel nicht, doch er stieß gegen einen seiner Artgenossen. Diese Wesen, das hatte sich schon früher gezeigt, waren selbst mit gebündelter Magie kaum zu besiegen. Wieder war es Laertes, der am schnellsten reagierte. Die Magie, die aus seinen Händen strömte, fächerte sich breit auf. Wie ein Schirm legte sie sich vor den Eingang des Gebäudes.
    »Das wird sie nicht lange aufhalten. Los, wir müssen in den Schacht.«
    Zamorra zögerte nicht einen Moment lang, dieser Aufforderung nachzukommen. Sie hatten als Primärziel den Schutz des Schachtes - zumindest hofften er und der Uskuge, dass die Praetoren dort ihre Waffe nicht einsetzen würden.
    Wenn doch, dann waren sie definitiv verloren…
    ***
    Sabeth schrie vor Wut.
    Wut und brennendem Durst!
    Der Krieger hatte sie attackiert, hatte die Wächterin mit seinem Schild daran gehindert, ihr Opfer zu schlagen. Ein Frevel, wie es ihn wohl zuvor noch nicht

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