0885 - Kampfplatz der Bestien
besser – oder?«
Sally Pickford stand da mit gesenktem Kopf. Sie hatte zudem die Hände vor ihr Gesicht geschlagen, als wollte sie nichts, aber auch gar nichts mehr sehen und sich nur weit weg wünschen.
Schließlich nickte sie.
»Ja, gleich, Dick.«
Sally drehte sich um. Sie wollte in das Wohnzimmer gehen, blieb aber nach dem ersten Schritt stehen und erstarrte ebenso wie ihr Freund. Beide hatten sie das Geräusch vor der Tür gehört.
Sally kam wieder zurück. »Dick«, flüsterte sie, »Dick - da… da … ist jemand…«
Donovan nickte mit gequältem Gesicht, als würde er unter unsäglichen Schmerzen leiden.
»W… wer …?«
»Ich mache die Tür nicht auf.«
»Das hätte ich auch nie verlangt. Aber wir müssen wissen, wer da draußen lauert.«
»Kannst du es dir nicht denken?«
Sally schüttelte heftig den Kopf. »Verdammt noch mal, ich will daran nicht denken.«
»Ist schon okay, Sally, ist schon okay.« Dick mußte jetzt die Initiative übernehmen. Auch er hatte Angst vor dem, was da vor der Tür hockte und kratzte. Aber es gab keinen Weg zurück, nur noch einen nach vorn.
Das Geräusch hatte sich nicht mehr wiederholt. Dennoch traute er sich nicht, die Tür auch nur um einen Spalt zu öffnen. Er wollte auf eine andere Art und Weise herausfinden, welcher ungebetene Gast den Weg zum Haus gefunden hatte.
Rechts und links neben der Tür befanden sich zwei schmale Fenster. Das gelblich schimmernde Glas störte bei Tageslicht nicht, da konnten sie sehen, wer sich dem Haus näherte. Aber in der Dunkelheit mußte der Lehrer eines der Fenster öffnen, um etwas sehen zu können.
Er entschied sich für das rechte. Sally beobachtete ihn dabei und drückte ihm beide Daumen.
Es war alles in Ordnung im Haus. Es klemmte kein Fenster. Sie hatten sich beide zusammen mit den Handwerkern viel Mühe gegeben. Und er wußte, daß sich das Fenster auch lautlos öffnen ließ.
Trotz der Wärme im Innern des Hauses kam Dick der Griff kalt vor, wie die Klaue eines Toten. Er umklammerte ihn fest, dann drehte er ihn herum und zog das Fenster auf.
Kein Geräusch, zumindest kein lautes, das gestört hätte. Nur ein leichtes Schaben.
Noch stand er vor dem offenen Fenster und traute sich nicht, nach draußen zu schauen. Sally war näher gekommen. Sie hielt sich zwei Schritte hinter ihm auf.
Er lächelte und sah sie nicken. Sie war also einverstanden.
Der Lehrer beugte sich vor. Ihm war nicht wohl zumute, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er mußte und er würde den Weg zu Ende gehen.
Die kalte Luft spürte er wie einen Strom in seinem Gesicht, was sicherlich an den feuchten Nebeltüchern lag, die durch die viereckige Öffnung eindrangen.
Es war nichts zu sehen, aber das Außenlicht warf von oben seinen Schein gegen die unmittelbare Umgebung der Tür. Wenn dort jemand gestanden hätte, dann hätte ihn Dick Donovan trotz des Nebels sehen müssen. Aber es war niemand da.
Sein Herzschlag beruhigte sich. Dick wurde mutiger und beugte sich weiter nach vorn. Er drehte den Kopf nach links, jetzt konnte er direkt vor die Haustür schauen, wo die Nebelschwaden einen goldgelben Schein bekommen hatten, weil das Licht sie durchflorte.
»Und…?« hörte er Sally flüstern.
Dick schaute weiter, hob dabei die Schultern. »Es ist nichts, Sally, gar nichts.«
»Das gibt es doch nicht!«
»Doch.« Dick sagte es, ohne seine Haltung zu verändern.
Sally blieb hart. »Du hast das Kratzen an der Tür gehört, ich habe es vernommen. Verdammt noch mal, wir können uns nicht beide gleichzeitig geirrt haben.«
»Aber unsere Nerven sind überdehnt. Vielleicht haben wir uns gemeinsam etwas eingebildet.«
»Das glaube ich nicht!« zischelte sie.
»Aber ich sehe nichts!« Dick strich über seine Stirn, die nebelfeucht geworden war.
»Dann können wir ja fliehen.«
»Das denke ich…« Er verstummte.
Sally wartete zwei, drei Sekunden, bevor sie fragte: »He, Dick, was hast du?«
»Ach du Scheiße!« brachte er mit zitternder Stimme hervor. »Ach du Scheiße.«
Bei Sally klingelten bereits die Alarmglocken. »Mein Gott, was hast du denn?«
»Komm her, sieh selbst!«
Sie wollte nicht, sie wollte doch, sie wollte, und Dick rutschte etwas zur Seite. Als Sally ihn anschaute, da entdeckte sie, wie totenblass er geworden war, blasser als im Schuppen.
Sie trat dicht neben ihn. Ihre Hände zitterten, und sie schaffte es nicht, sie unter Kontrolle zu bringen. Sally brauchte sich auch nicht zu weit vorzubeugen, um zu
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