0883 - Die große Pyramide
Bewohnern der Stadt und einigen Gästen des Hotels. Sakero entspannte sich ein bißchen, hob das Glas und beobachtete Manor und Yana. Er wußte es nicht, er erkannte es nicht, aber seine Empfindungen, die er schon in der Grabkammer der Pyramide gehabt hatte, wurden bestätigt: An dieser Konstellation war etwas grundfalsch.
Irgendwann, nach einer Reihe ähnlich bedeutungsloser Dialoge, hatte er das Spiel satt. Er verschwendete seine Zeit. Er sah auf die Uhr und bemerkte laut: „Ich werde erwartet. Bitte, entschuldigen Sie mich. Kommst du mit, Yana?"
Yana schüttelte den Kopf.
„Ich komme nach. Keine Sorge, morgen früh bin ich wieder voll im Einsatz!"
„Das wäre sehr nützlich", entgeg-nete Cherto großmütig. „Du weißt, daß du gebraucht wirst und wir uns auf dich verlassen."
Yana lächelte ihn geistesabwesend an. Cherto, in dem mehrere Gedanken miteinander stritten, stand auf und empfing einen eindringlichen Blick aus den merkwürdigen Augen Manors. Wieder fühlte er, daß seine gesamte Denktätigkeit für einen Sekundenbruchteil aussetzte. Er schüttelte Yanas Hand und ergriff die des Fremden. Obwohl der Händedruck fest und sicher war, empfand Cherto einen rätselhaften Anflug von Abscheu und weiterer Unsicherheit. Manor sagte gleichgültig: „Viel Erfolg, Mister Sakero!"
„Wir werden ihn dringend brauchen."
„Ich bin ganz sicher, daß Sie Erfolg nötig haben."
Wahrend Cherto auf den Ausgang zusteuerte, horchte er auf den Klang der Worte in seinem Gedächtnis. Sie waren unverkennbar sarkastisch gemeint. Er verließ das Restaurant und blieb vor seinem Gleiter stehen. Die kühle Nachtluft genoß er in vollen Zügen; sie wirkte auf ihn wie prickelnder Sekt. Der negative Nachgeschmack dieses Abends verschwand nur langsam. Nachdenklich machte er eine kleine Rundfahrt durch die Stadt. Auch Memphis Zwei gehörte zu jenen Siedlungen, in denen die restaurierten Altertümer und die Neuzeit nahtlos ineinander übergingen oder sehr reizvolle Gegensätze bildeten. Aber auch diese Stadt belebte sich nach dem großen Exodus von Gäa, bedingt durch die geradezu gewaltig aufwendige Arbeit des Neuaufbaus, nur langsam. Als Cherto Sakero wieder das Hotel nahe der Pyramide erreicht hatte und auf sein Zimmer gehen wollte, erfuhr er vom Attentat auf Farrell. Augenblicklich verwandelte sich seine vorübergehende Entspannung in Unzufriedenheit und die Erwartung neuer Schwierigkeiten.
„Makaber!" murmelte er. „Wir haben einen mächtigen, unsichtbaren Gegner."
6.
Das halbasketische Leben, das Ju-lian Tifflor an dreihundertsechzig Tagen des Jahres führte, langweilte ihn und ließ ihn nervös und zerstreut werden. Heute war ein solcher Tag. Acht Uhr morgens, und schon saß er an seinem dokumentenübersäten Schreibtisch in der Administration. Das dringende Bedürfnis, etwa auf einem kleineren Saurier zu reiten, einen schweißtreibenden Trainingslauf durch einen der noch verwilderten Parks der Hauptstadt oder mit einer heißblütigen Schwarzhaarigen einen Weekendausflug zu den Ringen des Saturns zu machen, überkam ihn. Trotzdem bewahrte er Disziplin und las weiter die Untersuchungsergebnisse der Psi-Suchkommission. Dabei trank er Kaffee, der extra schwarz für ihn zubereitet worden war.
Es war nicht so, daß eine Psi-Seu-che grassierte. Die Anzahl der Opfer, ausnahmslos jene pergamenthauti-gen Mumien, war statistisch gering. In Wirklichkeit war die Menge alarmierend.
Alle Untersuchungen, die man zu verschiedenen Zeiten in allen Teilen des Planeten durchgeführt hatte, ergaben letztlich nichts, was weiteres Vorgehen gerechtfertigte. Man befand sich am toten Punkt.
„Nur ein greller Blitz der Erkenntnis kann uns weiterhelfen!" murmelte er. Im gleichen Moment leuchtete ein Signalfeld auf. Tifflor ließ die Kaffeetasse sinken und berührte einen glimmenden Sensorpunkt.
„Ich sehe, der Arbeitstag hat angefangen. Wer will mich sprechen?"
Seine Sekretärin erklärte: „Drei interessante Gäste. Sie sagen, ihre Informationen würden den stagnierenden Psi-Untersuchungen zielsicher weiterhelfen!"
Tifflors Aufmerksamkeit war augenblicklich geweckt. Er vergaß Weekend, Saurier und Park und hob den Kopf. Wer konnte von der Kommission und deren Ergebnissen wissen? Er sagte sofort: „Bringen Sie bitte die Gäste herein und zusätzlichen Kaffee."
„Einen Augenblick, Sir."
Die Tür glitt auf. Tifflor, der gerade die Tasse abstellen wollte, erstarrte. Drei Personen kamen in den hellen Büroraum herein; ein
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