0882 - Reise in die Hölle
schon die nicht enden wollenden Klagerufe. Dazu musste sie nicht erst die geplagten Seelen oder das, was von ihnen übrig blieb, betrachten.
Konnte man Seelen überhaupt sehen? Vielleicht war das nur in der Hölle möglich? Sie wusste es nicht.
»Oder?«
»Oder du wirst zumindest zu einer der unseren.«
»Du meinst…« Sie wagte nicht, ihren Verdacht auszusprechen.
»Eine Höllendienerin oder ein Dämon! Du gebärst ein Höllenkind…«
Carries Augen wurden groß. Sie stolperte einige Meter rückwärts und schüttelte dabei den Kopf. Nun wusste sie auch, was er mit seiner Bemerkung »an jedem heutigen Jahrestag und ein einziges Mal in naher Zukunft darüber hinaus etwas… Körpereinsatz« gemeint hatte. Er wollte sie schwängern und sie sollte sein Höllenkind austragen!
»Das kannst du mir nicht antun!«, stieß sie fassungslos hervor. »Warum bist du so grausam zu mir? Was habe ich dir getan?«
»Du hast es dir doch schon längst selbst angetan«, berichtigte Vassago sie. Er spie verächtlich vor ihr aus, und unter seinem Speichel begann der Boden zischend zu brodeln und zu verdampfen. »Seit damals, als du bei meiner Beschwörung mitgemacht hattest. Weshalb wohl glaubst du, dass ich es mit dir getrieben habe? Bestimmt nicht, weil ich dich attraktiv finde! Glaube bloß das nicht. Jede Teufelin ist attraktiver als du.«
Damals wusste sie nicht, was ihr Verhalten für Konsequenzen hatte. Dazu besaß es einen außergewöhnlichen Reiz, mit einem Dämon zu schlafen. Außerdem glaubte sie an jenem Tag, dass es irgendein gefahrloser Humbug wäre.
Wie man sich doch irren kann!
Die Ereignisse der letzten Stunden waren zuviel für sie. Carrie blieb die Luft weg, sie griff sich an den Hals. Alles schien sich um sie zu drehen.
Sie sank in sich zusammen und fiel auf den Boden. Ihre Bewusstlosigkeit würde nicht lange anhalten.
Vassago schüttelte den Kopf. Die Menschenfrauen früher hatten weit mehr ausgehalten. Bei den heutigen Modepüppchen wurde der Spaß für einen Dämon stark dezimiert.
Ein telepathisches Signal erreichte ihn. Der Spiegel des Vassago wurde beschworen!
Er fluchte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Ausgerechnet jetzt!
Dem Ruf würde er nicht lange Gegenwehr leisten können. Aber vorher musste er erst seine Gefangene sicher verstecken. Er kannte doch die Mitglieder der schwarzen Familie. Der erste, der Carrie fand, würde Ansprüche auf sie erheben, und das wollte Vassago nicht.
Sie gehörte ihm allein!
Er hob die Bewusstlose auf, versetzte sich in den Teleport und legte sie in einem Versteck ab, einer Höhle, deren Wände rot glühten. Vorher wusste man nie, wie lange eine Beschwörung dauern würde, außerdem wollte er nicht, dass ihn Carrie Ann Boulder in einer für ihn hilflosen Situation sah.
Vassago versetzte sich erneut in den Teleport. Für Beschwörungen hatte er sich eine eigene Höhle ausgesucht, in der ihn niemand stören konnte.
Er war vor der Entmaterialisierung so auf die kommende Beschwörung konzentriert, dass er nicht den Irrwisch bemerkte, der sich in Carrie Anns Höhle befand.
***
Die SR02 verlangsamte ihr Tempo und kam zum relativen Stillstand, etwa eine halbe Lichtstunde von dem toten Mond entfernt. »Ich denke, das reicht als Sicherheitsabstand.«
Kobylanski nickte. »Der Ansicht bin ich auch.«
Fragend sahen die beiden Zamorra und Nicole an.
»Ja«, sagte der Dämonenjäger nur.
»Okay. Zentrale an Waffenstand -Torpedo laden«, ordnete Kobylanski an.
»Aye, Sir.«
Der Pilot lächelte. Nach einer Weile sagte er: »Jetzt bin ich mal gespannt, ob es funktioniert.«
»Nicht nur du, Valentin.« Zamorra nickte ihm fröhlich zu.
Dann warteten sie ab, bis der Torpedo geladen war. Das dauerte nicht lange.
Kobylanski startete den Antrieb wieder und begann den Spider auf sein Ziel auszurichten. Das dauerte schon länger, weil es Millimeterarbeit war.
»Fertig«, sagte er schließlich. »Waffenstand - klar zum Feuern.«
»Klar zum Feuern, Sir!«, kam die Bestätigung.
»Feuer!«
***
»Wen haben wir denn da?« Der Irrwisch, einer jener irrlichternden Hilfsgeister der Hölle, zwitscherte erstaunt, als er Carrie alleine in ihrer Höhle sah. In Gegenwart des Dämons hätte er sich nie erlaubt, von sich aus näher zu kommen. Er hatte zu warten, bis ihn ein höhergestellter Höllendiener rief und ihm seine Befehle gab.
»Das ist doch eine Menschin«, hauchte der kleine Namenlose. Er wusste nicht viel über Menschen und glaubte, dass diese Wesen ihre Weibchen
Weitere Kostenlose Bücher