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0882 - Reise in die Hölle

0882 - Reise in die Hölle

Titel: 0882 - Reise in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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war doch noch gar nicht gestorben!
    Oder hatte Vassago sie beim Übergang in diese lebensfeindliche Welt oder Dimension, oder was es auch immer darstellen sollte, getötet und sie existierte in einer anderen Form fort?
    »Ich habe dich nur hierher versetzt«, sagte der Dämon, gerade so, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Du lebst… noch…«
    Er wollte nicht weiter erklären, was er damit meinte.
    Vassago blickte sie kurz an und Kraft seiner Magie sorgte er dafür, dass sie sofort leichter atmen konnte. Sie begriff im gleichen Augenblick, das er ihr eine unwahrscheinlich geringe Chance gab: er wollte also nicht, dass sie jetzt gleich starb.
    Je verzweifelter sie nach einem Ausweg aus ihrer Lage suchte, desto weniger fiel ihr ein, wie sie ihr Schicksal noch wenden konnte.
    »Schau dich gut um, meine Liebe«, empfahl Vassago. »Du musst wissen was um dich herum vorgeht, wenn du hier überleben willst!«
    Schon wieder eine dieser eigenartigen Aussagen, auf die sich Carrie keinen Reim machen konnte und die Vassago nicht näher erläutern wollte. Deshalb folgte sie seinem Rat und blickte sich genauer um, wo sie gelandet war.
    Unruhige Feuer waberten wohin sie auch schaute und sorgten jeden Augenblick für neue Lichtverhältnisse. Über ihnen erstreckte sich ein in rotorange glühender Himmel ohne Sonne. Dicker, schwarzroter Rauch quoll empor, der wahrscheinlich von Blut gefärbt war. Langgezogene Schmerzensschreie, die nicht enden wollten, erfüllten diesen Ort. Sie hallten von den Wänden der Berge wider und kamen als vielfaches Echo zurück.
    Die feinen Härchen in Carries Genick und auf ihren Oberarmen stellten sich auf. Ihr war übel wie noch nie vorher.
    »Was war das?«, hauchte sie, um innere Fassung ringend.
    »Das?« Vassago sah aus, als müsse er erst überlegen. »Das sind die Tümpel der brennenden Seelen. Die sind auf ewig verflucht und schreien um Erlösung von ihrer Qual. Sie winseln um Gnade, obwohl sie wissen, dass es keine Erleichterung für sie geben wird. Dafür haben sie in ihrem vorherigen Leben zuviel Schuld auf sich geladen.«
    »Das ist… unmenschlich«, murmelte Carrie erschüttert.
    »Wir sind keine Menschen«, erinnerte sie Vassago. »Aber manchmal handeln wir menschlicher als ihr.«
    Carrie wusste nicht was sie darauf antworten sollte, doch sie ahnte, dass er irgendwie recht hatte.
    Nach einer kurzen Pause fuhr Vassago fort, dozierend wie ein Professor: »Das, was die Menschen Hölle nennen, ist eine in sich geschlossene, komplexe Welt. Sie existiert am gleichen Ort und ist doch nur für wenige erreichbar, die wissen, wie diese Barriere zu überwinden ist. Für die wenigen Wesen, die die Tore zu den Schwefelklüften kennen. Die Hölle ist teilweise instabil und variabel, sie verändert ihr Aussehen und ihre Struktur ständig. Wo heute noch feste Wege sind, kann morgen das absolute Nichts sein, und übermorgen kann dort sogar eine Stadt emporwachsen. Auch wenn du dir das nicht vorzustellen vermagst… Richtungen spielen hier keine Rolle, und Zeit ist ohne Bedeutung. Sie existiert, sie verstreicht auch, aber sie ist unwichtig für uns.«
    Das Geschrei der brennenden Seelen wurde etwas leiser.
    »Da hat sich wohl ein Berg dazwischen geschoben«, lautete Vassagos einziger Kommentar dazu.
    Carrie ballte die Hände zu Fäusten, bis die spitzen Fingernägel in den Handballen eindrangen. Der Schmerz bewies ihr, dass sie nicht träumte - obwohl sie sich nichts sehnlicher als gerade das wünschte.
    »Wir befinden uns in einem der variablen Teile der Hölle«, erklärte der Dämon. Seltsamerweise wirkte er auf sie hier weit weniger bedrohlich als auf der Erde. »Da müssen wir aufpassen.«
    »Und was wird aus mir?« Carrie stand kurz davor überzuschnappen. Nicht mehr lange und sie würde einen Nervenzusammenbruch erleiden.
    »Als Mensch kannst du die sieben Kreise der Schwefelklüfte nicht mehr verlassen«, bestimmte Vassago weiter. »Dazu hättest du dich an unsere Vereinbarung halten müssen. Du hast nur zwei Möglichkeiten.«
    Carrie atmete tief ein. Ihr Herz schlug so stark, dass sie befürchtete, er könnte es hören. Im gleichen Augenblick ärgerte sie sich über ihre eigene Dummheit. Hier und jetzt würde sie ihr weiteres Schicksal hören und sie gab sich mit solchen Gedanken ab!
    »Und das wäre?« Verdammt, warum musste er sie nur so peinigen?
    »Entweder du steigst freiwillig zum Chor der brennenden Seelen zu den Tümpeln hinab…«
    Das wollte sie selbstverständlich nicht. Ihr reichten

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