0885 - Kampfplatz der Bestien
Straße her, die kleinen Gemüsebeete, dann die Schatten der beiden Platanen, die jetzt aussahen wie übergroße Skelette, die ihre Arme ausgestreckt hatten, sich aber auch nur schemenhaft aus der grauen Suppe hervorschälten. Dick Donovan hatte seinen Wagen vor dem Haus geparkt, doch auch der Frontera war kaum zu erkennen.
Sie hörten auch nichts.
Zwar herrschte nie viel Betrieb in Fieldham, aber so still wie an diesem Abend war es selten. Bei solchen Wetterverhältnissen blieben viele zu Hause. Selbst im Pub herrschte dann gähnende Leere, während sich der Wirt sonst nicht über den Zustrom an Gästen beklagen konnte.
»Nun, dann wollen wir mal«, sagte Sally. Sie hatte ihrer Stimme einen besonders forschen Klang verliehen. Etwas Schauspielerei war schon dabei, denn so super fühlte sie sich auch nicht. Die linke Hand hielt sie an dem Rosenkranz fest. Sie glaubte, daß die geweihte Kette eine gewisse Wärme ausstrahlte, die nicht nur auf ihre Hand beschränkt blieb, sondern durch den gesamten Körper rann. Bei jedem Schritt knirschten auf dem Boden die kleinen Steine. Wie zwei Gespenster gingen sie durch den Dunst, kaum mehr beschützt vom blattlosen Geäst der beiden knorrigen Platanen.
Auf der Straße blieben sie stehen.
In der Nähe waren Wagen abgestellt. Sie sahen aus wie düstere Hügel. Im Haus gegenüber brannte Licht.
Keine Stimme drang an ihre Ohren. Die Stille hatte etwas Erschreckendes und Unheimliches. Zugleich wirkte sie fremd, und selbst die mutige Sally Pickford schauderte zusammen. Sie suchte noch mehr die Nähe ihres Freundes und hakte sich bei ihm ein.
Dick war die Veränderung ihres Zustandes nicht verborgen geblieben, und er fragte: »Willst du weitergehen?«
»Klar.«
»Gut.«
Vor ihren Lippen kondensierte der Atem. Beide hielten sich auf der Straßenmitte auf, so konnten sie die Häuser rechts und links gerade noch erkennen.
Das riesige graue Leichentuch hatte sich über den gesamten Süden und Südwesten der Insel gelegt und würde auch noch einige Tage bleiben, das zumindest war so vorausgesagt worden.
Sie sahen weder das Licht der Scheibe, noch hörten sie ein unheimliches Heulen in der Ferne, dafür aber vernahmen sie andere Geräusche, die vor ihnen aufklangen.
Beide blieben stehen.
Sally hakte sich bei ihrem Mann aus, und sie faßte sofort nach dem Rosenkranz.
»Da kommt jemand…«
Dick nickte und stoppte seine Partnerin. »Bleib du mal stehen, ich schaue nach. Wie es sich anhört, ist es ein Mensch.«
Es war ein Mensch. Er kam näher. Sie erkannten ihn schon am Gang. Nur einer im Ort schlurfte so. Der alte Freddy Line, der gebückt ging und so etwas wie ein Faktotum war, das sich schon in zahlreichen Berufen versucht hatte. Er war Einsarger, Totengräber, Küster und Gärtner gewesen, doch mit seinen einundsiebzig Jahren war er mittlerweile zu alt geworden, um noch irgendeiner Tätigkeit nachgehen zu können.
Er blieb stehen, als er die beiden sah. Freddy trug einen Hut, den er weit nach hinten geschoben hatte. »Na, auch noch unterwegs?«
»Ja.«
Der Alte schabte mit der Hand über die grauen Bartstoppeln. Sein Atem roch ebenso nach Whisky wie der der jüngeren Leute.
»Warum geht ihr denn los, wenn es so neblig ist? Solche Nächte sind nicht gut, nicht gut…«
»Wie kommst du darauf?«
Freddy zwinkerte, als er Dick anschaute. »Du bist doch Lehrer und auch schlau. Deshalb müßtest du wissen, daß in nebligen Abenden und Nächten die Geister besonders aktiv sind. Der Nebel öffnet die Tore zu den anderen Welten. Da können dann die längst Verstorbenen einen Blick in das Reich der Lebenden werfen. Hin und wieder verlassen auch Geister ihre Wohnstatt, um sich mit den Schleiern zu vereinigen. Der Abend heute ist besonders schlimm.«
»Warum denn?« fragte Sally.
Freddy Line hob die Schultern und spreizte die Hände, die er dann zuckend bewegte. »Warum? Das kann ich euch sagen. Ich habe sie gehört. Ich habe sie in der Ferne gehört, als sie plötzlich das schreckliche Jaulen ausstießen. Das sind sie, das sind die Boten der Finsternis, und ihr müßt es mir glauben.«
»Hast du sie auch gesehen?« fragte Dick.
»Nein, aber sie sind hier.«
»Woher weißt du das?«
Freddy spitzte die rissigen Lippen, bevor er antwortete. »Ich habe ihre Spuren gesehen.«
»Ach…«
»Ihr könnt es mir glauben.«
»Das tun wir ja, aber wo sind die Spuren?«
Der Alte dachte nach und schaute sie an. »Wollt ihr wirklich, daß ich sie euch zeige?«
»Ja, das wollen
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